Vergleich mit Pierer Siemens-Aufseher beraten
02.12.2009, 07:22 UhrNach dem überraschenden Einlenken von Ex-Siemens- Chef Heinrich von Pierer im Schadenersatz-Streit berät der Aufsichtsrat des Elektrokonzerns heute über den Vergleichsvorschlag. Pierer will rund fünf Mio. Euro wegen des Schmiergeld-Skandals zahlen.

Heinrich von Pierer
(Foto: REUTERS)
Sollten die Aufseher grünes Licht geben, wäre eine Klage gegen den 68-jährigen Ex-Manager vom Tisch. Allerdings muss auch die Hauptversammlung im Januar die Einigung mit Pierer und anderen Ex- Vorständen noch absegnen.
Siemens hatte seit fast eineinhalb Jahren mit dem früheren Top- Management um Schadenersatzzahlungen wegen des Mrd.schweren Schmiergeldskandals gerungen. Ursprünglich lagen die Forderungen zwischen 500.000 und 6,0 Mio. Euro. Pierer zahlt nun nach Angaben aus Verhandlungskreisen mit 5,0 Mio. Euro die höchste Summe.
Das Unternehmen hatte ihm vorgeworfen, die Geschäfte von Siemens nicht genau genug überwacht und so das System aus schwarzen Kassen und fingierten Beraterverträgen ermöglicht zu haben. Darüber sollen 1,3 Mrd. Euro an Schmiergeldzahlungen zur Erlangung lukrativer Aufträge im Ausland geflossen sein. Der ehemalige Konzernchef wies die Vorwürfe stets zurück und weigerte sich, zu zahlen. Deshalb schien eine Schadenersatzklage zuletzt unabwendbar.
Einigung mit fünf Managern fraglich
Mit den drei Ex-Vorständen Klaus Wucherer, Rudi Lamprecht und Edward Krubasik hatte sich Siemens Ende August geeinigt. Den anderen früheren Managern stellte der Konzern ein Ultimatum bis Mitte November. Mittlerweile soll nun auch Pierers damaliger Nachfolger Klaus Kleinfeld eingelenkt haben. Dagegen stehe bei schwierigen Fällen, in denen auch Strafverfahren laufen, eine Einigung noch aus, berichtete das "Handelsblattes" und nannte namentlich die Ex-Vorstände Thomas Ganswindt und Heinz-Joachim Neubürger. In der "Süddeutschen Zeitung" war noch von einem weiteren früheren Manager die Rede, mit dem eine Einigung fraglich sei. In diesen Fällen zeichneten sich Klagen ab, hieß es in der Zeitung.
Die Schadenersatzforderungen stehen im Mittelpunkt der Siemens-Aufsichtsratssitzung. Parallel dazu wollen am Vormittag Beschäftigte des Konzerns gegen befürchtete Einschnitte protestieren. Die IG Metall erwartet bis zu 600 Teilnehmer bei einer Kundgebung in der Nähe der Siemens-Konzernzentrale in der Münchner Innenstadt. Sie prangern zurückliegende und drohende Ausgliederungen von Geschäftseinheiten an, die schon in der Vergangenheit viele Jobs gekostet hätten.
Laut "Süddeutscher Zeitung" hat sich Siemens Unternehmenskreisen zufolge mit der Mehrzahl der Ex-Manager inzwischen auf Zahlungen geeinigt. Neben Pierer handelt es sich um eine Schadenersatzsumme von vier Mio. Euro bei Uriel Sharef, drei Mio. Euro bei Jürgen Radomski, zwei Mio. Euro bei Pierers Nachfolger Klaus Kleinfeld und einer Million Euro bei Karl-Hermann Baumann.
Quelle: ntv.de, dpa