Wirtschaft

"Dieser Vorgang sucht seinesgleichen" S-Bahn-Chaos ohne Ende

Die S-Bahn-Kunden müssen weiter leiden.

Die S-Bahn-Kunden müssen weiter leiden.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wegen neuer massiver Sicherheitsprobleme droht tausenden Fahrgästen der Berliner S-Bahn am Dienstag wieder ein Chaos. Für ein Rumpfangebot ist nur noch ein Viertel der Züge verfügbar, wie der Mutterkonzern Deutsche Bahn mitteilte. Zu erwarten sei "ein außerordentlich holpriger Tag", sagte der Chef des Bahn-Personenverkehrs, Ulrich Homburg: "Wir sind schockiert über diese Entwicklung, die nicht vorhersehbar war."

Auf der wichtigen Ost-West-Verbindung, der Stadtbahn, fahren zwischen Alexanderplatz und Westkreuz keine S-Bahnen. In der Innenstadt sollen die Ringbahnlinien S 41 und S 42 sowie die Nord-Süd-Linien S1, S2 und S25 ein "Basisangebot" bilden.

Ein "verlässlicher Notfahrplan", der vom Mittwoch an gelten soll, muss noch erarbeitet werden. Vorbild sei der Plan, der nach dem Bekanntwerden erster Sicherheitsmängel im Juli eingesetzt worden war.

Reisenden wurde empfohlen, in der Innenstadt U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen zu nutzen. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben sich laut Senat bereit erklärt, mit der S-Bahn wiederum über Nothilfen zu sprechen. Nach chaotischen Wochen im Sommer hatte die S-Bahn zuletzt mit viel Mühe wieder 60 Prozent der für einen planmäßigen Betrieb notwendigen Züge auf die Schiene gebracht.

Problem der Wartung

Nun seien bei Bremsversuchen vier kaputte Bremszylinder festgestellt worden, sagte Homburg. Zur Sicherheit würden daher alle Zylinder mit einer bestimmten Laufleistung sofort ausgetauscht. Der Schaden sei kein Problem der Konstruktion, sondern der Wartung. "Das ist ein Versäumnis der S-Bahn in der längeren Vergangenheit."

Ulrich Homburg muss bei der Verkehrssenatorin antanzen.

Ulrich Homburg muss bei der Verkehrssenatorin antanzen.

(Foto: dpa)

Bei der turnusmäßigen Aufarbeitung der Zylinder sei eine Schraube nicht wie vorgeschrieben erneuert worden. Ob die Rückkehr zum normalen Fahrplan wie bisher angestrebt im Dezember zu halten sei, könne man noch nicht absehen. Laut Eisenbahnbundesamt hat die S-Bahn "in eigener Verantwortung entschieden, eine große Zahl von Zügen stillzulegen."

Berlins Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer kritisierte die neuen Probleme scharf. Sie hatte sich mit Bahnmanagern zu einem erneuten "S-Bahn-Gipfel" getroffen. Nur wenige Stunden später habe die S-Bahn dem Land Berlin und allen Kunden erneut schwere Sicherheitsmängel mitteilen müssen, sagte die SPD-Politikerin. "Dieser Vorgang sucht seinesgleichen." Sie habe Homburg für Dienstag zu einem sofortigen Krisengespräch bestellt.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus, Franziska Eichstädt-Bohlig, kritisierte: "Es ist skandalös, wie sich der Senat von der Bahn an der Nase herumführen lässt."

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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