Heute und morgen Streik am Frankfurter Flughafen
16.02.2012, 08:21 Uhr
Ab dem Nachmittag dürfte am Frankfurter Flughafen nicht mehr viel gehen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Gewerkschaft der Flugsicherung will ihren für heute angekündigten Streik am größten deutschen Flughafen auf morgen ausdehnen, wenn der Flughafenbetreiber Fraport "kein Einsehen" zeigt. Heute werden die rund 200 Beschäftigten, die als Verkehrsdisponenten, Vorfeldlotsen oder Flugzeug-Einweiser arbeiten, ab 15 Uhr streiken.
Flugreisende, die Reisen über den Flughafen Frankfurt am Main gebucht haben, müssen sich die nächsten Tage auf massive Verspätungen einstellen. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) kündigte am Morgen an, ihren für heute geplanten Streik am Frankfurter Flughafen auf morgen auszudehnen. "Falls es kein Einsehen gibt, werden wir am Freitag von 8 bis 22 Uhr die Arbeit niederlegen", sagte GdF-Sprecher Matthias Maas.
Heute wollen die rund 200 Beschäftigten, die als Verkehrsdisponenten, Vorfeldlotsen oder Flugzeug-Einweiser arbeiten, ab 15 Uhr streiken. Sie wollen damit deutlich höheres Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen erzwingen. Der Streik soll sieben Stunden anhalten.
Der Flughafenbetreiber Fraport hatte in dem schwelenden Tarifkonflikt einen Schlichterspruch des Hamburger CDU-Politikers Ole von Beust abgelehnt und eine nachfolgende Erklärungsfrist der Gewerkschaft verstreichen lassen.
Dann geht nichts mehr
Falls sich die Streitparteien nicht doch noch einigen, dürfte am Flughafen ab dem Nachmittag nicht mehr viel gehen. Die 200 Frankfurter Flugfeld-Kontrolleure sorgen etwa dafür, dass Flugzeuge nach der Landung die richtige Parkposition finden. Die Mitarbeiter säßen an für den Betrieb wichtigen Schaltstellen und seien nur sehr schwer zu ersetzen, sagte Markus Siebers, Bundesvorstand der Gewerkschaft. "Wir gehen davon aus, dass wir die Fraport in massive Schwierigkeiten bringen werden." Im Extremfall könnte kein einziger Flieger auf seine Position gelangen.
Die Arbeit der Vorfeld-Kontrolleure ist mit Eröffnung der vierten Landebahn in Frankfurt nach Aussagen der GdF wesentlich anspruchsvoller geworden. Jedoch habe die Lohnentwicklung damit nicht Schritt gehalten. Eine der Kernforderungen sei, dass die Gehälter der Koordinatoren in Frankfurt über die nächsten Jahre an das Niveau ihrer Kollegen in München angeglichen werden. Die hätten nur zwei Landebahnen zu betreuen, argumentierte die Gewerkschaft. Fraport hatte die GdF-Forderungen als "extrem hoch" kritisiert.
Zentraler Bestandteil des Schlichterspruchs ist - neben Gehalts- und Arbeitszeitregelungen - die von Fraport gewünschte Ausgliederung der Kontrolleure in eine andere Gesellschaft. Die Gewerkschaft sei für die Gründung einer eigenen GmbH grundsätzlich offen und hätte auch einer Laufzeit von vier Jahren zugestimmt, sagte der Verhandlungsführer auf Arbeitnehmerseite, Dirk Vogelsang. Weil Fraport sich dem Vorschlag des früheren Ersten Hamburger Bürgermeisters aber widersetzt habe, wolle die GdF nun stärkere Forderungen durchsetzen: etwa eine Tarif-Laufzeit von nur noch zwölf Monaten, was für den Flughafenbetreiber teurer werden könnte.
Fraport ist auf Ausstand vorbereitet
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport will trotz des Streiks mehr als die Hälfte der Flüge abwickeln. Die streikenden Vorfeldlotsen werden von anderen Fraport-Beschäftigten ersetzt, kündigte der für den Flugbetrieb zuständige Vorstand Peter Schmitz an. Man habe in den vergangenen Tagen intern zahlreiche Leute geschult und auf den aktuellen Stand gebracht. Abstriche bei der Sicherheit würden nicht gemacht. Schmitz forderte die Passagiere auf, sich bei ihren Fluggesellschaften zu informieren, ob die Flüge stattfinden. Bei n-tv sagte er: "Die Fluggesellschaften haben auf ihren Internetseiten Informationen eingestellt, welche Flüge gestrichen wurden. Es ist ratsam, dass man sich frühzeitig mit der Fluggesellschaft in Kontakt setzt."
Die GdF hatte vergangenen Sommer ganz Deutschland in Atem gehalten. Die Fluglotsen, die ebenfalls in der Gewerkschaft organisiert sind, wollten mehrmals streiken und den Flugverkehr zum Erliegen bringen. Erst nachdem sich die Bundesregierung im Oktober in die Verhandlungen einschaltete, einigten sich die Fluglotsen mit ihrem Arbeitgeber, der Deutschen Flugsicherung.
Quelle: ntv.de, rts/dpa