Machtkampf mit Conti Schaeffler kompromissbereit
10.08.2009, 12:59 UhrIm Streit zwischen Conti und Schaeffler deutet sich ein Kompromiss an: Großaktionär Schaeffler habe angeboten, den von ihm selbst an der Conti-Aufsichtsratsspitze installierten Rolf Koerfer auszuwechseln, hieß es in Unternehmenskreisen. Entschieden sei dies aber noch nicht, es gebe noch weitere mögliche Kompromissformeln.
"An dem Kompromiss muss noch viel gefeilt werden", sagte ein Aufsichtsrat. "Aber es wird wohl einen Kompromiss geben", sagte ein anderer. Ein Nachfolger für Koerfer stehe noch nicht fest, sagte ein weiterer Insider.
Mit der Ablösung Koerfers könnten die Arbeitnehmer wohl wieder ins Boot geholt werden, die die von Schaeffler betriebene Absetzung von Conti-Chef Karl-Thomas Neumann bisher abgelehnt hatten. Die Mitarbeiter-Vertreter im Kontrollgremium hatten Koerfer vorgeworfen, nicht unabhängig zum Wohle Contis zu entscheiden, sondern zu stark die Interessen Schaefflers durchzusetzen. "Unsere Unterschriften-Aktion war klar gegen Koerfer gerichtet", sagte ein Betriebsrat.
Conti lehnte eine Stellungnahme ab, Großaktionär Schaeffler erklärte: "Wir möchten uns zu Spekulationen im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung nicht äußern."
Schaeffler blitzt ab
Mit der geplanten Auswechslung Neumanns durch den eigenen Manager Elmar Degenhart war Schaeffler bei einer Conti-Aufsichtsratssitzung am 30. Juli am Widerstand der Arbeitnehmer gescheitert. Sie hatten den Franken die nötige Zweidrittelmehrheit verweigert. Im zweiten Wahlgang an diesem Mittwoch hätte die Kapitalseite mit ihrer zusätzlichen Stimme zwar den Ton angeben können. "Zu einer Kampfabstimmung wird es aber nun nicht mehr kommen", sagte ein Insider. Auch der als Garant für eine Investorenvereinbarung engagierte Altkanzler Gerhard Schröder könne sich wieder zurückziehen. Er hatte eine juristische Überprüfung der Vorgänge vom 30. Juli angeordnet, in deren Folge Formalien eine erneute Abstimmung hätten verhindern können.
Finanzkreisen zufolge wird Schaeffler in einem Kernpunkt der Auseinandersetzung mit Conti aber hart bleiben: der geplanten Kapitalerhöhung, deren Vorbereitung Neumann noch durchgedrückt hatte. "Es ist in jedem Fall wahrscheinlich, dass die Kapitalerhöhung später wieder kassiert wird", sagte ein Banker. Schaeffler wehrt sich gegen die Ausgabe neuer Conti-Aktien, da das den Anteil der Franken an dem hannoverschen Autozulieferer verwässern würde. Conti-Aufsichtsrat Hans-Olaf Henkel hatte dazu in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erklärt: "Die macht doch nur dann Sinn, wenn man einigermaßen sicher ist, dass sie zu einer Werterhöhung des Unternehmens beiträgt und nicht den Aktienkurs abstürzen lässt".
Quelle: ntv.de, rts