Ferdinand Piech im Porträt Taktiker auf dem Weg zum König
23.07.2009, 13:01 UhrFerdinand Piech gilt in der Autobranche als begnadeter Ingenieur und gewiefter Taktiker. Den Ruf als Konstrukteur erwarb er sich bei Audi in Ingolstadt, wo er Entwicklungen von der Aluminium-Karosserie in Leichtbauweise bis hin zum Audi-Quattro-Antrieb vorantrieb - auch wenn nicht alles technisch Machbare immer großen Verkaufserfolg zeitigte. Sein Meisterstück als Taktiker könnte Piech liefern, wenn der VW-Aufsichtsratschef sich mit der Idee einer De-facto-Übernahme von Porsche durch Volkswagen durchsetzt.
Einen der größten Gegenspieler hat er mit Porsche-Chef Wendelin Wiedeking aus dem Weg geräumt.
Automobiler Megakonzern
Mit dem Schachzug würde der Enkel von Ferdinand Porsche ein Imperium schaffen, das ihn endgültig zum Automobil-König machen würde. Denn angetrieben wird der Patriarch von der Idee eines Megakonzerns, der vom Kleinwagen bis zum Schwerlaster alles anbietet, was auf den Straßen rollt - sogar über den Kauf einer Motorradmarke sinnierte er jüngst im kleinen Kreis. Piech weitete seine Macht in dem Konzern, den sein Großvater vor 72 Jahren gründete, systematisch aus. Seit dem Einstieg von Porsche als Großaktionär ist Piech Porsche-Miteigentümer indirekt auch erheblich an VW beteiligt.
Der 72-jährige Milliardär hätte beim Gelingen seines Lebenstraums dann die Macht in einem enormen Konzern, zu dem neben VW, Audi, Skoda, Seat und Porsche auch der familieneigene Autohandelskonzern in Salzburger gehören soll. Dazu kommt womöglich ein Lastwagen-Riese, den Piech aus dem Lkw-Geschäft von VW, MAN und der schwedischen Scania schmieden will. Mit der Mega-Gruppe würde er sogar seinen Großvater, den "Käfer"-Erfinder Ferdinand Porsche, in den Schatten stellen.
Schwierige Familienbande
Doch schwieriger als das schien es, die tief zerstrittenen Mitglieder der Familienclans Porsche und Piech zu einen, die sich bei allen Entscheidungen über das Familienvermögen einstimmige Beschlüsse auferlegt haben.
Dabei hatte es zeitweise den Anschein, als wäre der gebürtige Wiener nach seinem altersbedingten Rückzug aus dem VW-Vorstand vor sieben Jahren nur noch Pensionär. Damals hatte er damit kokettiert, er würde mit seiner Frau Ursula um die Welt segeln und nur alle drei Monate zur Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg vorbeischauen. Doch das war dem umtriebigen Manager zu langweilig. Tatsächlich hielt er von seinem Wohnsitz in Salzburg aus immer alle Fäden in seiner Hand bei Volkswagen und Porsche - und das in einem Alter, da er sich mit seinem Vermögen zur Ruhe setzen könnte. Doch der Asket Piech, der bei Empfängen lieber zu Mineralwasser als zu Champagner greift, tickt anders. Seinem Bild in der Öffentlichkeit als dem eines eiskalten Managers widerspricht, dass er privat als warmherziger Familienmensch geschildert wird. Bei Auftritten bei Automessen hält der Meister von Zwei-Wort-Sätzen aber unliebsame Fragesteller mit einem schmallippigen Lächeln auf Distanz.
Wiedersacher aus dem Feld geschlagen
Seine Widersacher schlug Piech stets aus dem Feld. Der frühere BMW-Chef Bernd Pischetsrieder musste bei VW abdanken, weil er sich nicht am ruppigen Führungsstil des Patriarchen orientierte. Dabei hatte dieser ihn selbst nach Wolfsburg geholt. Und Pischetsrieder hatte nach Meinung vieler Autoexperten von Piech ein nicht gerade gut durchdachtes Markenportfolio geerbt. Der Manager wurde ersetzt durch Martin Winterkorn, den Vorstandschef der erfolgreichen VW-Tochter Audi, der Piechs Technik-Begeisterung teilt. Manager der Ingolstädter Tochter bilden bis heute einen Großteil von Piechs Machtbasis. Doch auch den ehemaligen Audi-Chef Franz-Josef Paefgen sägte Piech ab.
Der Einzige, der ihm länger die Stirn bieten konnte, ist Wiedeking. Der Porsche-Chef konnte auf Rückendeckung von Piechs Cousin, Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, zählen. Doch mit dem zunehmenden Erfolg bei dem Stuttgarter Sportwagenhersteller wurde Wiedeking Piech zu mächtig. Deswegen gab er den Widersacher im Frühjahr öffentlich zum Abschuss frei, indem er ihm in Sardinien vor Journalisten sein Vertrauen nur noch auf Zeit aussprach.
Karriere bei Porsche und Audi
Ferdinand Piech ist der Sohn von Ferdinand Porsches Tochter Louise und des Rechtsanwalts Anton Piech. Dieser war damals gemeinsam mit Ferdinand Porsche Hauptgeschäftsführer des Volkswagen-Werks in Wolfsburg. Bei Porsche startete der junge Piech 1963 seine Laufbahn als Ingenieur, wechselte 1972 zu Audi nach Ingolstadt und arbeitete sich bis zum Technikvorstand hoch. 1988 rückte er an die Spitze der VW-Tochter, die er zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten von BMW und Mercedes machte.
Als Piech 1993 VW-Chef wurde, steckte der Autobauer in einer tiefen Krise. Diese wendete der neue Personalvorstand Peter Hartz zusammen mit dem Betriebsrat und der IG Metall ab - vor allem durch die Einführung der Vier-Tage-Woche, die erst Ende 1996 gekippt wurde. Seither hatte er bei den Arbeitnehmern immer einen Stein im Brett.
Quelle: ntv.de, rts