Wirtschaft

Kurswechsel in der Fernseher-Technik Samsung prescht mit OLED vor

Wandfüllende Wohnzimmermonster: In Las Vegas präsentierte Samsung noch 75-Zoll-LCD-Geräte.

Wandfüllende Wohnzimmermonster: In Las Vegas präsentierte Samsung noch 75-Zoll-LCD-Geräte.

(Foto: REUTERS)

Im Geschäft mit Flachbildfernsehern zeichnet sich der nächste große Umbruch ab: LCD-Displays bekommen Konkurrenz durch die Generation OLED. Die neue Technik verspricht kräftigere Farben, weniger Verbrauch und dünnere Bildschirme. Samsung reagiert mit einer strategischen Weichenstellung.

Strategische Weichenstellung eines Weltmarktführers: Samsung setzt auf OLED.

Strategische Weichenstellung eines Weltmarktführers: Samsung setzt auf OLED.

(Foto: dpa)

Der südkoreanische Elektronikriese Samsung will seine weltgrößte, aber zuletzt verlustreiche LCD-Sparte in ein eigenständiges Unternehmen ausgliedern.

Es ist das bisher stärkste Zeichen für den kommenden Wandel im Fernsehgeräte-Markt: LCD-Bildschirme sind nach jahrelanger Dominanz auf dem Höhepunkt, die Zukunft beansprucht die für sich. OLED-Displays versprechen kräftigere Farben und Kontraste und sind noch dünner und sparsamer. Bisher kamen OLED wegen höherer Kosten aber vor allem in Smartphones zum Einsatz. Das scheint sich nur zu ändern.

Durch den Konzernumbau machen die Koreaner deutlich: Samsung Electronics setzt künftig bei der Herstellung von Bildschirmen voll auf die neue Technologie. Der weltgrößte Fernsehhersteller trennt das Geschäft mit den herkömmlichen Flüssigkristall-Bildschirmen (Liquid Crystal Display, LCD) weitgehend ab.

Die LCD-Sparte soll am 1. April in ein neues Unternehmen unter dem vorläufigen Namen Samsung Display mit einer Kapitalausstattung von 750 Mrd. Won (etwa 505,8 Mio. Euro) überführt werden. Samsung wolle sich mit diesem Schritt auf einem sich rasant verändernden Markt wettbewerbsfähiger machen, hieß es. Im Dezember hat sich bereits der japanische Partner Sony von der LCD-Kooperation mit Samsung zurückgezogen.

Angesicht des branchenweiten Überangebots hatte Samsung in seinem LCD-Geschäft vier Quartale in Folge einen operativen Verlust verbucht. Die Abtrennung der LCD-Sparte werde helfen, die Entscheidungsprozesse zu straffen und die Ressourcen effektiver einzusetzen, hieß es in einer Mitteilung des Konzerns. Die Ausgliederung werde es außerdem erlauben, "auf die Bedürfnisse unserer Kunden schneller zu reagieren", wurde der Chef des LCD-Geschäfts, Park Donggun, zitiert.

Bei einer für Mitte März geplanten Hauptversammlung muss die Abtrennung der LCD-Sparte noch endgültig gebilligt werden. Wie es weiter geht, ist noch unklar. Der Konzern schließt nicht aus, dass die Sparte letztlich mit dem OLED-Bereich Samsung Mobile Display SMD) zusammengelegt wird, behielt sich aber auch sonstige Sanierungsmaßnahmen vor. SMD hält eine marktbeherrschende Stellung unter den OLED-Herstellern. Die vollständige Übernahme würde den Konzern geschätzt weit mehr als eine Milliarde Euro kosten.

Die Produktion von LCD-Displays war zuletzt für alle Hersteller ein schlechtes Geschäft. In den vergangenen Jahren hatten sie immer weiter die Kapazitäten aufgestockt - doch zuletzt knickte die Nachfrage nach LCD-Fernsehern merklich ein. Zum einen hält die schwache Wirtschaft in den USA und die Euro-Krise in Europa die Käufer zurück, zum anderen ist der Markt allmählich gesättigt. Statt großer Fernseh-Bildschirme werden kleinere Displays für Smartphones und Tablet-Computer immer wichtiger. Samsung zählt auch in diesem Geschäft zu den führenden Branchengrößen. Zuletzt konnte sich aber auch der japanische Konkurrent Sharp über einen Riesen-Auftrag von Apple freuen. Beobachter vermuten einen zwischen dem iPhone- und iPad-Hersteller und Samsung.

Flüssigkristall auf dem Höhepunkt

Die Produktion von OLED-Schirmen nimmt gerade erst Fahrt auf. Die Technik macht noch dünnere Bildschirme möglich, verbraucht weniger Strom und bietet ein klareres und kontrastreicheres Bild als LCD. Fachleute gehen davon aus, dass sich OLED mittelfristig auch bei Fernsehern durchsetzen wird. Bisher wird sie vornehmlich für Smartphones genutzt. Das Marktforschungsunternehmen DisplaySearch rechnet damit, dass der OLED-Umsatz bis 2018 die Marke von 20 Mrd. Dollar knackt. Dies würde einen Marktanteil von 16 Prozent bedeuten, nach derzeit 4 Prozent.

Damit reicht die Technik allerdings noch lange nicht an die Verbreitung von LCD-Bildschirmen heran. Ihr weltweiter Jahresabsatz dürfte demnach auch noch in drei Jahren 92 Mrd. Dollar erreichen. Die LCD-Technik hat allerdings ihren Höhepunkt überschritten: Die Summe bedeutet einen Rückgang um 8 Prozent. Zum einen hat sich der Wettbewerb durch den Markteintritt günstiger chinesischer Anbieter verschärft, zum anderen werden vor allem in Industrieländern immer weniger Fernseher nachgefragt.

Die Abkürzung OLED steht für , also organische Leuchtdioden. Diese ermöglichen ein sehr kontrastreiches Bild und weite Blickwinkel. Große OLED-Bildschirme, wie sie im Wohnzimmer zum Einsatz kommen sollen, waren bisher allerdings noch sehr teuer. Die Technik soll erst im laufenden Jahr den Sprung in die Wohnzimmer schaffen. So kündigte LG bereits einen OLED-Fernseher mit einer Bildschirmdiagonale von 55 Zoll (knapp 140 Zentimeter) an.

Samsung ist bisher der mit Abstand weltgrößte OLED-Anbieter. Die Aktie des Konzerns ging zu Wochenbeginn in einem festeren Marktumfeld mit einem Minus von 0,1 Prozent aus dem Handel. Im Verlauf war das Papier allerdings mit 1194 Won je Anteilsschein auf ein Allzeithoch gestiegen.        

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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