Wirtschaft

Siemens: Causa Südamerika Sharef droht Anklage

(Foto: dapd)

Die Vorgänge reichen bis in die höchsten Kreise Argentiniens. Ex-Staatspräsident Menem, Minister und Staatssekretäre sollen von Siemens Schmiergelder in Millionenhöhe kassiert haben. Menem bestreitet das - wie auch Ex-Vorstand Sharef, gegen den die Münchner Staatsanwaltschaft jetzt Anklage erhebt.

Im Schmiergeldskandal bei Siemens erhebt die Münchner Staatsanwaltschaft jetzt Anklage gegen Uriel Sharef, früher Mitglied des Zentralvorstandes. Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" werfen ihm die Ermittler vor, in ein System schwarzer Kassen und in Schmiergeldzahlungen in Südamerika verstrickt gewesen zu sein. Der Angeklagte und seine Anwälte äußern sich dazu nicht in der Öffentlichkeit.

Die Causa Südamerika ist das letzte große Verfahren, das bei der Münchner Justiz im Siemens-Skandal anhängig ist. Die Vorgänge reichen bis in höchste Kreise in Argentinien. Der frühere Staatspräsident Carlos Menem, einige seiner Minister und Staatssekretäre und weitere Hierarchen sollen Millionenbeträge dafür bekommen haben, dass dem Technologiekonzern aus München per Dekret mit der Nummer 1342/98 ein bedeutender Auftrag erteilt worden sei: die Herstellung von fälschungssicheren Pässen für alle Argentinier. Eine Milliarde Dollar sollte das bringen.

"Mit Sicherheit" nichts Illegales ...

Das Geschäft scheiterte später und brachte Siemens viel Ärger ein, bis hin zur US-Justiz und zur US-Börsenaufsicht, die Siemens auch wegen der Vorgänge in Argentinien hart bestraften und bis heute in dieser Sache ermitteln. Der Konzern war einst an der New Yorker Börse notiert. Vor Gericht in München dürften, sofern die Anklage gegen Sharef zugelassen und verhandelt wird, die mutmaßlichen Schmiergeldzahlungen an hohe Politiker in Argentinien zur Sprache kommen. Bis hin zu Menem, der aber jede Verwicklung bestreitet.

Auch der aus Israel stammende Sharef, der seit 1999 deutscher Staatsbürger ist und fast vier Jahrzehnte bei Siemens verbrachte, will nichts Illegales getan haben. Bei seinen Vernehmungen durch die Staatsanwaltschaft erklärte Sharef, er habe in der Causa Argentinien "mit Sicherheit" niemals Anweisungen gegeben, Zahlungen zu leisten. Außer, die entsprechenden Forderungen hätten eine saubere Grundlage gehabt.

In den Ermittlungsergebnissen der Sonderkommission Netzwerk beim Bayerischen Landeskriminalamt ist von 50 Millionen Dollar die Rede, die in dunkle Kanäle geflossen seien, von Scheinverträgen, von Tarnfirmen in der Karibik und anderswo und von 113 Personen bei Siemens und in Argentinien, die mit der Sache zu tun gehabt hätten. Einige Millionenzahlungen seien über eine schwarze Kasse in Dubai abgewickelt worden.

Quelle: ntv.de, hdr

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