Aufschwung ist "schuld" Schwarzarbeit geht zurück
08.11.2010, 10:26 Uhr
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Aufschwung geht auch an der Schattenwirtschaft nicht spurlos vorbei – wenn auch mit umgekehrtem Vorzeichen: Die Schwarzarbeit geht derzeit spürbar zurück. Schätzungen zufolge werden hier 2011 wohl mehr als fünf Mrd. Euro weniger umgesetzt. Dennoch bleibt die Schwarzarbeit ein spürbarer Wirtschaftsfaktor – mit allen Vor- und Nachteilen.
Mit dem Aufschwung verliert die Schwarzarbeit wieder an Attraktivität: Die Schattenwirtschaft wird 2011 nach Prognose des renommierten Ökonomen Friedrich Schneider rund 6,5 Mrd. Euro weniger umsetzen. "Entscheidend dafür ist die mit dem starken Wirtschaftswachstum schrumpfende Arbeitslosigkeit", sagte der Wirtschaftsprofessor der Johannes-Kepler-Universität in Linz. "Damit sinkt der Anreiz, durch Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit erlittene Einkommensverluste durch illegale Tätigkeiten zu kompensieren." 2009 sei der illegale Sektor noch um sieben Mrd. Euro gewachsen, während er in diesem Jahr stagnieren dürfte.
Der Rückgang könnte sogar noch um zwei Mrd. Euro stärker ausfallen, wenn die Arbeitskosten im kommenden Jahr nicht steigen würden, sagte der Experte. Am Januar werden die Beitragssätze für die gesetzliche Kranken- und Arbeitslosenversicherung angehoben. "Wenn sich der Faktor Arbeit verteuert, steigt die Nachfrage nach Schwarzarbeit, weil sie billiger angeboten wird", sagte Schneider, der zu den führenden Experten zum Thema Schwarzarbeit zählt. Seine Prognosen baut er auf Befragungen und Veränderungen der Geldmenge.
Bau und Handwerk arbeiten schwarz
Den Umsatz der Schattenwirtschaft wird dem Wissenschaftler zufolge im kommenden Jahr schätzungsweise knapp 360 Mrd. Euro betragen. Diese Summe entspreche rund 14 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. 2009 und 2010 lag der Anteil noch bei jeweils rund 14,6 Prozent.
Weit verbreitet ist Schwarzarbeit vor allem in Bau und Handwerk. 38 Prozent des illegal erwirtschafteten Umsatzes entfallen Schneider zufolge auf diesen Bereich. An zweiter Stelle folgen mit jeweils 17 Prozent Gewerbe- und Industriebetriebe und sowie das Hotel- oder Gaststättengewerbe. Hoch ist der Anteil mit 13 Prozent auch bei den haushaltsnahen Dienstleistern - vom Friseur über den Babysitter bis zur Putzfrau.
Schwarzarbeit wird teurer
Wer im kommenden Jahr Schwarzarbeiter beschäftigt, muss dafür womöglich tiefer in die Tasche greifen. "Auch die Schwarzarbeit funktioniert nach ökonomischen Prinzipien der Marktwirtschaft: Wird ein Gut knapper, dann steigt der Preis", sagte der Ökonom. Weil die Zahl der regulär Beschäftigten nach allen Prognosen auf ein Rekordhoch steigen wird, dürfte parallel dazu die Zahl der potenziellen Schwarzarbeiter sinken.
Leidtragende der illegalen Beschäftigung sind vor allem Staat und Sozialversicherungen, denen Steuer- und Beitragseinnahmen verloren gehen. Im Krisenjahr 2009 habe die Schattenwirtschaft aber dazu beigetragen, den privaten Konsum zu stabilisieren, sagte Schneider. Drei Viertel des illegal verdienten Geldes würden sofort wieder ausgegeben und damit in den legalen Wirtschaftskreislauf gepumpt. Das habe den Abschwung gedämpft.
Weil Schwarzarbeit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist, wird sie auch bei der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes berücksichtigt. Das Statistische Bundesamt schätzt die in der Schattenwirtschaft geschaffenen Werte regelmäßig.
Quelle: ntv.de, rts