Wirtschaft

Kein Jubel nach Griechen-Wahl Spanien mit Renditerekord

Stetig höher.

Stetig höher.

(Foto: REUTERS)

Das ist noch mal gut gegangen, das ist das Fazit nach der Griechenland-Wahl. Gut ist für die Finanzmärkte aber nicht gut genug. Athen ist nur ein Mosaiksteinchen in der viel größeren Euro-Krise. Und so steigen die Renditen spanischer Staatsanleihen auf neue Rekordhochs. Spanien appelliert offen an die EZB, endlich Maßnahmen zu ergreifen.

Die Börsen in Asien und Europa haben auf den Sieg der pro-europäischen Konservativen in Griechenland zunächst einmal mit Erleichterung reagiert. Die Freude währte aber nicht lange. Nach kurzzeitiger Entspannung stiegen die Risikoaufschläge für Staatspapiere der meisten Euroländer wieder - vor allem das Misstrauen der Investoren gegenüber den großen Sorgenkindern Italien und Spanien legte zuletzt wieder kräftig zu.

So stieg die Rendite für spanische 10-Jahrestitel am Morgen über die kritische Marke von 7 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit Einführung des Euro. Auch in Italien spitzte sich die Lage wieder zu: Nachdem die 10-Jahresrenditen Ende vergangener Woche deutlich nachgegeben hatten, stiegen sie wieder über die Schwelle von 6 Prozent.

Die Sorge um Griechenland ist nicht die einzige an den Finanzmärkten: Auch wenn die Gefahr eines Euro-Austritts der Griechen mit unabsehbaren Folgen zumindest in den nächsten Tagen gebannt scheint, in den steigenden Renditen manifestiert sich eine größere Unsicherheit der Marktteilnehmer und die offene Frage, wie es in der europäischen Schuldenkrise weiter gehen soll.

Keine schnelle Lösung in Sicht

Ungeachtet der Entwicklungen in Athen blieben die strukturellen und konjunkturellen Probleme der übrigen Krisenländer bestehen, warnte Ralf Umlauf, Anleihe-Experte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). "Eine schnelle Lösung der europäischen Probleme ist nicht in Sicht und der EU-Gipfel Ende Juni wird vermutlich noch nicht die Wende in dieser Krise mit sich bringen."

Der Wahlsieg der Nea Dimokratia sei an den Finanzmärkten bereits weitgehend eingepreist gewesen, ergänzten Händler. Die Blicke richteten sich nun wieder auf die anderen Problemkandidaten im Währungsraum. Zudem könnten die Koalitionsverhandlungen in Athen eine zähe Angelegenheit werden.

Das Problem ist: Jede Verzögerung kostet Geld. Weder Spanien noch Italien können sich dem Sog der Griechenland-Krise entziehen. Entziehen die Märkte aber den beiden Schwergewichten der Eurozone ihr Vertrauen, wird es für diese Regierungen immer schwieriger, neues Kapital zur Finanzierung der Staatshaushalte aufzunehmen. Die bisherigen Rettungsschirme gelten aber für umfangreichere Hilfen an diese Länder als zu klein. Spanien soll bereits bis zu 100 Mrd. Euro Kredite zur Stützung seiner Banken erhalten.

Nach dem Hilfspaket für Spaniens Banken sehen viele Marktakteure auch Spanien selbst in seiner Refinanzierungsfähigkeit gefährdet. Denn mit den Finanzhilfen steigt auch der Schuldenstand des Staates deutlich. Analysten zufolge könnte er bis Ende 2013 rund 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen.

Die Nachricht des Vormittags aber ist, dass der Berg fauler Kredite in den Bilanzen der spanischen Banken weiter wächst und im April neue Höchststände erreicht hat. Insgesamt ist das Volumen der faulen Kredite gegenwärtig zehn Mal höher als vor dem Platzen der Immobilienblase Anfang 2008. Die Nachricht ist Gift für die Staatstitel.

Spanien fordert Eingreifen der EZB

Angesichts der Verschärfung der Euro-Krise appelliert Spanien offen an die Europäische Zentralbank (EZB). "Die EZB muss auf die Lage an den Märkten entschieden und zuverlässig reagieren", sagte der spanische Finanzminister Cristóbal Montoro im Madrider Senat, dem Oberhaus des Parlaments. Die spanische Wirtschaft befinde sich in einer kritischen und entscheidenden Phase.

Die Madrider Regierung war offensichtlich davon ausgegangen, dass die Schuldenkrise nach der Griechenland-Wahl abflauen würde.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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