Schwere Zeiten Telekom bereitet sich vor
01.05.2010, 16:14 UhrTelekom-Chef René Obermann bereitet sein Unternehmen auf wirtschaftlich schwierige Zeiten vor. "Ich befürchte, dass die hohe Staatsverschuldung in einer Reihe von Ländern nicht ohne Folgen bleiben wird", sagte Obermann in einem Interview. Das werde auch noch einmal auf die Konjunktur schlagen.
"Ich kann Ihnen nicht sagen, wann das sein wird. Aber es wird Rückschläge geben", erklärte der Konzernchef im Gespräch mit der "Welt am Sonntag". Obermanns Einschätzung hat Folgen auf das künftige Vorgehen der Telekom. "Wir müssen Reserven haben und werden daher bei möglichen Zukäufen vorsichtig vorgehen", sagte er. Vorerst werde es keine Multi-Milliarden-Euro-Übernahmen geben.
Dies gelte auch für das Geschäft in den USA, wo der Umsatz im vergangenen Jahr sogar leicht zurückgegangen sei. Wann dort wieder Wachstum zu erwarten sei, wollte der Telekom-Chef nicht sagen. "Wir geben jedenfalls nicht auf, nur weil wir vorübergehend Wachstumsprobleme haben. Eine solche Delle sei kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen." Es müsse um jeden Kunden gekämpft werden.
Telekom bleibt Griechenland treu
Die Krise in Griechenland könnte schon bald Auswirkungen auf die Deutsche Telekom haben. Der Konzern ist zu 30 Prozent an der griechischen Telekom- Gesellschaft OTE beteiligt, ein Großteil ist jedoch noch in den Händen des griechischen Staates, der zwingend neues Geld benötigt und daher einen weiteren Verkauf erwägen könnte.
"Der Staat kann uns weitere Unternehmensteile anbieten", sagte Obermann und beteuerte gleichzeitig an den griechischen Aktivitäten festhalten zu wollen. "Es gibt ein Leben nach der Krise. Unsere Perspektive reicht ja nicht nur zwei bis drei Jahre in die Zukunft." Nach den Zahlen des vergangenen Jahres gebe es keinen Grund, an der Leistungsfähigkeit der OTE zu zweifeln. "Und durch OTE sind wir außer in Griechenland auch noch in anderen wichtigen Ländern wie Rumänien und Bulgarien vertreten", ergänzte er.
Der Bonner Konzern war 2008 für 3,2 Mrd. Euro bei dem OTE eingestiegen. Seinerzeit wurde auch eine Verkaufs-Option vereinbart, der zufolge der Mittelmeerstaat weitere zehn Prozent seiner OTE-Papiere an die Telekom abgeben kann. Die Telekom muss das Paket zu einem festgeschriebenen Preis von mehreren Hundert Mio. Euro übernehmen. Griechenland kann Obermann zufolge jederzeit verkaufen: "Die Regierung in Athen entscheidet, ob und wann sie die Optionen ausübt."
Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts