"Gebot der Fairness" Teldafax-Prozess vertagt
18.02.2014, 15:25 Uhr
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Sie gilt als eine der größten Unternehmensinsolvenzen Deutschlands: 2011 ist der Billigstromanbieter Teldafax pleite. Vor Gericht müssen sich nun drei ehemalige Manager verantworten. Ihnen drohen Haftstrafen. Der Auftakt gerät indes kurz.
Der Strafprozess um die Pleite des Stromdiscounters Teldafax ist vertagt worden. Vor dem Bonner Landgericht erhoben die Verteidiger von zwei der drei angeklagten Ex-Manager des Billigstromanbieters Einwände gegen die Besetzung der Strafkammer. Darüber will das Gericht am Freitag entscheiden.
Den drei Ex-Managern Klaus B., Gernot K. und Michael J. werden Insolvenzverschleppung, gewerbsmäßiger Betrug und Bankrotthandlungen vorgeworfen. Sie sollen zahlreiche Kunden durch Vorkasse-Tarifmodelle geschädigt haben. Den Beschuldigten im Alter zwischen 49 und 61 Jahren drohen mehrjährige Haftstrafen. Zumindest K. könnte allerdings auf eine Bewährungsstrafe hoffen, sollte er ein Geständnis ablegen. Die Möglichkeit einer entsprechenden Verständigung sei im Vorfeld des ersten Verhandlungstages erörtert worden, sagte der Vorsitzende Richter Eugen Schwill.
Kunden mit nicht-kostendeckenden Tarifen gelockt

Der ehemalige Vorstandschef des insolventen Billigstromanbieters Teldafax, Klaus B. (vorn) vor dem Landgericht.
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Die Teldafax-Pleite vom Juni 2011 gilt gemessen an der Zahl der Gläubiger als eine der größten Unternehmens-Insolvenz in der deutschen Geschichte: Die 2001 gegründete Firma mit zuletzt 600 Mitarbeitern war innerhalb weniger Jahre zu Deutschlands größtem unabhängigen Energieanbieter aufgestiegen und zählte mehr als 700.000 Kunden.
Die drei beschuldigten Ex-Manager sollen laut Staatsanwaltschaft den Insolvenzantrag von Teldafax bis zum 14. Juni 2011 verzögert haben, obwohl die Firma schon im Sommer 2009 zahlungsunfähig gewesen sei. "Die Angeklagten hatten Kenntnis von der Überschuldung", sagte Staatsanwalt Alexander Klingberg bei Verlesung der Anklageschrift.
Statt Insolvenz anzumelden, hätten die Verantwortlichen bei Teldafax Kunden mit Tarifen gelockt, die nicht kostendeckend gewesen seien - mit dem Ziel, dem Unternehmen Liquidität zu verschaffen. Das Geld sammelten sie laut Anklage in Vorkasse ein, wobei die Kunden wegen der Pleite dafür keine Gegenleistung mehr bekamen. Die Staatsanwaltschaft wertete dies als Betrug.
Aus Gründen der Verfahrenseffizienz erhoben die Strafverfolger nur in 241 ausgewählten Fällen Anklage wegen gewerbsmäßigen Betrugs - obwohl sich die Gesamtzahl der geschädigten Kunden nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft im "mittleren fünfstelligen Bereich" bewegen soll.
Abenteuerliche Buchhaltung
In dem Bonner Verfahren wirft die Anklage den früheren Managern außerdem vor, seit 2008 keine ordnungsgemäße Bilanz für die Teldafax-Holding mehr aufgestellt zu haben. Die Buchhaltung bei Teldafax "entsprach in keiner Weise den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung", sagte Staatsanwalt Klingberg.
Wegen der Verteidiger-Einwände gegen die Besetzung des Gerichts verzichtete die Bonner Wirtschaftsstrafkammer am ersten Prozesstag auf die ursprünglich geplante Befragung der Angeklagten. Die Anwälte der Angeklagten B. und J. begründeten ihre sogenannten Besetzungsrügen unter anderem damit, dass die Zuweisung des Verfahrens an die Strafkammer unzulässig gewesen sei. Der Vorsitzende Richter Schwill nannte es "ein Gebot der Fairness", vor der Fortsetzung der Hauptverhandlung über die Einwände zu beraten.
Für den Prozess sind zunächst 15 weitere Verhandlungstage bis Mitte Mai angesetzt. Allerdings wird damit gerechnet, dass der Prozess mindestens bis zum nächsten Jahr dauert.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa