Wirtschaft

Zunächst keine Fusion mit Conti Schaeffler nimmt Fahrt auf

Beinahe hätte sich der fränkische Schaeffler-Konzern an der Übernahme des Autozulieferers Continental verhoben. Nach der Krise laufen zumindest die Geschäfte wieder prächtig, bei der Zusammenführung beider Unternehmen soll aber Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehen.

Maria-Elisabeth Schaeffler während einer Conti-Hauptversammlung.

Maria-Elisabeth Schaeffler während einer Conti-Hauptversammlung.

(Foto: REUTERS)

Der hoch verschuldete Zulieferer Schaeffler profitiert von der starken Erholung der Auto- und Industriebranche und will dieses Jahr wieder deutlich zulegen. Der Umsatz solle 2010 um mindestens zehn Prozent auf über acht Mrd. Euro klettern, sagte Firmenchef Jürgen Geißinger.

In der Wirtschaftskrise waren die Erlöse 2009 auf 7,3 Mrd. Euro eingebrochen, nach rund neun Mrd. vor der Rezession. Vom Umsatz sollen mindestens zehn Prozent als Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) hängen bleiben, also mehr als 800 Mio. Euro. 2009 betrug die Marge nur fünf Prozent. Der sonst eher verschwiegene Manager sagte, das Familienunternehmen erreiche damit wieder seine Profitabilität, die vor der Krise üblich war.

Geißinger sprach von einer sehr guten Auftragslage im ersten Halbjahr. "Wir sind schon wieder in den meisten Bereichen an der Kapazitätsgrenze." In der Autozuliefersparte sei die Krise abgehakt, im Industriegeschäft die Talsohle durchschritten. Das Ergebnis in den ersten sechs Monaten liege deutlich über dem Vorjahr. Zahlen will der Konzern, der sich nach der Übernahme des größeren Konkurrenten Continental lange in einer Schieflage befand, bis Anfang September vorlegen. "Wir sind wieder in ruhigem Fahrwasser", so Geißinger.

Großer Schuldenberg

Das Familienunternehmen Schaeffler ist nach dem Kauf von rund 75 Prozent der Anteile am größeren Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hoch verschuldet. Angesichts der hohen Kosten der umstrittenen Übernahme war Schaeffler zeitweise in eine schwere Liquiditätskrise und öffentlich in die Kritik geraten.

Schaeffler mit Sitz im fränkischen Herzogenaurach und Conti aus Hannover haben beide einen Schuldenberg im jeweils zweistelligen Milliardenbereich angehäuft. Damit hatte sich Schaeffler in der Finanzkrise fast an dem Zukauf verschluckt. Bis jetzt gibt es keine Fusion, sondern nur einzelne Projekte der Zusammenarbeit. Von den identifizierten Einsparungen durch einen gemeinsamen Einkauf in Höhe von 400 Mio. Euro sei ein Teil bereits realisiert, erläuterte Geißinger.

Er verteidigte den riskanten Deal: "Das war auch aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung." Es gebe noch viel Potenzial. Ende 2011 könnte die Verschmelzung beginnen. Für die Ausgestaltung gebe es aber noch keine konkreten Überlegungen. "Wir sind ja noch nicht in einem Integrationsprozess." Es müsse nun Schritt für Schritt gehen.

Das Familienunternehmen hält mit zuletzt noch gut 42 Prozent zwar nicht die Mehrheit an Conti. Weitere knapp 33 Prozent sind allerdings bei Banken geparkt, weil sich Schaeffler verpflichtet hat, bis 2012 unter der Schwelle von 50 Prozent zu bleiben.

Conti will am Donnerstag endgültig Zahlen für das erste Halbjahr bekannt geben. Anfang Juli hatte der Hannoveraner Autozulieferer für die ersten sechs Monate bei einem Umsatz von 12,5 Mrd. Euro einen bereinigten operativen Gewinn von wenigstens 1,2 Mrd. Euro ausgegeben.

Nach der Börsenerholung seit Frühjahr 2009 sei der Verkauf von Conti-Aktien eine Option, sagte Geißinger. "Aber es gibt viele Optionen, es wird keine bevorzugt." Beim Schuldenabbau gebe es keine Eile. Gespräche mit möglichen Investoren hätten keine Priorität.

Asien belebt das Geschäft

Geschäftsimpulse verzeichnet Schaeffler vor allem aus dem Ausland. "Allein in China werden wir dieses Jahr um 40 Prozent wachsen." Der Konzern hatte zuletzt angekündigt, bis 2012 in Asien rund 300 Mio. Euro zu investieren. Davon sollen zwei Fabriken in China und ein Werk in Indien entstehen.

Kurzarbeit, mit der Schaeffler in Deutschland auf die rückläufige Nachfrage in der Krise reagiert hatte, spiele kaum noch eine Rolle. Im Gegenteil: "Wir haben wieder Leiharbeiter." Und ihre Zahl steige. Bis zu 15 Prozent der Belegschaft - weltweit sind es 65.000 Mitarbeiter - seien sinnvoll.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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