Leitzins wird nicht angerührt Trichet nimmt Banken in Schutz
02.07.2009, 14:28 UhrEZB-Präsident Jean-Claude Trichet versucht, die wegen ihrer zögerlichen Kreditvergabe heftig in die Kritik geratenen Banken aus der Schusslinie zu nehmen. Er sei "glücklich" mit dem Ergebnis des ersten über ein Jahr laufenden Refinanzierungsgeschäfts der Europäischen Zentralbank in der vergangenen Woche, sagte der Franzose nach einer Sitzung des EZB-Rats in Luxemburg. Es sei nicht überraschend, dass die Banken das Geld zum Teil wieder bei der EZB geparkt hätten. Er erwarte in Zukunft einen geringeren Grad an Überschussliquidität. Die Banken würden sich an die neuen Verhältnisse anpassen.

Jean-Claude Trichet: "Die Märkte sind nun stark mit Liquidität ausgestattet."
(Foto: AP)
Wichtig sei langfristig, dass das frische Geld nach und nach dazu führe, dass das Finanzsystem besser funktioniere. "Die Märkte sind nun stark mit Liquidität ausgestattet." Die zurückliegenden Zinssenkungen der EZB würden von den Banken schrittweise an die Verbraucher weitergegeben. Gerade hieran zweifeln aber Verbraucherschützer und Politiker.
Die EZB hatte vergangene Woche erstmals in ihrer Geschichte den Geschäftsbanken Geld für ein ganzes Jahr zum Festzins von nur einem Prozent zur Verfügung gestellt. Insgesamt deckten sich mehr als 1000 Banken mit rund 500 Mrd. Euro ein. Seitdem parken sie einen Gutteil dieses Geldes aber über Nacht auf Einlagekonten bei der EZB. Politiker und Wirtschaftsvertreter hatten die Banken deshalb in den vergangenen Tagen scharf attackiert. Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann hatte die Branche dagegen in Schutz genommen. Das Geld der Zentralbank wandere nicht direkt in einen Topf, aus dem dann Kredite an Unternehmen vergeben würden.
Kauf von Pfandbriefen ab Montag
Die EZB beließ ihren Leitzins wie erwartet auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent. Trichet bekräftigte frühere Äußerungen, das Zinsniveau sei "angemessen". Analysten werteten dies als Hinweis darauf, dass der Zinssatz, zu dem sich die Banken Geld bei der Notenbank besorgen können, noch lange so niedrig bleiben wird.
Unterdessen wird die EZB ihr Milliardenprogramm zum Kauf von Pfandbriefen am kommenden Montag beginnen. Mit dem 60 Mrd. Euro schweren Kauf von "Covered Bonds" wollen die Notenbanker die Finanzierungsbedingungen für Banken und Unternehmen verbessern. Das Programm soll bis spätestens Ende Juni 2010 voll umgesetzt sein. Die Laufzeiten werden zwischen drei und zehn Jahren liegen. Zusätzliche Stützungsmaßnahmen hält die Notenbank derzeit nicht für erforderlich.
Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa