Schuldenschnitt trifft Altinvestoren hart Solarworld plant den Neustart
18.06.2013, 16:43 Uhr
Solarworld-Chef Frank Asbeckwill mit einem Schuldenschnitt und frischem Geld durchstarten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit einem Schuldenschnitt und frischen Millionen aus Katar soll Solarworld wieder auf Kurs kommen. Zudem öffnet Firmengründer Frank Asbeck das eigene Portemonnaie und muss dafür nicht einmal sein Schloss anrühren. Wer Solarworld Geld geliehen hat, muss dagegen bluten.
Der taumelnde Solarmodulhersteller Solarworld hat eine wichtige Hürde zur Rettung genommen: Ein Schuldenschnitt und frisches Geld aus Katar sollen das Unternehmen retten. Die entsprechenden Verträge mit den Banken seien unterzeichnet worden, sagte Firmengründer Frank Asbeck. Nun müssen noch die Gläubiger zweier Anleihen und die Hauptversammlung zustimmen. Sie lockt Asbeck mit Aussicht auf baldige Gewinne.
Der Plan sieht den Einstieg des Investors Qatar Solar mit 35 Mio. Euro vor. Dieser gibt zudem ein Darlehen von 50 Mio. Euro. Firmengründer Frank Asbeck schießt aus seinem Privatvermögen weitere zehn Mio. Euro zu. 55 Prozent der Schulden werden nicht zurückgezahlt, sondern in neue Aktien umgewandelt. Altaktien werden auf nur noch fünf Prozent des Unternehmenswertes abgewertet.
Asbeck schießt zehn Mio. Euro nach
Damit zahlt auch Asbeck zu den Verlierern. Sein Aktienanteil schrumpft von 28 auf 1,4 Prozent. Allerdings kauft er für die zehn Mio. Euro nach. Am Ende liege sein Gesamtaktienanteil dann bei 20,9 Prozent, sagte er. Doch trotz der teuren Rettung will Asbeck sein privates Schloss auf keinen Fall verkaufen. "Ich verkaufe kein Schloss", sagte er. Wegen der angespannten Lage seiner Firma werde er wie schon seit dem Sommer 2012 auf sein Gehalt verzichten.
"Wenn das Konzept so umgesetzt wird, können wir wieder durchstarten", sagte er weiter. Zugleich zeigte er Asbeck fest überzeugt, dass Solarworld restrukturierbar sei. Er glaube an den technologischen Vorsprung des Unternehmens. Schon 2014/2015 seien wieder schwarze Zahlen möglich. Derzeit verdiene das Unternehmen allerdings kein Geld. Solarworld beschäftigt noch 2600 Mitarbeiter, davon rund 1700 in Deutschland. In Spitzenzeiten waren es insgesamt 3500. Weiterer Personalabbau sei nicht geplant, sagte Asbeck.
Billige Konkurrenz aus China hatte das einstige Vorzeigeunternehmen tief in die roten Zahlen gedrückt. Allein 2012 betrug der Verlust knapp 480 Mio. Euro. Das Management hofft aber auf die politisch umstrittenen EU-Schutzzölle gegen chinesische Konkurrenzprodukte. "Dumping darf man nicht tolerieren", sagte Asbeck.
Schulden werden fast halbiert
Das Unternehmen ist aktuell mit 931 Mio. Euro verschuldet. Davon bleiben nach dem Schnitt knapp 427 Mio. Euro stehen, die in mehreren Schritten in den kommenden Jahren zurückgezahlt werden sollen. Der endgültige Abschluss der Verträge wird - die Gremienzustimmungen vorausgesetzt - zwischen November dieses Jahres bis Anfang 2014 erwartet.
Für die Zustimmung der Anleihen-Gläubiger ist zunächst am 8. und 9. Juli eine Versammlung geplant, die aber eine hohe Beteiligung von 50 Prozent erreichen müsste. Wenn dies nicht gelinge, müssten bei einem weiteren Termin nur noch 25 Prozent der Anleihegläubiger vertreten sein, hieß es weiter. Die entscheidende Hauptversammlung ist für den 7. August vorgesehen.
Solarworld präsentiere bei der größten Solarmesse der Welt Intersolar, die an diesem Mittwoch in München beginnt, ein neues Premiumprodukt und werde für die Standardmodule ab sofort die Preise senken, kündigte Asbeck an.
Solarworld sieht sich in Europa und in den USA als Marktführer. Analysten sehen die Zukunft des Unternehmens wegen der hohen Produktionskosten in Deutschland skeptisch und kritisieren, dass Solarworld für die wichtigen Absatzmärkte China, Japan und USA noch keine ausreichenden Vertriebsstrukturen habe.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa