Wirtschaft

Wohin mit den Staatsmaschinen? Schönefeld soll BER entlasten

Ungenutzter Riesenbau: Das Hauptgebäude des neuen Hauptstadtflughafens wartet weiter auf Passagiere.

Ungenutzter Riesenbau: Das Hauptgebäude des neuen Hauptstadtflughafens wartet weiter auf Passagiere.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Planungsdebakel am Berliner Großflughafen zwingt die Verantwortlichen zu immer neuen Behelfslösungen. Nach einer Sitzung im Aufsichtsrat werden neue Pläne bekannt. Das alte Terminal in Schönefeld hat wohl doch noch nicht ausgedient.

Noch immer ist vollkommen unklar, wann der neue Hauptstadtflughafen tatsächlich an den Start gehen kann. Sicher ist bislang nur: Wenn es soweit ist, ist das Drehkreuz Berlin Brandenburg International (BER) vermutlich längst zu klein. Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn sucht deshalb dringend nach Alternativen. Ein dauerhafter Weiterbetrieb des alten Schönefelder Flughafen-Terminals parallel zum neuen Hauptstadtflughafen wird nun immer wahrscheinlicher.

Angesichts der drohenden Engpässe im Neubau erlaubte der Aufsichtsrat Mehdorn nun, seine Überlegungen dazu fortzusetzen. Das Kontrollgremium hatte dafür schon im Juni fünf Millionen Euro als Planungsmittel freigegeben. Jetzt fiel in einer Sitzung vor dem Wochenende die entsprechende Entscheidung.

Schnittig, staatstragend - und in Tegel nur im Weg: Die Flugbereitschaft der Bundeswehr soll am alten Terminal in Schönefeld behelfsmäßig eine neue Heimat finden.

Schnittig, staatstragend - und in Tegel nur im Weg: Die Flugbereitschaft der Bundeswehr soll am alten Terminal in Schönefeld behelfsmäßig eine neue Heimat finden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wie das Flughafenunternehmen mitteilte, muss Mehdorn aber mit dem Bund einen Weg finden, auch die Flugbereitschaft der Bundeswehr auf dem Gelände unterzubringen. Die Militärs wollten das alte Terminal eigentlich für die Staatsmaschinen und den Besuch ausländischer Würdenträger nutzen, bis nebenan ein neues Regierungsterminal gebaut ist.

Der Flughafen Schönefeld verfügt nur über eine einzige Start- und Landebahn, die zur Nordpiste des in unmittelbarer Nähe liegenden Großflughafens BER werden sollte. Auf dem Gelände des früheren DDR-Zentralflughafens Schönefeld findet alle zwei Jahre die Berliner Luftfahrtausstellung ILA statt.

Wer folgt auf Wowereit?

Die jüngste Aufsichtsratssitzung stand unter einem besonderen Stern: Zum letzten Mal leitete der scheidende Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit die Sitzung des Kontrollgremiums. Wer seinen Platz im Aufsichtsrat einnimmt und wer neuer Vorsitzender wird, ist noch offen. Wowereit gibt am 11. Dezember sein Regierungsamt ab.

Weil zudem beim zweiten der drei Flughafen-Eigentümer, dem Land Brandenburg, nach der Wahl gerade die Regierungsbildung läuft, galten weitreichende Beschlüsse schon vorab unwahrscheinlich. Weder Wowereit noch Mehdorn gaben nach der Sitzung Erklärungen ab, das Unternehmen beschränkte sich auf eine Pressemitteilung.

31 Millionen Passagiere sind zu viel

Der neue Flughafen BER ist ursprünglichen Planungen zufolge für 27 Millionen Passagiere jährlich gebaut. Mehdorn warnte kürzlich, unmittelbar nach der Eröffnung könne er nur bis zu einer Grenze von etwa 21 Millionen Passagieren für einen gelungenen Start garantieren.

Im vergangenen Jahr fertigten die bestehenden Flughäfen Tegel und Schönefeld aber schon 26,3 Millionen Passagiere ab. Im zurzeit frühestmöglichen Eröffnungsjahr 2016 müsste der Neubau nach einer Studie schon gut 31 Millionen Passagiere bewältigen.

Mehdorn will im Dezember sagen, wann der Flughafen nach mehreren Verzögerungen in Betrieb gehen kann. Die Kosten werden derzeit mit 5,4 Milliarden Euro veranschlagt. Aus dem Umfeld der Flughafengesellschaft hieß es, der Aufsichtsrat habe bei seiner Sitzung auch den Abschlussbericht einer internen Ermittlergruppe besprochen, der die Vergabeverfahren durch den früheren Technikchef Jochen Großmann unter die Lupe genommen hatte.

Großmann entlastet?

Großmann wird Bestechlichkeit vorgeworfen, zudem soll er Preisabsprachen ermöglicht haben. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt, Großmann will die Vorwürfe entkräften. Neue Vorwürfe brachte der Abschlussbericht dem Vernehmen nach nicht.

Das starke Wachstum im Berliner Luftverkehr wird für die Betreiber des neuen Hauptstadtflughafens immer mehr zum Problem. Schon jetzt platzt der Flughafen Tegel - der eigentlich schon längst geschlossen sein sollte - aus allen Nähten. Platz zum Ausbau ist dort nicht vorhanden. Und die Fluggesellschaften zeigen wenig Neigung, angesichts des längst verabschiedeten Schließungsbeschlusses noch in den Ausbau ihrer Kapazitäten an diesem Standort zu investieren.

Billigflieger ab Schönefeld

Um den drohenden Engpässen zu begegnen, will Flughafenchef Mehdorn daher parallel zum Neubau BER im Südosten der Hauptstadt das benachbarte alte Schönefelder Terminal weiterbetreiben. Eigentlich sollte es nach der Eröffnung des Neubaus, die weiter auf sich warten lässt, ebenso geschlossen werden wie zuvor bereits die Anlagen in Tempelhof - und eigentlich auch Tegel. Dort musste der Flugbetrieb notgedrungen weitergehen, nachdem die Eröffnung am BER aufgrund von Baumängeln kurzfristig abgesagt worden war.

Seinen neuesten Überlegungen zufolge will nun Mehdorn in Schönefeld die Passagiere der Billigflieger abfertigen. Er muss jedoch erklären, wo dann die Flugbereitschaft der Bundesregierung und der Protokollbereich untergebracht werden, bis ein neuer Regierungsflughafen steht. Vereinbart war, dass die Flugbereitschaft zunächst in das alte Terminal in Schönefeld einzieht.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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