Moody's prüft Herabstufung Spaniens Bonität wackelt
15.12.2010, 20:12 UhrDie Ratingagentur Moody's erwägt eine weitere Herabstufung der Kreditwürdigkeit Spaniens. Als Grund verweist die Agentur auf den "erhöhten Finanzbedarfs" des Landes im kommenden Jahr. Das hoch verschuldete Spanien plädiert derweil für eine Vergrößerung des Euro-Rettungsschirms.
Spanien droht eine schlechtere Bonitätsnote von der Ratingagentur Moody's. Diese teilte am Mittwoch mit, eine Herabstufung des Ratings zu prüfen. Als Gründe nannten die Experten den großen Finanzierungsbedarf des hoch verschuldeten Landes, Zweifel über den Zustand des Bankensektors sowie Sorgen über die Haushaltslage in einzelnen Regionen. Mit einem Antrag auf Hilfen aus dem EU/IWF-Rettungsfonds EFSF durch die spanische Regierung rechnet die Ratingagentur aber nicht. "Moody's geht nicht davon aus, dass die Zahlungsfähigkeit Spaniens bedroht ist, und das Basisszenario geht davon aus, dass die Regierung den EFSF nicht um Liquiditätshilfen bitten muss", erläuterten die Experten. Auszuschließen sei ein Hilfsantrag aber nicht, hieß es gleichzeitig. Moody's stuft Spanien derzeit mit der Note "Aa1" ein.
Salgado für größeren Rettungsschirm
Spaniens Wirtschaftsministerin Elena Salgado sagte, die Bewertung durch Moody's zeige, wie solvent das Land dastehe. "Ich gehe davon aus, dass wir binnen drei Monaten in der Lage sein werden, ausreichend Argumente zu liefern, um den negativen Ausblick in einen positiven zu verwandeln", sagte die Ministerin im staatlichen Rundfunk. Zugleich plädierte sie für eine Aufstockung des EU-Rettungsfonds. Vom bevorstehenden EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel erwarte sie sich eine nahtlose Unterstützung für den Euro, sagte die Ministerin.
Spanien ist in der europäischen Schuldenkrise wie Portugal zuletzt an den Finanzmärkten unter Druck geraten. Das hat die Sorgen verstärkt, die beiden Länder könnten dem Beispiel Irlands folgen und Hilfen aus dem 750-Milliarden-Euro schweren IWF/EU-Rettungspaket beantragen. Bis gegen Mittag verteuerten sich die Kreditausfallversicherungen für Spanien. Zudem zogen die Risikoaufschläge für 10-jährige Papiere verglichen mit dem Bund zeitweise an. Salgado sagte, die volatilen Spreads hätten mit den dünnen Umsätzen zum Jahresende zu tun. Auch der Euro gab vorübergehend nach.
Kreditaufnahme kommt Portugal teuer
Spanien und Portugal müssen sich nach Berechnungen von JP Morgan Anfang 2011 zusammen etwa 60 Mrd. Euro am Kapitalmarkt besorgen. Portugal platzierte unterdessen in der letzten Emission des Jahres Drei-Monats-Anleihen im Volumen von 500 Mio. Euro. Das Land musste dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen: Die Durchschnittsrendite lag bei 3,403 Prozent nach 1,818 Prozent Anfang November.
Auch Belgien gilt als Sorgenkind. Zu den hohen Schulden kommt dort noch ein politisches Vakuum, denn das Land hat sechs Monate nach der Wahl noch keine Regierung. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) senkte am Vortag den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Belgiens auf negativ. Damit könnte dem Land in den nächsten sechs Monaten eine Herabstufung des Ratings ins Haus stehen.
Portugal will Hilfe verhindern
Unterdessen setzt Portugal setzt auf weitere Sparmaßnahmen, um die Krise aus eigener Kraft zu überstehen. Sein Land wolle keine internationalen Finanzhilfen in Anspruch nehmen, sagte Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos nach einem Kabinettstreffen. Zu den geplanten Vorhaben zählten unter anderen neue Regelungen am Arbeitsmarkt.
Viele Marktteilnehmer sehen nach Griechenland und Irland das Euro-Land Portugal als Kandidaten für eine Rettungsaktion von Internationalem Währungsfonds und EU. Das Land will 2011 sein Haushaltsdefizit auf 4,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes von bislang 7,3 Prozent senken.
Quelle: ntv.de, rts/DJ