Wirtschaft

Rosenkrieg unter Autokonzernen Suzuki zerschlägt das Porzellan

Indien, riesige Weiten, ein wachsender Mittelstand und mehr als eine Milliarde Menschen.

Indien, riesige Weiten, ein wachsender Mittelstand und mehr als eine Milliarde Menschen.

(Foto: REUTERS)

Der Streit zwischen Suzuki und Volkswagen verschärft sich: Der viertgrößten Automobilkonzern Japans wirft seinem bisherigen Partner aus Europa nun ebenfalls Vertragsbruch vor. Europas größter Autobauer reagiert enttäuscht. Beobachtern zufolge geht es jetzt nur noch um eine saubere Trennung - und um den indischen Markt.

Im Scheidungskrieg mit Volkswagen schlägt Suzuki nun zurück: Der japanische Autobauer wirft seinem Kooperationspartner nun ebenfalls Vertragsbruch vor. Das Ziel ist klar: Suzuki verlangt offen eine Trennung.

Fühlt sich über den Tisch gezogen: Suzuki-Chef Osamu Suzuki.

Fühlt sich über den Tisch gezogen: Suzuki-Chef Osamu Suzuki.

(Foto: REUTERS)

Der Konzern habe eine freundliche Lösung für ein Ende der geschäftlichen Verbindung angestrebt, diese sei jedoch von VW nicht akzeptiert worden, erklärte Vize-Präsident Yasuhito Harayama auf einer eigens anberaumten Pressekonferenz. VW hat im Januar 2009 für 1,7 Mrd. Euro knapp 20 Prozent an dem viertgrößten Autohersteller Japans erworben und will vermeiden, dass sich bei einer Trennung ein Rivale an dem Konzern beteiligt und damit den begehrten Zugang zum indischen Zukunftsmarkt erhält.

Die Japaner ließen ihrem Partner mehrere Wochen Zeit für eine Reaktion. Wolfsburg reagierte jedoch umgehend: Volkswagen droht Suzuki nun mit juristischen Schritten. "Wir halten uns juristische Möglichkeiten offen und werden nach deren Prüfung über die weitere Vorgehensweise entscheiden", erklärte ein VW-Sprecher.

Suzuki hatte zuvor erklärt, man habe Volkswagen in aller Form von dem Vorwurf eines Vertragsbruchs in Kenntnis gesetzt. So habe der deutsche Partner anders als vereinbart keinen Zugang zu bestimmten Technologien gewährt. Die Allianz der beiden Autobauer habe zum Ziel gehabt, "den Zugang von Suzuki zu Kerntechnologien von VW zu vereinfachen", erklärte Suzuki-Chef Osamu Suzuki. "Ich bin enttäuscht, dass wir nicht erhalten haben, was uns versprochen wurde."

"Volkswagen bedauert diesen Schritt sehr", sagte ein VW-Sprecher. "Wir können diesen in keinster Weise nachvollziehen und sehen die Vorwürfe seitens Suzuki als unbegründet an, da sich Volkswagen stets an die bestehenden Verträge gehalten hat." Offenbar geht es um den 2009 im Zuge der Auto-Allianz vereinbarten Zugang zu umweltfreundlichen VW-Technologien wie Hybridantrieben. Wenn VW dies nicht ändere, sei der Wolfsburger Konzern verpflichtet, seine Suzuki-Anteile zurückzugeben und die Allianz zu verlassen, hieß es aus dem Suzuki-Umfeld.

Diesel aus Italien

Der Scheidungskrieg schwelt seit Wochen. Volkswagen wirft Suzuki einen Vertragsbruch vor, weil die Japaner Dieselmotoren vom italienischen Konkurrenten Fiat bezogen haben.

Suzuki hatte die Deutschen zuletzt ultimativ aufgefordert, diesen rufschädigenden Vorwurf zurückzunehmen. Die Japaner können den Vertrag mit VW auch kündigen. Dann wäre Volkswagen aber frei, seinen Anteil auch ohne die Zustimmung der Japaner zu erhöhen.

Die beiden Hersteller VW und Suzuki wollten eigentlich gemeinsam Einsteigerautos für Entwicklungs- und Schwellenländer sowie umweltfreundliche Wagen für Kunden in den Industriestaaten bauen. Im Juli hatte VW mitgeteilt, dass sich die Partnerschaft "langsamer als erwartet" entwickle. Deshalb werde es eine Bewertung der Kooperation geben. Die Suzuki-Tochter Maruti ist Branchenführerin in Indien.

Absatzrekord nach neun Monaten

Vollkommen unabhängig vom Streit mit den Japanern konnte Volkswagen unterdessen mit einer Erfolgsmeldung glänzen: Europas größter Autobauer hat nach neun Monaten beim Absatz erstmals die Sechs-Millionen-Marke geknackt. Volkswagen habe damit eine wichtige Hürde auf dem Weg zu der angepeilten Zahl von acht Millionen Verkäufen in diesem Jahr genommen, sagte Konzernvertriebsvorstand Christian Klingler.

Von Januar bis Ende September steigerten die neun Konzernmarken ihre Auslieferungen zum Vorjahr um 13,9 Prozent auf 6,11 Mio. Fahrzeuge. Allein in China stiegen die Verkäufe um 14,6 Prozent auf 1,69 Mio. Einheiten. Aber auch in der schwierigen Region Nordamerika verbuchte VW ein Plus von 21,4 Prozent und verkaufte 485.400 Autos.

Quelle: ntv.de, AFP/rts

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