Wirtschaft

Misere hält an, Markt geschockt Solarworld brechen ein

Deutschlands Solarindustrie steckt in einem Umbruch.

Deutschlands Solarindustrie steckt in einem Umbruch.

(Foto: REUTERS)

2011 macht Solarworld bei einer 1 Mrd. Euro Umsatz satte 300 Mio. Euro Verlust. 2012 kann da nur besser werden - wird es aber nicht: Im ersten Halbjahr steht ein Minus von fast 160 Mio. Euro in den Büchern. Konzernchef Asbeck erwartet nun auch einen operativen Verlust im Gesamtjahr. Analysten und Anleger reagieren überrascht.

2012 wird für Solarworld ein düsteres Jahr. Nach millionenschweren Abschreibungen und tiefroten Zahlen in den ersten sechs Monaten erwartet Vorstandschef Frank Asbeck entgegen früheren Ankündigungen auch im Gesamtjahr einen operativen Verlust. Als Hauptgrund für die Misere nannte er den Preisverfall, ausgelöst durch das Preisdumping chinesischer Konkurrenten. Zudem rechnet der Firmenchef mit weiter sinkenden Erlösen bei gleichzeitig steigendem Absatz.

Börsianer waren von den Nachrichten geschockt. "Die Zahlen sind richtig übel, der dicke Verlust kam aus heiterem Himmel", sagte ein Händler. "Man sieht mal wieder, dass die Krise in der Solarindustrie überall ihre Spuren hinterlässt - auch Solarworld ist davor nicht gefeit." Analyst Sven Kürten von der DZ-Bank sprach von einem "Katastrophenquartal", ein Händler von der Fortsetzung des Dramas bei dem Unternehmen. Die Anleger reagierten ebenfalls verschnupft: Die Titel gaben zeitweise mehr als 10 Prozent ab.

Im Handel stellt man sich zudem auf weitere heftige Abgaben in der Aktie ein, nachdem das Papier sich von den Jahrestiefs um mehr als 30 Prozent erholen konnte. "Da wird erst mal Kasse gemacht werden", hieß es von einem Händler.

Drohen weitere Abschreibungen?

Zwei große Wertberichtigungen haben Solarworld die Bilanz verhagelt: Zum einen eine Wertberichtigung auf das Vorratsvermögen von 33,5 Mio. Euro, zum anderen eine Wertberichtigung von 80,8 Mio. Euro auf geleistete Anzahlungen.

Die beiden Wertberichtigungen von rund 120 Mio. Euro sorgten im ersten Halbjahr für einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 143,8 Mio. Euro, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Gewinn von 70,5 Mio. Euro in den Büchern stand. Unter dem Strich lag das Minus bei 159,3 Mio. Euro nach noch plus 22,2 Mio. Euro im Vorjahr. Der Umsatz brach trotz Absatzzuwächsen auf 340 Mio. Euro von 533,6 Mio. Euro ein. Analysten hatten deutlich mehr erwartet. 

Solarworld leidet wie die gesamte Branche unter anhaltendem Preisverfall. Vor allem belastet die harte Konkurrenz aus China und die damit verbundenen Überkapazitäten am Markt. Solarworld selbst spricht von Preisdumping und macht dieses für die schwache Umsatzentwicklung verantwortlich. Belastend ist auch die Kürzung der Solarförderung in vielen Ländern im Zuge der Schuldenkrise in der Eurozone. "Die Frage ist, ob noch weitere Abschreibungen drohen", sagte ein Händler. Angesichts dieser Unsicherheit dürften die Anleger weiter einen Bogen um das Papier machen.

Weitere Stellenstreichungen

Wegen des Preisverfalls und hoher Abschreibungen hatte Solarworld allerdings bereits 2011 bei einem Umsatzrückgang auf rund 1 Mrd. Euro einen Fehlbetrag von knapp 300 Mio. Euro verbucht. Operativ lag das Minus bei 233,2 Mio. Euro. Zum Jahresauftakt hatte Solarworld noch von einer Sonderkonjunktur vor den anstehenden Förderkürzungen profitiert und mehr verdient als von Experten erwartet.

Asbeck will nun erneut mit Stellenstreichungen gegensteuern. 300 Arbeitsplätze sollen bis Ende 2012 wegfallen. Im Vorjahr - mit ebenfalls roten Zahlen - mussten bereits 500 Mitarbeiter gehen. Aktuell beschäftigt Solarworld noch knapp 2600 Mitarbeiter.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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