Wirtschaft

Symbol des Wandels von MAN Samuelsson im Porträt

Hakan Samuelsson verkörpert wie kein anderer den Wandel des Maschinenbau- und Lastwagen-Konzerns MAN. Als der damals 49-jährige Schwede im Juli 2000 zunächst die Führung der MAN-Nutzfahrzeugsparte übernahm, galt der Münchener Konzern noch als behäbiger Gemischtwarenladen - mit Produkten von der Druckmaschine über den Linienbus bis hin zu Raumfahrt-Teilen.

Hakan Samuelsson.

Hakan Samuelsson.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Und dank eines verlässlichen Großaktionärs-Konsortiums aus Allianz, Münchener Rück und Commerzbank schien sich daran eigentlich nichts ändern zu müssen. Doch kaum zehn Jahre später produziert MAN nur noch Lkw, Busse und Motoren - und gehört vielleicht bald endgültig zum Imperium von VW-Patriarch Ferdinand Piech.

Beim Wechsel vom schwedischen Muster-Unternehmen Scania in die eher hemdsärmelige Atmosphäre in München konnte Samuelsson einen leichten Kulturschock nicht verhehlen. In Södertälje hatte sich Samuelsson bis zum Produktionsvorstand nach oben gearbeitet, sich dann aber mit Konzernchef Leif Östling überworfen.

Doch Samuelsson, damals einer der ersten Ausländer in der traditionsbewussten deutschen Fahrzeugindustrie, lernte nicht nur die deutsche Sprache schnell und effektiv - wenn auch mit einem gepflegten schwedischen Akzent. Ebenso geräuschlos und geduldig sanierte er die Lastwagen- und Bus-Sparte, obwohl er unter dem Fehleinkauf ERF seines Vorgängers in Großbritannien litt und Samuelssons erster eigener Zukauf - der Bus-Hersteller Neoplan - sich als Sanierungsfall erwies.

Als 2004 die Nachfolge des langjährigen MAN-Vorstandschefs Rudolf Rupprecht anstand, führte an Samuelsson kein Weg vorbei. Zwölf Tage nach seinem Amtsantritt zogen sich die drei Großaktionäre nach mehr als drei Jahrzehnten zurück. Samuelsson deutete den geplanten Kurswechsel nur zart als "Fokussierung auf Kernbereiche" an, zog ihn aber umso konsequenter durch. Nach fünf Monaten musste die Raumfahrt-Sparte MAN Technologie dran glauben, kaum ein Jahr später folgte die Druckmaschinen-Sparte Manroland, die zu 65 Prozent an die Allianz ging. 2008 wurde auch der Industriedienstleister Ferrostaal abgestoßen.

Da stand Samuelssons größte Niederlage bereits fest. 2006 begab sich der Ski- und Schlittschuhläufer auf dünnes Eis, als er ein feindliches Übernahmeangebot für seinen ehemaligen Arbeitgeber Scania abgab. Dabei stieß er aber auf erbitterten Widerstand bei den beiden Scania-Großaktionären, der Familie Wallenberg und Volkswagen. VW ging gar zum Gegenangriff über und stieg bei MAN ein. Doch der Vorstandschef wackelte nur kurz. Erst im Februar 2009 wurde sein Vertrag bis 2013 verlängert.

Im Mai 2009 fielen jedoch dunkle Schatten auf MAN: Ausgerechnet in Samuelsson ehemaliger Nutzfahrzeugsparte hatten Vertriebsleute nach den Erkenntnissen der Münchener Staatsanwaltschaft Kunden mit Schmiergeld zum Kauf von Lastwagen und Bussen motiviert. Samuelsson bemühte sich, die Affäre konsequent und möglichst geräuschlos zu bereinigen. Doch nun sorgte er mit seinem Rücktritt selbst für einen Paukenschlag.

Quelle: ntv.de, rts

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