Wirtschaft

"Griechenland höchstgradig gefährdet" Sorge um Euro-Zone wächst

Die Griechen "bluten" bereits. Es wird massiv gespart.

Die Griechen "bluten" bereits. Es wird massiv gespart.

(Foto: AP)

Die Nervosität hinsichtlich der Haushaltslage Griechenlands wird größer. Laut Arbeitgeberpräsident Hundt befindet sich das Land in einer "extrem kritischen Phase". Alle Maßnahmen müssten ergriffen werden, damit die Euro-Zone nicht auseinanderfalle. Laut Bundesfinanzminister Schäuble wird im Fall Griechenland nicht an einem "Plan B" gearbeitet.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat angesichts der angespannten Lage in Griechenland vor einem Zerfall der Euro-Zone gewarnt. Bei der Lösung der griechischen Schuldenkrise müsse "alles getan werden, um die Euro-Zone zusammenzuhalten", forderte Hundt in der "Wirtschaftswoche". Griechenland befinde sich in einer "extrem kritischen Phase" und sei "höchstgradig gefährdet", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Dieter Hundt erteilt Steuersenkungen in Deutschland eine Absage.

Dieter Hundt erteilt Steuersenkungen in Deutschland eine Absage.

(Foto: dpa)

Die milliardenschweren Verpflichtungen, die zur Rettung auf Deutschland zukämen, seien angesichts der eigenen Verschuldung problematisch. "Aber die deutsche Wirtschaft hat ein so großes Interesse am Euro, dass dieses Risiko vertretbar ist." In einer solchen Lage seien Steuersenkungen absehbar nicht möglich. "Der Schuldenabbau muss absolute Priorität haben", sagte Hundt.

Für Schuldensünder Griechenland wird es derzeit immer enger. Die internationalen Geldgeber rügten fehlende Fortschritte beim Sparprogramm. Zudem sind die meisten Betriebe, die dem griechischen Staat Geld schulden, entweder staatliche Firmen oder bereits pleitegegangene Unternehmen. Demnach schwindet die Hoffnung, einen großen Teil von rund 30 Milliarden Euro an Steuerforderungen einzutreiben. Griechenland muss kräftig sparen und bangt um weitere Milliarden-Hilfen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF).

"Griechenland hat klares Interesse"

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wies Spekulationen zurück, Deutschland arbeite für den Fall eines Zahlungsausfalls Griechenlands an einem "Plan B" für die Unterstützung seiner Banken. Nach Gesprächen im Kreis der Finanzminister und Notenbankchefs der sieben wichtigsten Industrieländer (G7) in Marseille sagte der CDU-Politiker, die Regierung konzentriere sich darauf, die mit Griechenland im Juli gefundene Einigung umzusetzen. "Diese Einigung muss umgesetzt werden. Über etwas anderes zu spekulieren, ist zwecklos", sagte er.

Wolfgang Schäuble setzt auf die griechische Regierung.

Wolfgang Schäuble setzt auf die griechische Regierung.

(Foto: AP)

Zudem habe Griechenland ein klares Interesse daran, die nächste Tranche an Hilfszahlungen zu erhalten. Er gehe daher davon aus, dass die griechische Regierung nach Wegen suche, die im Juli getroffenen Vereinbarungen einzuhalten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm Griechenland vor zu hohen Erwartungen an das Reformtempo in Schutz. "Was über Jahre versäumt wurde, kann nicht über Nacht behoben werden", sagte sie dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". Merkel verwies dabei auf den Aufbau Ost. Zugleich mahnte die Kanzlerin die griechische Regierung, in ihren Reformbemühungen nicht nachzulassen. "Griechenland weiß, dass die Auszahlung der Kredite davon abhängt, dass es seine Auflagen erfüllt", sagte die CDU-Politikerin. Die Milliardenhilfen für Griechenland sorgen in Merkels Partei für großes Unbehagen. Zuletzt hatten sich in Unionsreihen die Vorwürfe gehäuft, Griechenland verfolge seine Reformanstrengungen nur halbherzig.  

Eine Delegation von Internationalem Währungsfonds (IWF), EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) wird in der kommenden Woche zu neuen Gesprächen nach Athen reisen. Unklar war am Freitagabend, ob ein Anleiheumtauschangebot Griechenlands an private Anleihegläubiger die geforderte Beteiligung von 90 Prozent gefunden hat.

Quelle: ntv.de, dpa/DJ

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