Krise dauert an Trichet bleibt skeptisch
22.06.2009, 15:26 Uhr
Jean-Claude Trichet
(Foto: REUTERS)
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat davor gewarnt, vorschnell auf ein baldiges Ende der Weltwirtschaftskrise zu setzen. Es gebe zwar erste Anzeichen dafür, dass das Tempo der Konjunkturabschwächung nachlasse. "Wir müssen aber wachsam bleiben", sagte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) auf einer Konferenz in Madrid. "Wir befinden uns nach wie vor in der Phase des Abschwungs." Deshalb bestehe auch weiterhin das Risiko, dass es abermals zu plötzlichen und unerwarteten Turbulenzen an den Finanzmärkten komme. Das Finanzsystem müsse weiterhin von Regierungen und Notenbanken gestützt werden.
Eine dieser Maßnahmen sei der von der EZB beschlossene Kauf von Pfandbriefen. Dadurch solle einerseits die Refinanzierung der Banken verbessert werden. Gleichzeitig ziele das Programm aber auch auf die Realwirtschaft, da es helfen solle, eine Kreditklemme zu verhindern. Kreditrisiken für die Notenbanken in Europa entstünden durch den vom EZB-Rat beschlossenen Ankauf der Pfandbriefe nicht, da das Risiko beim Emittenten verbleibe, sagte Trichet. Nach Angaben von Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny wird der Löwenanteil der Ankäufe von den nationalen Zentralbanken in Europa vorgenommen werden, lediglich ein kleiner Teil von der EZB selbst.
Nowotny sagte der Finanzagentur Bloomberg, die EZB werde ihren Leitzins in diesem Jahr wahrscheinlich nicht mehr antasten und auf dem historisch niedrigen Niveau von einem Prozent belassen. Aus seiner Sicht sei gegenwärtig eine Geldpolitik der ruhigen Hand das probate Mittel im Kampf gegen die schwerste Rezession seit Jahrzehnten. So lange sich die Lagebeurteilung der EZB nicht ändere, seien keine weiteren Maßnahmen nötig. "So lange sich die Wirtschaft so entwickelt wie wir erwarten, sehe ich dafür (für Zinsänderungen) keine Perspektive und wir brauchen uns erst im kommenden Jahr wieder damit zu beschäftigen."
Quelle: ntv.de, rts