Wirtschaft

Neue europäische Ratingagentur Sarkozy unterstützt Merkel

Frankreich stellt sich hinter die Forderung Deutschlands nach dem Aufbau einer Konkurrenz zu den US- Ratingagenturen. Präsident Sarkozy und Bundeskanzlerin Merkel hielten in einem gemeinsamen Brief zum bevorstehenden Sondergipfel der Euro-Länder die EU-Kommission an, "Vorschläge zur Stärkung des Wettbewerbs zwischen den Rating-Agenturen zu unterbreiten."

Der französische Präsident Sarkozy und Bundeskanzlerin Merkel wollen Moody's & Co Dampf machen.

Der französische Präsident Sarkozy und Bundeskanzlerin Merkel wollen Moody's & Co Dampf machen.

(Foto: REUTERS)

Angela Merkel will beim Sondergipfel zum Beschluss des Hilfspakets für Griechenland am Freitag für eine europäische Ratingagentur werben. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Europäische Bankenverband (EBV) halten eine unabhängige Konkurrenz zu den US-Häusern für notwendig. "Es ist in der Tat wichtig, die Meinungsvielfalt zu stärken", erklärte EBV-Generalsekretär Guido Ravoet. Die FDP-Europaabgeordneten Wolf Klinz und Jorgo Chatzimarkakis stellten in Brüssel ein Konzept vor, wie die Idee realisiert werden könnte.

Ratingagentur in der Kritik

Die Bonitätsprüfer gerieten zuletzt erneut in die Kritik, weil sie Griechenlands Anleihen trotz des Kreditpakets auf Ramsch-Status herabgestuft hatten. Auch schlechtere Bewertungen für Portugal und Spanien verschärften den Druck auf die gesamte Euro-Zone. Der Ratingmarkt wird von den drei amerikanischen Anbietern Moody's, Standard & Poor's und Fitch Ratings dominiert.

Angesichts der jüngsten Entscheidungen wollen Merkel und Nicolas Sarkozy prüfen, inwiefern die Agenturen die Krise noch verschärfen. Sie ziehen eine Überarbeitung der bereits beschlossenen Aufsichtsregeln in der EU für Ratingagenturen in Betracht. Den Agenturen war eine Mitschuld an der Finanzkrise gegeben worden. Die EU führte daraufhin als erste Region weltweit eine Meldepflicht und Regeln ein, um die Arbeitsweise der einflussreichen Bonitätswächter offen zu legen. In die Bewertung selbst greifen die Vorschriften aber nicht ein. Der aktuelle Vorwurf an die US-Agenturen lautet, sie achteten bei der Bewertung der Kreditwürdigkeit zu sehr auf die Stimmung am Finanzmarkt und zu wenig auf die Fundamentaldaten.

EU-Kommission schon begeistert

Bei der EU-Kommission rennen die beiden großen Mitgliedstaaten offene Türen ein. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier lässt schon Optionen zum Aufbau einer europäischen Ratingagentur prüfen. Eine europäische Agentur, die auf Staatsanleihen spezialisiert wäre, würde nach Auffassung von Klinz und Chatzimarkakis eine verlässlichere Einstufung gewährleisten. Nach dem Konzept der FDP-Abgeordneten sollte als Träger eine Stiftung gegründet werden. Diese sollte mit einer Anschubfinanzierung von der EU-Kommission, der Europäischen Investitionsbank und den Regierungen der Euro-Zone ausgestattet werden, müsste von diesen aber unabhängig sein.

Auch BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf sagte, eine europäische Agentur dürfe nicht an die Staaten gekoppelt sein. Die Agentur würde schließlich keine Akzeptanz finden, wenn die Regierungen Einfluss auf die Bewertung ihrer Staatsanleihen nehmen könnten.

Fraglich ist jedoch, wie sich eine zusätzliche Agentur am Markt behaupten soll. Die etablierten Häuser finanzieren sich von den Gebühren, die die bewerteten Unternehmen oder Staaten zahlen müssen. Diese Abhängigkeit soll es nach dem FDP-Plan nicht geben. Stattdessen sollen die Investoren für eine Einschätzung zahlen, die sie von Moody's und den anderen kostenlos bekommen. "Die Frage der Finanzierung müssen wir uns noch mal überlegen", sagte Klinz.

Quelle: ntv.de, rts

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