Plakative IPO-Werbung Ströer will aufs große Parkett
06.07.2010, 13:07 UhrDer Name Ströer ist relativ unbekannt, dabei hat ihn fast jeder schon einmal gesehen. Die Kölner Unternehmensgruppe ist Deutschlands führender Außenwerber und strebt nun an die Börse. Der angepeilte Emissionserlös ist nicht von schlechten Eltern.
Es gibt bessere Zeiten für einen Börsengang als derzeit. Dennoch wagt das Kölner Unternehmen Ströer am 15. Juli den Gang aufs Parkett. Einsammeln will der drittgrößte Außenwerber Europas und deutsche Branchenprimus 412 Mio. Euro. Damit wäre der Börsengang nach Brenntag und KDG der drittgrößte in Deutschland in diesem Jahr.
Die Finanzkrise hatte in den vergangenen Jahren fast alle Börsenkandidaten verschreckt. Erst kurz vor Ostern waren mit Kabel Deutschland, Brenntag, Tom Tailor und Joyou wieder Neuzugänge auf dem deutschen Kurszettel aufgetaucht. Danach jedoch musste der Immobilienkonzern GSW in letzter Minute seine Börsenambitionen aufgeben, als die Finanznöte Griechenlands für Verunsicherung sorgten.
"Die Märkte sind nicht in einer optimalen Verfassung, aber das sind sie wohl nie", sagte Ströer-Vorstandschef Udo Müller. Das Feedback der bisher angesprochenen Investoren sei aber "ausgesprochen positiv". Müller hatte das Kölner Werbeunternehmen 1990 zusammen mit dem 2004 verstorbenen Heinz Ströer gegründet und hält die Anteile heute zusammen mit dessen Sohn Dirk Ströer.
Nr. 1 in Deutschland - Nr. 3 in Europa
Der Ströer-Konzern verkauft Werbeflächen auf Plakaten, Litfasssäulen, großen Bildschirmen und Straßenbahnen. Auf 230.000 dieser Flächen kommen die Kölner in Deutschland. exklusiv vermarkten sie die Werbeflächen in den 5700 Bahnhöfen des Deutsche-Bahn-Konzerns und erzielen insgesamt einen Umsatz von knapp 470 Mio. Euro (2009). Von den 1580 Mitarbeitern entfallen 1300 auf den Kernmarkt Deutschland. Hauptkonkurrent in Deutschland als auch in Europa ist das französische Unternehmen JC Decaux mit seiner Marke "Wall".
Fair bewertet
Die Aktien von Ströer sollen in einer Spanne von 17 bis 24 Euro bis zum 13. Juli zur Zeichnung angeboten werden. Wieviele Aktien platziert werden, soll erst auf Basis des Zuteilungspreises festgelegt werden. Ziel ist es, durch die Kapitalerhöhung 275 Mio. Euro in die Kassen zu bekommen. Die beiden Alteigentümer werden beim Börsengang keine Aktien verkaufen - vielmehr wollen sie gemeinsam mit Finanzvorstand Alfried Bührdel Aktien für rund 5 Mio. Euro zum Emissionspreis kaufen. Zudem hält der Finanzinvestor Cerberus eine Option auf 15 Prozent des Unternehmens, die im Zuge des IPO an den Markt kommen sollen.
Der Preis für die Aktien sei "für alle Seiten fair", sagte Müller. Mit Blick auf die Prognosen für 2011 läge die Aktie auch bei einer Zuteilung am oberen Rand der Preisspanne unter dem 9-fachen des Ebitda und damit unter den Werten von JC Decaux.
MDax als Ziel
Um Investoren wirbt Ströer mit einem Wachstumsversprechen, vor allem für die Märkte in Polen und der Türkei. In beide Länder will Ströer einen Teil der Erlöse aus dem Börsengang investieren. Auch in Deutschland seien die Ausgaben für Werbung, verglichen mit anderen Märkten, gering und versprächen Potenzial. Zudem will Ströer davon profitieren, dass geklebte Plakate zunehmend von digitalen Werbeflächen verdrängt werden. Eine Dividende soll es zunächst nicht geben: "Wachstum geht vor", betonte Müller, der sein Unternehmen mittelfristig im MDax sieht.
Quelle: ntv.de, bad/rts