Hörgeräte bleiben Siemens bläst Verkauf ab
15.03.2010, 19:06 Uhr
Mit dem "red dot award: product design" hat die Siemens Audiologie bereits den zweiten Designpreis für ihre Hörgeräte-Fernbedienung ePen erhalten.
(Foto: obs)
Der Technologiekonzern Siemens legt die Verkaufspläne für seine Hörgerätesparte wohl zu den Akten. Wegen der zu geringen Gebote der Interessenten sei die Entscheidung gegen die Trennung faktisch bereits gefallen, verlautete aus Unternehmenskreisen. Der formale Beschluss folge in den kommenden Tagen.
Der Chef der Medizintechniksparte, Hermann Requardt, werde noch in der laufenden Woche die Mitarbeiter informieren. Den Kreisen zufolge will Siemens nun selbst in den kommenden Jahren in die Hörgeräte-Tochter investieren, um diese im Konkurrenzkampf mit der Schweizer Sonova zu stärken. Dafür seien bis zu 600 Millionen Euro vorgesehen.
Die Preisvorstellungen für die Siemens Audiologische Technik (SAT) lagen weit auseinander. Während Siemens mehr als zwei Milliarden Euro für die hochprofitable Tochter forderte, bewerteten die interessierten Finanzinvestoren das Unternehmen eher mit 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro.
Interessenten zappeln lassen
Um die Sparte buhlten nach Informationen aus Finanzkreisen die Private-Equity-Häuser Permira, Cinven und Bain Capital sowie ein Konsortium aus KKR, Hellman & Friedman und dem australischen Hörhilfen-Hersteller Cochlear. Permira hatte sich mit dem skandinavischen Investor Nordic Capital und dem mittelständischen Hamburger Hörgeräte-Spezialisten Hansaton zusammengetan.
Siemens Insidern zufolge alle Interessenten zuletzt zappeln lassen und nicht über den Fortgang der Gebotsprüfung informiert. Bei einem Kauf wäre es die größte Übernahme durch Finanzinvestoren in Deutschland seit langem gewesen.
Der Markt für Hörhilfen hat sich weltweit stark auf wenige Anbieter konzentriert und verspricht für alle hohe Margen. Siemens konkurriert vor allem mit Sonova und der dänischen William Demant. Zwar ist die SAT mit einer Marge von 26 Prozent hochprofitabel, doch setzte ihr die Konkurrenz von Sonova zuletzt zu. Die Schweizer haben sich mit zahlreichen Übernahmen stabile Vertriebskanäle gesichert, während dies Siemens nicht gelungen war. Mit den Investitionen will Siemens nun offenbar gleichziehen.
Quelle: ntv.de, wne/rts