Wirtschaft

Aufruhr bei Continental Schaeffler stößt auf Widerstand

Die von Großaktionär Schaeffler betriebene Absetzung des Conti-Chefs Karl-Thomas Neumann hinterlässt in Hannover mehr als nur einen bitteren Nachgeschmack. Nach Ansicht von Conti-Führungskräften könnte der Eingriff zum Verlust von Aufträgen und zur Abwanderung von Spitzenkräften führen.

Dunkle Wolken über Hannover: Selbst ohne Finanzkrise wäre eine Hochzeit der beiden Unternehmen kein Spaziergang gewesen.

Dunkle Wolken über Hannover: Selbst ohne Finanzkrise wäre eine Hochzeit der beiden Unternehmen kein Spaziergang gewesen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Wir wissen, dass einige Kunden Überlegungen anstellen, zu unseren Wettbewerbern zu wechseln", schrieben die leitenden Conti-Angestellten in einem Brief an die Anteilseigner-Vertreter im Aufsichtsrat. "Wir laufen Gefahr, dass weitere Führungskräfte auf allen Ebenen das Unternehmen verlassen."

Auch die geplanten Maßnahmen zur Refinanzierung sehen die Conti-Manager in Gefahr: "Es gibt schon heute zahlreiche Hinweise darauf, dass bereits die Vorbereitung einer Kapitalerhöhung ohne die fortgesetzte Einbindung von Herrn Neumann ins Leere laufen könnte."

Fünf der zehn Sitze der Kapitalseite stellt Schaeffler. "Finden Sie einen Weg, wie Herr Neumann der Continental als Vorstandsvorsitzender erhalten bleiben kann", forderten die Conti-Manager, die nach eigenen Angaben "ohne Wenn und Aber" zu Neumann stehen.

Schaeffler erklärte: "Wir teilen das Interesse der leitenden Angestellten, die Continental AG schnell wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen." Die Zukunftskonzepte von Conti und Schaeffler lägen dabei nahe beieiander, wie die letzte Aufsichtsratssitzung gezeigt habe.

Schaeffler-Rücktritte gefordert

Die Führungskräfte des hannoverschen Autozulieferers forderten die Schaeffler-Vertreter im Conti-Aufsichtsrat zum Rücktritt auf. "Die Verursacher sollten die menschliche Größe und Verantwortung besitzen, den Weg für einen Neuanfang zu ebnen und ihre Funktionen im Aufsichtsrat zur Verfügung zu stellen."

Das Vorgehen, wie Schaeffler versucht habe, Neumann "in einer überfallartigen Aktion aus seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender zu drängen" sei "im höchsten Maße befremdlich und ungerechtfertigt." Neumann habe nie gegen die Schaeffler-Gruppe agiert, sondern immer im Interesse beider Unternehmen gehandelt.

Gerhard Schröder lässt ermitteln

Aufgrund der von Schaeffler betriebenen Ablösung von Conti-Chef Karl-Thomas Neumann drohen Schaeffler möglicherweise Strafzahlungen im zweistelligen Millionen-Bereich. Der als Garant für eine Investorenvereinbarung zwischen Conti und Schaeffler fungierende Altkanzler Gerhard Schröder hat eine Anwaltskanzlei mit einer rechtlichen Prüfung der Vorgänge vom 30. Juli beauftragt.

Wird ein Verstoß festgestellt, kann Schaeffler zu Strafzahlungen verpflichtet werden. Bislang gilt es als wenig wahrscheinlich,  dass Neumann am 12. August bei einem erneuten Votum über seine Zukunft als Firmenchef seinen Posten behalten kann.

Quelle: ntv.de

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