Flugbranche im Aufwind Spekulieren auf Lufthansa
28.07.2010, 13:48 UhrDie Aktien von Lufthansa sind einen Tag vor Offenlegung der Quartalzahlen bei den Anlegern gut nachgefragt. Auch wenn Umsatz und Gewinn voraussichtlich trotz Aschewolke höher liegen werden, wird die Airline auf kurze Sicht wohl durch Turbulenzen fliegen.
Transportwerte profitieren derzeit insgesamt von guten Zahlen aus dem Luftfahrt-Sektor. Zuletzt überzeugten Air France-KLM mit ihrer Bilanz. Hier wurde vor dem Hintergrund der positiven Geschäftsentwicklung sogar der Ausblick leicht erhöht. Vor allem der Umsatzanstieg über den Markterwartungen könne als gutes Omen für alle Titel des Transport-Sektors gelesen werden, sagten Branchenexperten. Die Erwartung, dass auch Lufthansa mit positiven Zahlen aufwarten wird, treibt die Aktien bereits im Vorfeld der Offenlegung in die Höhe. Die Daten werden spätestens am Donnerstag vorgelegt. Denkbar ist aber auch, dass die Eckdaten des ersten Halbjahres bereits früher genannt werden. Auch Fraport-Aktien verspüren angesichts der positiven Branchenstimmung Rückenwind.
Analysten zufolge dürfte die Deutsche Lufthansa im zweiten Quartal von der weltweiten Erholung des Flugverkehrs profitiert haben. Erwartet wird, dass Deutschland größte Airline sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis vor und nach Steuern das Vorjahresniveau übertrifft.
Aschewolke über der Bilanz
Negativ zu Buche schlagen dürften sich die Unterbrechungen des Flugverkehrs durch den Vulkanausbruch auf Island. Sebastian Hein, Analyst des Bankhauses Lampe, rechnet wegen der Aschewolke-Flugausfälle mit einem negativen Ergebniseinfluss von 200 Mio. Euro, wovon rund 80 Prozent auf Lufthansa Passage entfallen sollen.
Einen positiven Einmaleffekt erwartet der Analyst dagegen aus dem Verkauf eines Anteils am Reisebuchungsdienstleister Amadeus, aus dem der Gesellschaft Hein zufolge ein Buchgewinn von 67 Mio. Euro entsteht und der den Cashflow um 97 Mio. Euro verbessert.
Der Analyst untermauert seine positiven Aussagen zur Markterholung mit den jüngst veröffentlichten Verkehrszahlen des Monats Juni und des ersten Halbjahres. Dort ist seiner Einschätzung zufolge die Dynamik der Erholung auf der Absatzseite gut erkennbar. Lufthansa hatte bei der Zahl der Passagiere im Konzern in den ersten sechs Monaten in Plus von 25,8 Prozent und bei Cargo einen Zuwachs von mehr als 19 Prozent verzeichnet.
Sammeln für die Luftverkehrssteuer
Negativ für die weitere Performance der Airlines wertet der Analyst die ab 2011 von der Bundesregierung geplante Luftverkehrssteuer. In Abhängigkeit von der Flugentfernung soll sie zwischen 13 EUR und 26 EUR pro Flug betragen. Da dies allerdings erst ein Entwurf dieses Vorhabens ist, hat die Bank diese Entwicklung noch nicht in ihr Berechnungsmodell eingearbeitet. Dem aktuellen Stand der Planungen zufolge rechnet Hein mit Belastungen für Lufthansa von bis zu 200 Mio. Euro pro Jahr.
Gegenwind dürfte der Kranichlinie vom Beitritt des Rivalen Air Berlin bei der Oneworld-Allianz von British Airways und American Airlines drohen. Nach Jahren des Dauerkrisenmanagements, dem Schrecken über Vulkanausbruch und ökologische Flugabgabe ist die Einladung in die Oneworld-Flugallianz für Air-Berlin-Chef Joachim Hunold jetzt fast so etwas wie die Vollendung seines wirtschaftlichen Lebenswerks. "Wir werden als gleichwertiger Partner behandelt", freute sich Hunold, als er die Pläne für die künftige Zusammenarbeit vorstellte.
Air Berlin greift an
Air Berlin ist mit zuletzt fast 28 Millionen beförderten Passagieren und 3,24 Mrd. Euro Umsatz mittlerweile Europas fünftgrößte und Deutschlands zweitgrößte Airline. Und das von Hunold in 20 Jahren groß gemachte Unternehmen wird nun bald in einer Liga mit globalen Traditionsunternehmen wie American Airlines und British Airways (BA) unterwegs sein.
Das steigert zum einen den Umsatz des in den 90er-Jahren gestarteten Lufthansa-Rivalen. Außerdem erhöht es die Wahlmöglichkeiten der deutschen Kundschaft bei ihrer Reiseplanung erheblich und verstärkt damit den Wettbewerb im Langstreckengeschäft auf dem deutschen Markt. Die Vollmitgliedschaft in der Allianz Oneworld strebt Air Berlin Anfang 2012 an, kurz vor der geplanten Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens in Berlin. In einer Luftfahrtallianz kooperieren mehrere Fluggesellschaften.
Neben Oneworld gibt es derzeit zwei weitere große Allianzen. So ist die Deutsche Lufthansa in der Star Alliance mit 28 weiteren internationalen Fluggesellschaften wie Continental Airlines, Turkish Airlines und United sowie US-Airways organisiert. In der Allianz Sky Team sind derzeit 13 Airlines vertreten, darunter Delta Air Lines, Air France und KLM Royal Dutch Airlines.
Quelle: ntv.de, DJ/rts