Wirtschaft

Diskussion um Leitwährung Sticheln gegen den Dollar

Schwere Zeiten für den Greenback: Im Vorfeld des G8-Gipfels hat China die Debatte um die Ablösung des Dollars als Leitwährung erneut angeheizt und dabei Unterstützung von den anderen BRIC-Ländern Brasilien, Russland und Indien erhalten. Doch auch wenn die verbalen Geschosse durchaus ihre Spuren auf dem Devisenmarkt hinterlassen, handelt es sich bislang eher um ein theoretisches Manöver.

Ausgedient? Offenbar noch lange nicht.

Ausgedient? Offenbar noch lange nicht.

(Foto: REUTERS)

Die Finanzkrise habe gezeigt, wie unangemessen das derzeitige internationale Währungssystem sei, ließ der Chairman der Export-Import Bank of China, Li Ruogu, im Vorfeld des G8-Gipfels verlauten. "Wenn ein Land, das eine Reservewährung herausgibt, ein langfristiges Handelsdefizit hat, ist es nicht länger geeignet", fügte der ehemalige Zentralbankberater Li Yang hinzu.

Unterstützung kam aus Russland und Brasilien. Das globale Währungssystem brauche eine "reibungslose evolutionäre Entwicklung", hieß es aus dem Kreml. Die bestehenden Reservewährungen einschließlich des Dollars hätten ihre Funktionen nicht erfüllt, erklärte Russlands Staatspräsident Dmitri Medwedew und forderte eine neue Weltwährung. Er wolle unbedingt die Möglichkeit neuer Handelsbeziehungen prüfen, die nicht vom Dollar abhingen, schlug Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva in dieselbe Kerbe. Auch Indien zeigte sich einer Debatte nicht abgeneigt.

Das Getuschel hinter den Kulissen machte dem US-Dollar zu schaffen und drückte die Währung im Vorfeld des G8-Treffens zeitweise auf ein Drei-Wochen-Tief. Daraufhin schlug der chinesische Vizeaußenminister He Yafei mildere Töne an: Derzeit wolle China nicht an der Dominanz des Greenbacks rütteln der Dollar sei aktuell die Hauptreservewährung.

Wer leitet die Herde?

Doch worum geht es eigentlich in dieser Debatte? Seit dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems in den 1970er Jahren gilt der US-Dollar als weltweite Leitwährung. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass ein Großteil der internationalen Handelsströme in US-Dollar abgerechnet wird. Auf den Dollar folgt als nächste wichtige Währung bisher der Euro, die Nummer drei ist das britische Pfund, das 2006 den japanischen Yen von diesem Platz verdrängt hat.

Und was wäre die Alternative zu diesem System? Russland hält einen Aufstieg des chinesischen Yuan zur neuen Weltleitwährung für möglich allerdings erst innerhalb der nächsten zehn Jahre. Zunächst müsse China seine Wirtschaft liberalisieren und den Yuan voll konvertibel machen, meint der russische Finanzminister Alexej Kudrin. Dann aber gebe es eine hohe Nachfrage nach Yuan, was der schnellste Weg zur Bildung einer neuen Weltleitwährung wäre.

China selbst liebäugelt dagegen mit der Idee, die sogenannten "Sonderziehungsrechte" (SZR) des Internationalen Währungsfonds zu stärken und so den Dollar Schritt für Schritt abzulösen. Die bereits 1969 vom IWF ins Leben gerufenen Sonderziehungsrechte sind eine künstliche Währungseinheit, die nicht auf den Devisenmärkten gehandelt wird, sondern aus einem gewichteten Währungskorb besteht, in dem US-Dollar, Euro, Pfund Sterling und Yen liegen. Als Maßstab für das Gewicht der einzelnen Währung dienen der Anteil des betreffenden Staates, bzw. des Währungsraumes, am Exportmarkt und die in dieser Währung gehaltenen Reserven der IWF-Mitglieder. Jedes Land kann eigene Sonderziehungsrechte gegen andere Währungen eintauschen, weshalb die "SZR" als Bestandteil der Währungsreserven gelten. Der Aufbau einer neuen Weltwährung mit Hilfe dieses Systems könnte jedoch selbst nach chinesischer Einschätzung mehrere Jahrzehnte dauern zu stark sei die Rolle des Dollars.

Hinter dem Dollar

Doch auch wenn eine mögliche Ablösung des US-Dollars in weiter Zukunft liegt, sorgen schon alleine diese Gedankenspiele für Stirnrunzeln. Japan mahnte bereits Unterstützung für den Dollar an. Die Diskussion über eine neue Weltleitwährung schwäche den Dollar und nütze keinem Land, erklärte das Wirtschaftsministerium in Tokio. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück blieb gelassener: "Wir müssen beobachten und analysieren, was andere Länder bevorzugen, aber ich denke, dass der Dollar seine führende Rolle behalten wird." EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso betonte, in der derzeitigen Debatte dürfe es nicht darum gehen, sich für oder gegen den Dollar auszusprechen. Die Welt brauche eine Reihe von stabilen Währungen, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten.

Und in der Tat hat sich der Greenback während der Finanzkrise immer wieder als "sicherer Hafen" bewährt was für viele paradox anmutet, weil die Finanzkrise ihren Anfang auf den amerikanischen Immobilienmarkt genommen hat. Und das ist nach Ansicht von Devisenexperten durchaus im Sinne Chinas, denn das Land hat in den vergangenen Jahren Devisenreserven von mehr als einer Billion Dollar angehäuft. Wozu dann aber diese ganze Diskussion? Um den politischen Druck auf Amerika zu erhöhen, glauben Experten. Denn dann würden die USA nicht weiter auf eine Aufwertung des Yuan dringen. Nebelkerzen auf dem Devisenmarkt.

Quelle: ntv.de, mit rts/dpa/AP

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