Wirtschaft

Neue Steuer auf Finanzgeschäfte Schäuble wird konkret

Im Bundesfinanzministerium geraten offenbar größere Räder ins Rollen. Parallel zum EU-Gipfel in Brüssel holt Minister Schäuble die Idee von einer flächendeckenden Finanzabgabe aus der Schublade. Die Bundesregierung will die Märkte an den Krisenkosten beteiligen. Ob die Transaktionssteuer tatsächlich kommt - und wen sie trifft -, ist noch völlig offen.

Dann eben ohne die Amerikaner: Wolfgang Schäuble.

Dann eben ohne die Amerikaner: Wolfgang Schäuble.

(Foto: Reuters)

Die geplante Finanztransaktionssteuer nimmt unter den en von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble offenbar konkretere Formen an. Der dafür vorgesehene Steuersatz könnte bei 0,01 Prozent liegen, bestätigten Koalitionskreise entsprechende Berichte. Zur Debatte standen zuletzt auch Steuersätze von 0,05 und 0,1 Prozent. Im Mai hatte Schäuble mit Blick auf die mangelnde internationale Unterstützung noch an einer weltweiten Einführung einer solchen Abgabe gezweifelt.

"Ich fürchte, die Amerikaner wollen keine Finanztransaktionssteuer", hatte der Finanzminister die Lage vor dem beschrieben. Auch auf europäischer Ebene blieb die Resonanz auf die Berliner Vorstöße gering. Seitdem arbeitet Deutschland an den Plänen weitgehend im Alleingang.

Offen ist bislang unter anderem, ob und wie stark Kleinsparer betroffen wären. Die Finanzbranche lehnt die neue Abgabe vehement ab. Die Banken gehen davon aus, dass die Steuer ohnehin nicht kommt, da es auf EU-Ebene bisher keinen Konsens dafür gibt. Die Pläne sind noch in einem frühen Stadium. Bisher werden sie zunächst nur auf ihre generelle Machbarkeit hin geprüft.

Einsame Pläne aus Berlin?

Die Finanzmarktsteuer ist Teil des und käme zusätzlich zur . Schäuble strebt von 2012 an jährliche Einnahmen von 2 Mrd. Euro an. Damit sollen die Finanzindustrie an den Kosten der Finanzkrise beteiligt und der Bundeshaushalt entlastet werden.

Eine Transaktionssteuer könnte sämtliche Geschäfte und Produkte auf den Finanzmärkten betreffen - von Aktien über Devisen, Anleihen, Rohstoffen bis hin zu anderen riskanten Papieren. Die Steuer würde aber nicht nur Zocker treffen, sondern auch solide Marktakteure. Banken könnten die Steuer bei jedem Kauf- und Wiederverkauf auf Kunden abwälzen, sagen Kritiker. Befürworter sehen dagegen keinen Schaden für die Wirtschaft und für Kleinanleger.

Der Staat würde mit einer Finanztransaktionssteuer wohl weit mehr einnehmen als jene im Sparpaket vorgesehenen 2 Mrd. Euro. Schätzungen gehen davon aus, dass bei einem Steuersatz von 0,01 Prozent Einnahmen zwischen 12 und 20 Mrd. Euro zu erwarten sind. Bei einem Steuersatz von 0,05 Prozent könnten es etwa 30 Mrd. Euro sein.

Details aus der Wilhelmstraße

Die zuständige Referatsleiterin aus der Steuerabteilung des Finanzministeriums macht einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge deutlich, dass die Regierung keine Lenkungswirkung auf die Finanzgeschäfte ausüben wolle. Es gehe allein darum, zusätzliche Einnahmen für den Staat zu erzielen.

Um die Steuer auf eine breite Bemessungsgrundlage zu stellen und möglichst wenige Ausweichreaktionen hervorzurufen, will das Ministerium dem Bericht zufolge alle Finanzprodukte besteuern. Betroffen wäre damit auch der bisher weitgehend unregulierte Markt für außerbörslich gehandelte Kreditderivate (OTC/"Over the Counter").

Offen ist, ob neben Frankreich andere europäische Partner mitziehen. Schäuble strebt eine Einigung zunächst auf EU-Ebene an. Gelingt dies nicht, soll dies wenigstens im Kreis der 16 Euro-Ländern erreicht werden. Bei einer Einführung nur in der Euro-Zone würde allerdings der wichtige Finanzplatz London verschont werden. Nach Einschätzung von Beobachtern wären massive Ausweichreaktionen und Kapital-Abwanderungen die Folge. Der Finanzplatz Frankfurt würde wohl deutlich an Attraktivität verlieren.

Zu schnell für die Welt

In der Gruppe der führenden Wirtschaftsnationen (G20) hat eine solche Steuer bisher keine Chance. Der Internationale Währungsfonds (IWF) wiederum rät von einer Finanztransaktionssteuer ab und empfiehlt eine . Das Aufkommen aus einer Aktivitätssteuer wäre weit geringer als bei einer Transaktionssteuer. Auch würden Spekulationen weniger stark eingedämmt. Denn es würden hier nur die Gewinne und Gehaltszahlungen von Bankern besteuert.

SPD-Finanzexperte Carsten Sieling begrüßte den Vorstoß des CDU-Politikers Schäuble: "Vom Grundsatz her ist es sehr positiv, dass sich die Bundesregierung endlich bewegt." Die SPD habe bereit im Januar entsprechende Anträge eingebracht. Über die Höhe und Wirkung des Steuersatzes sollte aber noch geredet werden. Es sei nicht richtig, die Einnahmen nur zur Etatsanierung zu nutzen. Es müsse auch eine Lenkungswirkung geben.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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