Endstation Tegel und Schönefeld Streiks an Berliner Flughäfen
02.03.2012, 20:40 Uhr
Ein Flieger landet auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld.
(Foto: picture alliance / dpa)
Kaum läuft der Verkehr am Frankfurter Flughafen wieder normal, treten an den Berliner Flughäfen die Mitarbeiter der Passagier- und Gepäckabfertigung in den Warnstreik. Am Morgen kommt es deshalb am Airport Tegel zu Flugausfällen. Am Abend trifft der Ausstand den Flughafen Schönefeld.
Um 2.00 Uhr früh war Raffael Brönner in Erfurt losgefahren. Ziel: Flughafen Berlin-Tegel. Von dort aus sollte es für den Baustoffkaufmann auf einer Geschäftsreise mit 60 Kunden über Wien nach Zypern gehen. Doch in der Hauptstadt endet die Reise in ohnmächtigem Ärger. "Das hier ist überhaupt nicht prickelnd", formuliert es der Erfurter. Kurz vor dem dreieinhalbstündigen Warnstreik der Globeground-Mitarbeiter, der um 6.00 Uhr begann, hatte die Gruppe das gesamte Gepäck abgegeben und stand nun da, ohne Koffer und ohne Aussicht, den Anschlussflug in Wien zu erreichen.
In der Eingangshalle, nicht weit von ihm entfernt lärmen Globeground-Mitarbeiter mit Trillerpfeifen und halten Schilder hoch. "GGB - Wir sollen ganz groß bluten", steht auf einem Plakat. Mitglieder der Gewerkschaft Verdi verteilen indessen Handzettel über den Warnstreik an Fluggäste. Auf den Tafeln in der Haupthalle werden immer mehr Flüge als gestrichen angezeigt. "Cancelled" heißt es etwa für Starts nach Frankfurt/Main, Düsseldorf, München und Köln/Bonn. Um 7.15 Uhr sind es schon ein gutes Dutzend - später werden es 30 sein.
Anderer Flughafen, selbes Bild
Ganz ähnlich geht es am Abend Passagieren, die von Schönefeld in den Urlaub oder zurück nach Hause fliegen wollen. Denn Verdi hat ebenso kurzfristig wie zuvor in Tegel am Abend am zweiten Berliner Airport zum Ausstand gerufen. Vor allem Easyjet-Kunden kommen nicht weg. Die Flüge nach Rom, Mailand und Genf werden annulliert, weitere sollten hinzukommen.
Taxifahrer Khoshbakhat Hanzai hatte schon am frühen Morgen geflucht. "Meine Schicht hat um 6.00 Uhr begonnen, der Streik war viel zu kurzfristig angesetzt", schimpfte Hanzai. Er knallt die Tür zu und flüchtet nach eigenen Worten "in die Innenstadt, um noch etwas zu verdienen".
Am Lufthansa-Schalter vor Gate 8 stauen sich mehrere Fluggäste. "Ich bin stinksauer. Wir wollen nach Delhi, aber jetzt ist der erste Flug nach Frankfurt gestrichen", ärgert sich Jana Oldenburg. "Was sollen ich denn jetzt machen?" Die 39 Jahre alte Krankenschwester wollte sich in Frankfurt für ihren Indien-Urlaub mit vier Freundinnen treffen. "Ich habe doch nur einmal Urlaub im Jahr und habe so lange darauf gespart."
Passagiere berichten, dass Air-Berlin-Beschäftigte nun selbst die Flugzeuge beladen. Ein Mitarbeiter der Fluggesellschaft bestätigt das: "Wir haben auch eigenes Personal abgestellt, ich hoffe bloß, dass das ausreicht. Schauen Sie mal", sagt er und zeigt auf die Schlange, die vor den Schaltern fast bis vor das Gebäude reicht.
Ein 28 Jahre alter Globeground-Mitarbeiter läuft mit beim Protestmarsch der rund 200 Streikenden. "Wir haben keine Perspektive. Ich mache Schichtdienst und bekomme rund 1000 Euro, da sollten 4 Prozent mehr Lohn drin sein", sagt der Vorfeld-Arbeiter. "Wir krebsen am Existenzminimum."
Quelle: ntv.de, dpa