Machtkampf um Chefposten Schaulaufen bei Infineon
11.02.2010, 11:30 UhrDer beispiellose Machtkampf um den Chefposten im Aufsichtsrat des Halbleiterherstellers steht vor der Entscheidung. Die Aktionäre wollen auf der Hauptversammlung in München die Mitglieder des Gremiums wählen. Damit werden sie auch eine Vorentscheidung in der Auseinandersetzung fällen. Seit Wochen gibt es um die Nachfolge des Chefaufsehers Kley Streit.

Eine Kampfabstimmung um den Aufsichtsratsvorsitz hat es in Deutschland in dieser Form noch nie gegeben.
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Im Kampf um die Infineon-Aufsichtsratspitze sind die rivalisierenden Kandidaten zu einem Schaulaufen vor den Aktionären angetreten. "Infineon muss stark werden durch Innovation und Wachstum", sagte der Kandidat der aufständischen Investoren, Willi Berchtold, zum Auftakt der Hauptversammlung in München.
Das Unternehmen brauche eine klare Führung und einen Neuanfang an der Spitze des Aufsichtsrats. "Im Fall meiner Wahl werde ich mit allen Beteiligten eine offene, konstruktive und faire Zusammenarbeit zum Wohle des Unternehmens suchen", versprach Berchtold. Der scheidende Finanzchef des Autozulieferers ZF Friedrichshafen wird von einer Investorengruppe um den britischen Fonds Hermes ins Rennen geschickt.

Der scheidende Chefaufseher Max Dietrich Kley favorisiert Ex-Siemens-Manager Klaus Wucherer als Nachfolger.
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Der Favorit der Infineon-Spitze, der Ex-Siemens-Manager Klaus Wucherer, hingegen warf Berchtold ein Störmanöver vor. "Diskussionen über einen Neuanfang halte ich für schädlich, und sie stören nur das operative Geschäft", kritisierte Wucherer. Die Weichen für eine erfolgreiche Entwicklung des größten deutschen Chipherstellers seien gestellt. Der eingeschlagene Kurs müsse fortgesetzt werden. Wucherer verwies auf seine lange Erfahrung als Siemens-Vorstand und Infineon-Kontrolleur. "Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass Infineon und seine Mitarbeiter nach den Turbulenzen der Vergangenheit ohne weitere Querelen vorankommen", unterstrich er vor den Anteilseignern.
Der scheidende Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley stärkte Wucherer den Rücken. "Kein Neuanfang vom Neuanfang! Stabilität statt Destabilisierung!", mahnte Kley.
Eine Kampfabstimmung um den Aufsichtsratsvorsitz hat es in Deutschland in dieser Form noch nie gegeben. Der Ausgang des Aktionärstreffens von Infineon war völlig offen, es wurde ein knappes Ergebnis erwartet. Eine Einigung zwischen beiden Parteien in letzter Minute galt als unwahrscheinlich. Wucherers Zugeständnis, nur ein Jahr lang im Amt zu bleiben und dann einen externen Nachfolger zu präsentieren, bewegte die rebellischen Investoren bislang nicht zum Einlenken.
Quelle: ntv.de, rts/dpa