Wirtschaft

"Kapitalbedarf relativ gering" Spanien nimmt Banken in Schutz

Blick auf Madrid: Wie geht es den Banken wirklich?

Blick auf Madrid: Wie geht es den Banken wirklich?

(Foto: picture alliance / dpa)

Nachdem die Ratingagentur Moody's die Bonitätsnote für Spanien gesenkt hat, nimmt Madrid das heimische Bankensystem in Schutz und schätzt die Kapitallücke deutlich niedriger ein, als die Experten. Den Geldhäusern fehlen nach Ansicht der Zentralbank insgesamt 15 Mrd. Euro.

Spanien hält die Kapitallücke seines Bankensystems für deutlich geringer als viele Experten. Insgesamt 15 Mrd. Euro fehlten den Geldhäusern, um die neuen Kapitalanforderungen zu erfüllen, teilte die Zentralbank des schuldengeplagten Landes mit. Bislang hatte die Regierung in Madrid den Bedarf auf maximal 20 Mrd. Euro beziffert. Die Schätzungen von Ratingagenturen liegen viel höher.

Die Probleme des spanischen Bankensystems gehen auf eine Kreditschwemme für Baugesellschaften im Zuge eines Immobilienbooms zurück. Als die Blase platzte, gerieten auch die Geldhäuser in Schwierigkeiten. Über die schlummernden Belastungen und Risiken herrscht Uneinigkeit. "Die weitere Debatte, die noch nicht geführt wird, ist die Bewertung des Immobilienengagements der Banken", sagte Volkswirt Jacques Cailloux von Royal Bank of Scotland. "Und bis es dazu kommt, werden die Märkte nervös bleiben, was die Aussichten für Spaniens Banken angeht."

Achillesferse Sparkassen

Nach Angaben der Bank von Spanien haben insgesamt zwölf Finanzinstitute Kapitalbedarf. Dazu zählen - neben den Töchtern von Deutscher Bank und Barclays - vor allem acht heimische Sparkassen (Cajas). Der größten, Bankia, fehlen demnach 5,8 Mrd. Euro. Dieser Betrag reduziert sich auf 1,8 Mrd. Euro, wenn Bankia wie geplant an die Börse geht, wie die Bank von Spanien erläuterte. Der Sparkassen-Sektor gilt als Achillesferse der spanischen Finanzindustrie.

In dem Land gibt ein neues Gesetz die Kapitalanforderungen für Geldhäuser vor. Demnach müssen börsennotierte Banken eine harte Kernkapitalquote von mindestens acht Prozent erreichen. Für Institute, die nicht zu wenigstens 20 Prozent gelistet sind, gilt eine Mindestquote von zehn Prozent.

Zuvor hatte die Ratingagentur Moody's die Bonitätsnote für Spanien gesenkt. Die Experten befürchten, dass die Sanierung der Banken deutlich teurer wird als von der Regierung in Madrid veranschlagt. Moody's gab die voraussichtlichen Gesamtkosten mit 40 bis 50 Mrd. Euro an. Im Extremfall könnten es sogar 110 bis 120 Mrd. Euro werden, prognostizierte die Agentur. Die Kollegen von Fitch beziffern die Lücke mit 38 Mrd. Euro und für den Extremfall mit 96,7 Mrd. Euro.

Ermahnung für Deutsche Bank

Eine Ermahnung wegen mangelhafter Kapitalausstattung fing sich auch die Deutsche Bank ein. Nach Auffassung der Bank von Spanien erfüllt die dortige Tochter des größten deutschen Geldhauses nicht die Kapitalanforderungen. Dem stark im Privatkundengeschäft aktiven Ableger fehlten rund 182 Mio. Euro. Die Deutsche Bank kündigte an, die harte Kernkapitalquote der Tochter bis Ende September wie gefordert auf mehr als acht Prozent zu erhöhen. Für das Institut ist das Ergebnis zwar durchaus peinlich, es bleibt aber ohne materielle Auswirkungen: Die Lücke könne durch eine Umschichtung von Kapital gefüllt werden, hieß es in Finanzkreisen.

Der Tochter der britischen Großbank Barclays fehlen nach Angaben der spanischen Zentralbank sogar 552 Mio. Euro. Auch Barclays sagte zu, die Lücke wie verlangt zu füllen.

Quelle: ntv.de, rts

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