Weniger Bestellungen Skepsis bei Salzgitter wächst
08.06.2010, 12:27 UhrFür Salzgitter kommt es derzeit knüppeldick: Erst der Abstieg aus dem Dax und nun ein erneuter Orderrückgang. Die Folge: Schwarze Zahlen sind im laufenden Jahr "erreichbar, aber eher unwahrscheinlich".

Salzgitter-Chef Wolfgang Leese hält ein ausgeglichenes Ergebnis in dem Geschäftsbereich zwar für "noch erreichbar, aber eher unwahrscheinlich".
(Foto: REUTERS)
Bei Deutschlands zweitgrößtem Stahlkonzern Salzgitter ist das Erreichen der Gewinnschwelle offenbar wieder unsicherer geworden. Nach Monaten mit Zuwächsen sei der Auftragseingang der Stahlsparte im April und Mai wieder gesunken, sagte Vorstandschef Wolfgang Leese bei der Hauptversammlung. Für das dritte Quartal rechnet der ThyssenKrupp-Konkurrent zudem mit einer weiteren Preisrunde bei den Rohstoffen.
In der Stahlsparte sei ein ausgeglichenes Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr "noch erreichbar, aber eher unwahrscheinlich", sagte Leese. Grund ist offenbar, dass Salzgitter die zum zweiten Quartal angekündigten Preiserhöhungen für seine Stahlprodukte nur schwer durchsetzen kann. "Das gelingt uns bei einigen Kunden, bei anderen nicht", erläuterte Leese am Rande des Aktionärstreffens vor Journalisten.
In der Röhrensparte macht der Vorstand ein ausgeglichenes Ergebnis von einer anhaltend positiven Konjunktur abhängig. Im Stahlhandel peilt Salzgitter einen höheren zweistelligen Millionengewinn an. Für den Konzern sei eine verlässliche Prognose trotz weltweit anziehender Stahlmärkte kaum möglich sei, betonte Leese. "Unter Abwägung der gegenwärtig erkennbaren Risiken und Potenziale halten wir im laufenden Geschäftsjahr ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis dennoch für erreichbar", fügte er hinzu.
Rohstoffkosten belasten
Salzgitter hatte im Auftaktquartal die Gewinnzone verfehlt. Der Konzern fuhr einen Vorsteuerverlust von 17 Mio. Euro nach 98 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum ein. Wegen der stark gestiegenen Rohstoffkosten hatte Salzgitter die Prognose für das Gesamtjahr bereits gesenkt. Zuvor war noch ein Vorsteuergewinn in zweistelliger Millionenhöhe erwartet worden.
Sorge bereitet der Stahlbranche die hohen Rohstoffkosten. So hatten Rohstoffriesen wie Rio Tinto, BHP Billiton und Vale die Preise stark erhöht und garantieren diese nur noch für drei Monate statt bislang für ein Jahr. ThyssenKrupp und Salzgitter haben angekündigt, die Preiserhöhungen an ihre Kunden aus Automobilindustrie und Maschinenbau weiterzugeben.
Dividende gekürzt
Für das desaströse vergangene Geschäftsjahr sollen die Aktionäre eine auf 25 Cent (Vorjahr: 1,40 Euro) je Aktie gekürzte Dividende erhalten. Erst 2008 hatte Salzgitter die Ausschüttung halbiert. 2009 hatte Salzgitter erstmals seit 16 Jahren roten Zahlen verbucht und vor Steuern eine halbe Milliarde Euro verloren, nach einem Milliardengewinn im Jahr zuvor.
Quelle: ntv.de, dpa/rts