Wirtschaft

Zapatero verteilt Beruhigungspillen Spanien ist nicht in Not

Alle fürchten den Domino-Effekt in der Euro-Krise. Nach Griechenland und Irland richten sich die sorgenvollen Blick nach Süden, Richtung Iberische Halbinsel, nach Portugal und Spanien. Formelhaft versucht Spanien mit immer gleichen Argumenten alle Zweifler zu besänftigen.

Spanien Regierungschef Zapatero schließt einen Hilfsantrag kategorisch aus.

Spanien Regierungschef Zapatero schließt einen Hilfsantrag kategorisch aus.

(Foto: REUTERS)

Der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero hat angesichts der anhaltenden Spekulationen im Zusammenhang mit der Euro-Schuldenkrise nachdrücklich um Vertrauen für sein Land geworben. Es sei "absolut ausgeschlossen", dass Spanien wie Irland auf den Euro- Rettungsfonds zurückgreifen müsse, sagte er in einem Interview. "Wir werden aus eigener Kraft aus der Krise kommen", betonte der sozialistische Politiker. Er konnte aber auch nur die Argumente anführen, die das Wirtschaftsministerium seit Monaten herunterbetet.

Die gesamtstaatliche Verschuldung Spaniens liege 20 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt, sagte Zapatero dem Sender Rac1 in Barcelona. Zudem sei das spanische Finanzsystem eines der solidesten in der EU. Dies hätten im Sommer die Banken-Stresstests bewiesen. Die in Schwierigkeiten geratenen Sparkassen würden derzeit saniert.

Auch das milliardenschwere Sparpaket der Regierung werde gewissenhaft durchgesetzt. "Wir sind dabei, das schlechte Cholesterin zu beseitigen, das uns teilweise künstlich fettwerden ließ", ergänzte er mit Blick auf die Krise auf dem jahrelang überhitzten Immobilienmarkt und dem Zusammenbruch des Bausektors.

Spekulanten warnte Zapatero, auf Kosten der Schulden Spaniens auf kurzfristige Profite zu setzen. "Sie werden sich irren." Dessen ungeachtet erreichten die Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Papieren ein neues Rekordhoch.

Mantras aus Madrid

Die Madrider Regierung wirbt seit Monaten mit denselben Argumenten für sich. Kritiker warnen mindestens ebenso lange vor den genannten Zahlen. Der Schuldenstand täusche, lautet die Einschätzung von Ökonomen. Das Problem sei nicht der augenblickliche Schuldenstand, sondern der künftige Anstieg.

Wenn man die Prognosen für die Staats- und Neuverschuldung in den nächsten zwei Jahren ansieht, haben wir das gleiche Problem wie Griechenland,  betonte zum Beispiel Fernando Fernández, Ökonom an der Madrider IE Business School. Laut Commerzbank wird Spaniens Staatsschuldenquote Ende 2011 etwa 80 Prozent betragen – 40 Prozentpunkte mehr als vor der Krise. Andere Ökonomen bezweifeln, dass Spaniens Wirtschaft mittelfristig wettbewerbsfähig ist.

Quelle: ntv.de, dpa

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