Hohe Ziele bei Tui-Konkurrent Sparen beflügelt Thomas Cook
13.03.2013, 11:15 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der angeschlagene Reiseveranstalter Thomas Cook will noch stärker auf die Kostenbremse treten und so die Gewinnmarke in Schwung bringen. Das Onlinegeschäft soll dabei stärker in den Fokus rücken. Noch unklar ist, ob der Konzern eine Kapitalerhöhung anstrebt.
Das verschärfte Sparprogramm des Reiseveranstalters Thomas Cook kommt im Markt sehr gut an. Kurz nachdem die neue Chefin Harriet Green weitere Einsparungen von 50 Mio. Britische Pfund in Aussicht gestellt hat, sprang die Aktie um mehr als 15 Prozent an. Außerdem berichtet der Tui-Rivale von ermutigenden Buchungen für die kommende Sommersaison mit steigenden Gewinnmargen. Auch Spekulationen über eine bevorstehende Kapitalerhöhung können diesen positiven Trend nicht umdrehen. Ob Thomas Cook den Markt aber wirklich um neues Geld bitten wird, bleibt noch im Dunkeln. Das Unternehmen hält sich mit Äußerungen zurück.
Cooks neue Chefin hat den Konzern gründlich durchforstet und dabei noch mehr Sparmöglichkeiten als bisher entdeckt. Sie geht davon aus, dass bis zum Ende des Geschäftsjahres 2014/15 weitere 50 Mio. Pfund eingespart werden können. Damit erhöht sich das Volumen ihres Rettungsprogramms auf insgesamt 350 Mio. Pfund. Die ersten 60 Mio. hat Green bereits weniger ausgegeben und damit die Bilanz des Geschäftsjahres 2011/12 gestärkt. Die restlichen 290 Mio. Pfund will sie in den kommenden Jahren Stück für Stück liefern.
Onlinegeschäft ankurbeln
Den Löwenanteil der Kosten will Thomas Cook in der Verwaltung sparen. Green hatte bereits kurz nach ihrem Amtsantritt im Sommer gesagt, dass sie vor allem die Organisation verschlanken und Doppelpositionen abbauen will. Dafür müssen allein im schwächelnden Markt Großbritannien rund 2500 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz räumen. Außerdem will die Neue das Internetgeschäft auf Trab bringen und vom steigenden Trend zu Onlinebuchungen profitieren. Hier hinkt Thomas Cook dem Marktführer TUI noch sehr hinterher.
Green hatte noch weitere gute Nachrichten dabei: Sie sagte Investoren, dass sie Thomas Cook nicht nur beim Konzernumbau auf gutem Weg sieht. Auch der Verkauf von Reisen für die kommende Sommersaison stimme sehr zuversichtlich. Die Buchungen seien erfolgversprechend, die Gewinnmargen würden steigen.
Anleger zufrieden
All dies hörte der Markt nur allzu gerne. Am Mittag handelte die Aktie fast 11 Prozent im Plus. "Die Restrukturierung des Konzerns ist weiter fortgeschritten als bislang gedacht", sagte ein Händler. Das Handelshaus Oriel Securities erfreuten vor allem die Pläne für den schwächelnden britischen Markt. Die angestrebte Ebit-Marge von 5 Prozent bis 2014/15 impliziere einen um 45 Mio. Pfund höheren Gewinn als bislang erwartet, hieß es. Außerdem bezeichnete der Broker den Ausblick für die Sommerbuchungen als "ermutigend".
Spekulationen um eine bevorstehende Kapitalerhöhung trübten die Stimmung nicht. Sollte Thomas Cook den Markt wirklich anzapfen, muss dies nach Einschätzung des Equinet-Analysten Jochen Rothenbacher den Kurs nicht belasten. Möglicherweise wäre sie sogar positiv, weil sie die Kapitalsituation verbessern würde, sagte er.
Kapitalstruktur wird durchleuchtet
Nach einer langen Hängepartie hatte sich der Reiseveranstalter im Mai 2012 mit Banken auf eine Verlängerung bestehender Kreditlinien im Volumen von 1,4 Mrd. Pfund bis zum 31. Mai 2015 verständigt. Damit verschaffte sich das Unternehmen Luft für die geplante Restrukturierung. Cook versprach, im Gegenzug weiteres Tafelsilber zu verkaufen, um die Liquidität zu erhöhen.
Der Vorstand teilte nur mit, dass die Kapitalstruktur überprüft werde. Entscheidungen über mögliche Maßnahmen sollen zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden. In Medien wird darüber spekuliert, dass der Konzern das Kapital um mehr als 400 Mio. Pfund erhöhen könnte.
Thomas Cook steckt seit geraumer Zeit in großen Schwierigkeiten. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit zu viele Reiseveranstalter gekauft, die sich als wenig gewinnbringend erwiesen, und hatte den Trend zu exklusiven und im Internet buchbaren Reisezielen verschlafen. Viele Kunden wanderten zur Konkurrenz ab. Seit einiger Zeit folgt Europas ältester Reisekonzern der Strategie seines ärgsten Rivalen: Wie Tui Travel konzentriert sich Thomas Cook auf exklusive Angebote, mit denen sich mehr verdienen lässt.
Quelle: ntv.de