Wirtschaft

Vorstand wirbt für Sanierungsplan Solarworld-Rettung braucht Zeit

Juli oder August: Hat Solarworld noch soviel Zeit?

Juli oder August: Hat Solarworld noch soviel Zeit?

(Foto: picture alliance / dpa)

Der in finanzielle Schieflage geratene Ex-TecDax-Konzern Solarworld kämpft um die nackte Existenz. Gläubiger und Aktionäre sollen dem einstigen Vorzeigeunternehmen helfen. Doch es gibt Probleme.

Sonnige Aussichten oder Dauerwinter? Die Sanierung des angeschlagenen Solarkonzerns Solarworld gerät zur Hängepartie. Nachdem bei einem ersten Treffen der Anleihegläubiger die zur Wahl eines Interessenvertreters notwendige Präsenz von 50 Prozent weit verfehlt wurde, muss sich Konzernchef Frank Asbeck auf einen langwierigen Versammlungsmarathon einstellen. Die Präsenz bei der Versammlung habe bei nur 4,62 Prozent gelegen, räumte ein Unternehmenssprecher ein. Nun muss Solarworld zu einer zweiten Versammlung einladen, die voraussichtlich Ende Juni/Anfang Juli stattfinden wird und bei der dann kein Mindestquorum für die Wahl eines gemeinsamen Vertreters der Anleihegläubiger nötig ist. Im August sollten dann die für die Sanierung des Konzerns notwendigen Beschlüsse gefällt werden, erklärte Solarworld.

Nach der Einigung mit den meisten Schuldschein-Gläubigern muss Firmengründer Asbeck nun die Gläubiger der beiden 2016 beziehungsweise 2017 fällige Anleihen über insgesamt 550 Mio. Euro ins Boot holen. Er warb zusammen mit seinem Finanzvorstand Philipp Koecke bei den Anlegern für seine Sanierungspläne, die deren Verzicht auf den größten Teil ihrer Ansprüche vorsehen. Asbeck äußerte sich nach der rund dreistündigen Veranstaltung optimistisch: "Ich glaube, das war die erste Gläubigerversammlung, die mit Applaus endete", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Die Diskussion sei konstruktiv gewesen. Am Donnerstag muss er erneut um die Gunst der Anleger buhlen - dann ist eine Versammlung der Gläubiger einer zweiten Anleihe einberufen. Der Ablauf dürfte dem vom Mittwoch ähneln.

Solarworld plant einen Schuldenschnitt, mit dem der Bonner Konzern seine langfri stigen Verbindlichkeiten um etwa 60 Prozent reduzieren will. Die Gläubiger sollen mithin auf 60 Prozent ihrer Ansprüche verzichten und dafür Solarworld-Aktien bekommen.

Gleichbehandlung aller Anleger

Auch die beiden Kandidaten für die Interessenvertretung stellten sich den Anlegern vor. Solarworld hatte auf Anregung der Schutzvereinigung der Kapitalanleger (SdK) Rechtsanwalt Alexander Elsmann vorgeschlagen. Eine Gruppe von Anlegern schickte dagegen Anwalt Ingo Scholz ins Rennen, der unter anderem die Vertretung für die Gläubiger einer 250-Mio.-Euro-Anleihe der Baumarktkette Praktiker  übernommen hatte. Scholz betonte laut einem Reuters vorliegenden Redetext: "Unser erklärtes Ziel für die Solarworld ist es, eine erfolgreiche Sanierung konstruktiv mitzugestalten und ein bestmögliches Ergebnis für Sie, sehr geehrte Damen und Herren, zu erzielen."

Er pochte auf eine Gleichbehandlung aller Anleger, vor allem "keine Sonderdeals für vermeintliche Aktivisten. Damit meine ich die professionellen Kläger, die in vielen Hauptversammlungen und bei den Sanierungen zum Beispiel von Pfleiderer oder Q-Cells eine unrühmliche Rolle gespielt haben." Beide Firmen mussten in die Insolvenz, nachdem sich die Anleihegläubiger nicht einigen konnten.

Erst nach der Wahl eines Interessenvertreters wird auf einem weiteren Treffen über das Sanierungskonzept abgestimmt. Nach dem Schuldverschreibungsgesetz müssen 75 Prozent der Anleihezeichner den Plänen zustimmen. Zudem müssen auch die Aktionäre das Sanierungskonzept abnicken. Allerdings werden sie zunächst auf einem außerordentlichen Aktionärstreffen am 11. Juli über den Verlust des Grundkapitals informiert.

Wie anderen Firmen der Branche macht Solarworld die Konkurrenz aus China zu schaffen. In einem Schreiben an die Anleihegläubiger nannte Asbeck massive Überkapazitäten, Dumping und illegale Subventionen in der chinesischen Solarindustrie als Ursachen der Branchenkrise. EU-Strafzölle gegen chinesische Importe würden der Solarindustrie "ein gewaltiges Stück helfen".

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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