Risikoprämien fallen Spekulationen um EZB-Strategie
01.12.2010, 14:43 UhrWelches Kraut ist gegen die Krise gewachsen? Der Markt handelt zwei Alternativen: Entweder die EZB stockt ihr Anleihenkaufprogramm auf oder es gibt eine Schuldenrestrukturierung in der Peripherie. Das erste Szenario dürfte wahrscheinlicher sein.

Knoblauch oder Kruzifix gegen die Krise? Wenn's leicht wäre, wäre so mancher Geldpolitiker sicherlich froh.
(Foto: Pixelio/Paul Golla)
Spekulationen über eine Verstärkung des Anleihenkaufprogramms der EZB haben Händlern zufolge am Mittwoch die Ausfallversicherungen von Staatsanleihen (CDS) aus hoch verschuldeten Euroländern verbilligt.
Der EZB-Rat tagt an diesem Donnerstag. Experten gehen davon aus, dass sehr kontrovers über dieses Thema diskutiert werden dürfte. Anders als die US-Notenbank oder die Bank of England hat sich die EZB kein konkretes Limit für ihre Anleihenkäufe gesetzt, und kann deshalb jederzeit eingreifen. Noch am Dienstagabend hatte EZB-Chef Jean-Claude Trichet beteuert, das Ankaufprogramm laufe weiter.
Erholung an den Kreditmärkten
Portugiesische Staatsanleihen über zehn Mio. Euro über eine Laufzeit von fünf Jahren gegen Zahlungsausfall zu versichern, kostete am Mittwoch 500.000 Euro und damit 51.000 Euro weniger als am Tag zuvor. Portugal wollte noch am Mittwoch neue Anleihen über 500 Mio. Euro ausgeben.
Spanische CDS verbilligten sich um 30 auf 337 Basispunkte, italienische um 28 auf 243 Basispunkte, irische um 59 auf 555 Basispunkte.
Ökonomen warnen vor neuer Krise
Die Notenbanker stecken in der Bredoullle. Die Rettungsaktion für Irland war an den Märkten binnen kürzester Zeit wieder verpufft. Mit der Ausweitung der Spreads nicht mehr nur in der Peripherie, sondern auch im Zentrum Deutschland und Frankreich wird die Situation nach Ansicht von Volkswirten zunehmend gefährlich. Es erschwere die Eingrenzung der Krise und mache entschiedene Schritte seitens der Behörden erforderlich, heißt es. Damit liegt ein großer Teil der Verantwortung auf den Schultern der europäischen Notenbanker, wenn sie zusammenkommen.
Im Mai hatte die EZB auf der Höhe der Griechenlandkrise keine Staatsanleihen aufgekauft und nach Meinung vieler Experten für Spannungen an den Märkten gesorgt. Die frage ist, ob sie diesen Teufelskreis durchbrechen will. Die Konsequenz wäre, dass die die EZB ihren weiteren Ausstieg aus ihren Liquiditätshilfen vertagen müsste. Ursprünglich war erwartet worden, dass sie ihre Hilfen für Banken Anfang 2011 weiter zurückfahren wollte.
Trichet kritisiert EU-Vorschläge für Aufsicht
Vorschläge der EU-Kommission zur verbesserten ökonomischen Überwachung der Eurozone-Länder hatte EZB-Präsident, Jean-Claude Trichet, am Vortag kritisiert. Bei einer Anhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel sagte Trichet, der EZB-Rat sei der Meinung, dass die Vorschläge der Kommission nicht ausreichten, um die Funktionsfähigkeit der Wirtschafts- und Währungsunion zu stärken.
Quelle: ntv.de, ddi/drts