Industriepolitik auf französisch Toshiba blitzt bei Areva ab
01.12.2009, 12:40 UhrWirtschafts- und Energiepolitiker in Paris atmen auf: Die Netzsparte des Atomtechnikkonzerns Areva bleibt trotz attraktiver Angebote aus den USA und Japan am Ende doch in französischen Händen.

In der Normandie errichtet Areva für Electricite de France (EdF) ein Kernkraftwerk neuester Bauart.
(Foto: AP)
Der Aufsichtsrat des französischen Staatskonzerns Areva hat sich auf exklusive Verkaufsgespräche mit den beiden französischen Unternehmen Alstom und Schneider geeinigt. Areva soll die Sparte Stromübertragung und -verteilung (T&D) demnach für 4,09 Mrd. Euro an Alstom und Schneider abgeben.
Alstom steigt damit in die Weltspitze der Anbieter von Hochspannungstechnik auf; Schneider wird weltweit Nummer zwei in der Kraftübertragung mit mittlerer Spannung.
Im Rahmen seiner Industriepolitik hat Präsident Nicolas Sarkozy schon mehrfach Alstom gefördert und unter anderem auch seinem persönlichen Freund Martin Bouygues zum Einstieg bei dem einst reinen Staatskonzern verholfen. Bouygues ist mit einem Anteil von 30 Prozent mittlerweile größter Einzelaktionär bei Alstom.
Alstom und Schneider hatten für Areva T&D zuletzt in offensichtlicher Siegesgewissheit schlechtere Angebote vorgelegt als die mitbietenden Konzerne Toshiba/INCJ aus Japan und General Electric aus den USA.
Klare Ansage aus Paris
Der Élyséepalast drängte Informationen des Finanzblattes "La Tribune" zufolge die beiden französischen Bieter jedoch zur Erhöhung ihres Angebotes um 400 Mio. Euro, um ihnen den Zuschlag geben zu können. Toshiba bot daraufhin vergeblich einen Nachschlag von 200 Mio. Euro als Sonderdividende für Areva an.
Alle Angebote seien vergleichbar, erklärte Areva schließlich. Das Wirtschaftsministerium erklärte, Alstom und Schneider hätten das beste Angebot im Sinne der Entwicklung der Industrie und Beschäftigung vorgelegt. Alle Bieter hatten versprochen, auf Entlassungen zu verzichten und die Werke zu erhalten. Die Gewerkschaften befürchten dennoch den Abbau von 5000 Arbeitsplätzen.
Mit der Areva-Sparte kauft Alstom nun einen Geschäftsbereich zurück, den es im Rahmen seiner Sanierung an Areva abgegeben hatte. Areva-Chefin Anne Lauvergeon hatte lange versucht, den Verkauf von T&D zu vermeiden.
Areva benötigt allerdings bis 2012 rund zehn Milliarden Euro für Investitionen. Der Konzern trennt sich daher von Bereichen, die nicht direkt zum Atomgeschäft gehören. Zusätzlich lässt Lauvergeon eine Kapitalerhöhung vorbereiten. T&D bringt Areva vier Mal so viel ein, wie die Sparte bei ihrem Erwerb vor fünf Jahren gekostet hatte.
Quelle: ntv.de, dpa