"Kerviel schon Vergangenheit" Société Générale hat genug
15.06.2010, 11:42 UhrZweieinhalb Jahre nach dem größten französischen Bankenskandal aller Zeiten will die Großbank Société Générale sich nicht mehr mit dem Fall aufhalten. "Für mich ist das schon Vergangenheit", sagte Bankchef Frédéric Oudéa in Paris.
Der Skandal um den früheren Händler Jérôme Kerviel sei vor zweieinhalb Jahren gewesen, seither sei soviel geschehen, erklärte Oudéa. Im Übrigen gebe es "keinen Zweifel" daran, wie der Prozess gegen Kerviel ausgehen werde.
Kerviel steht seit vergangener Woche wegen ungenehmigter Milliardenspekulationen vor Gericht. Mit welchem Urteil er rechnet, ließ der Bankchef offen. Dem ehemaligen Trader drohen fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 375.000 Euro.
"Keine Glücksbärchis"
Kerviel selbst hatte am Vortag vor Gericht wiederholt, dass er seinerzeit Geld für die Bank verdienen wollte und seine waghalsigen Spekulationsgeschäfte hätten auffallen müssen, wenn sich tatsächlich jemand dafür interessiert hätte. Bisweilen habe er sich selbst gewundert, welche "unwahrscheinlichen" Erklärungen die kontrollierenden Stellen ihm abgekauft hätten.
"Man macht nur Geld, wenn man ein Risiko eingeht", sagte der 33-Jährige. "Wir sind ja nicht im Land der Glücksbärchis!" Es sei nicht so, als ob auf der einen Seite "die nette Bank" gestanden habe, die nie ein Risiko eingehe, und auf der anderen Seite "der 'bad boy', der jedes Risiko auf sich nimmt", betonte Kerviel.
Dem Franzosen wird Vertrauensbruch, Fälschung und unberechtigten Eindringen in das Computersystem der Société Générale vorgeworfen. Die Großbank macht den früheren Händler für einen Verlust in Höhe von 4,911 Mrd. Euro verantwortlich, der im Januar 2008 durch seine waghalsigen Spekulationsgeschäfte entstanden war. Das Verfahren dauert bis zum 25. Juni.
Quelle: ntv.de, AFP