Wirtschaft

"Euro-Zone ist kein Bus" Trichet ruft zur Räson

EZB-Chef Trichet springt der Athener Regierung zur Seite: Griechenland drohe kein Staatsbankrott. Auch der Überlegung eines Austritts aus der Euro-Zone erteilt er eine deutliche Absage. Nur einen Tag nach erneuten Marktturbulenzen kündigt Athen – trotz noch einmal höherer Risikoaufschläge - eine neue Anleihe an.

Big-Trichet muss versuchen, alle an Bord zu halten.

Big-Trichet muss versuchen, alle an Bord zu halten.

(Foto: REUTERS)

EZB-Chef Jean-Claude Trichet hat seine Einschätzung bekräftigt, dass Griechenland kein Staatsbankrott droht. Er spang damit der griechischen Wirtschaftsministerin Louka Katseli helfend zur Seite, die angesichts neuer Marktturbulenzen am Vorabend im Fernsehen erklärt hatte, dass "absolut keinerlei Aussicht" darauf bestehe, dass Griechenland seine Schulden nicht bezahlen werden könne.

"Das ist angesichts der Entscheidungen der griechischen Regierung zur Reduzierung des Haushaltsdefizits und der Erklärung der Regierungschefs der Euro-Zone kein Thema", betonte Trichet gegenüber der italienischen Zeitung "Il Sole 24 Ore". Zu der Möglichkeit eines Austritts aus dem Währungsverbund sagte er: "Man kann aus der Euro-Zone nicht ein- und aussteigen wie aus einem Bus".

Griechenlands Wirtschaftsministerin Louka Katseli (hier mit Finanzminister George Papaconstantinou) beteuert: Wir sind absolut solvent.

Griechenlands Wirtschaftsministerin Louka Katseli (hier mit Finanzminister George Papaconstantinou) beteuert: Wir sind absolut solvent.

(Foto: REUTERS)

In Bezug auf das ebenfalls von Finanzproblemen betroffene Italien beschwichtigte der EZB-Chef ebenfalls. Das Land habe absolut nicht die gleichen Probleme wie Griechenland. "Insbesondere ist es Italien gelungen, sein Jahreshaushaltsdefizit einzudämmen." Er bestärkte das Land darin, sein Konsolidierungsprogramm umzusetzen.

Fitch wühlt Märkte auf

Griechenland steht in der Schuldenkrise unter wachsendem Druck, seine europäischen Partner und den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe zu bitten. Die Rating-Agentur Fitch hatte das Euro-Land am Vortag aufgefordert, den in Aussicht gestellten EU-Notfallplan sofort zu nutzen. Die Deutlichkeit der Forderung überraschte, da den Analysten klar sein musste, dass sie damit Panik schüren und dadurch die Situation möglicherweise noch verschlimmern würden.

Zur Skepsis der Märkte trugen aber auch Berichte bei, dass Griechenland die strengen IWF-Auflagen umgehen will. Unklar ist auch, zu welchen Konditionen die Euro-Staaten zusätzlich zum IWF mit Rettungsaktionen helfen könnten. Diese Frage wurde auf dem EU-Gipfel Ende März nicht abschließend beantwortet. Beschlossen wurde lediglich, dass die Griechen auf Darlehen hoffen dürfen, sollte die Situation eintreten, dass sie sich am Markt kein Geld mehr besorgen können.

Die Finanz-Staatssekretäre der Euro-Zone und Zentralbanker werden am Donnerstag bei ihrem Treffen in Brüssel voraussichtlich über Bedingungen für eventuelle Notfall-Kredite an das Land beraten.

Börse Athen stürzt ab

Und weiter geht's: Die nächste Griechenland-Anleihe unterwegs.

Und weiter geht's: Die nächste Griechenland-Anleihe unterwegs.

(Foto: REUTERS)

Die Verzinsung von zehnjährigen griechischen Staatsanleihen kletterte nach der Erklärung von Fitch auf 7,35 Prozent. Sie lag damit so hoch wie seit Einführung des Euro Anfang 2001 nicht mehr. Damit stieg auch der Druck auf den Euro, der im Vergleich zum Dollar an Wert verlor. Der Athener Aktienindex Athex stürzte über fünf Prozent ab.

Der Risikoaufschlag für griechische Staatsanleihen erklimmte bereits den dritten Tag in Folge neue Rekordhochs. Erstmals aber stieg die Verzinsung für kürzer laufende Staatsanleihen mit 7,53 Prozent über das Niveau, das Investoren für Papiere mit längerer Laufzeit verlangen. Dieser ungewöhnliche Zustand wird "inverse Zinskurve" genannt. Der Markt rechnet offenbar damit, dass Griechenland am Rande einer Liquiditätskrise steht.

Neue Anleihe unterwegs

Trotz hoher Zinsen und Risikoaufschläge will die sozialistische Regierung in Athen am 13. April Anleihen mit einer Laufzeit von 26 Monaten und 52 Monaten platzieren. Am 20. April werde ein neuer Anlauf mit dreimonatigen Anleihen folgen, meldete die griechische Presse unter Berufung auf die Zuständige Behörde (ODDIH) in Athen.

Wie hoch die Anleihe-Beträge sein werden, wurde zunächst nicht bekannt. Es handle sich um einen "Belastungstest", hieß es in einem Radiokommentar. Athen ist auf die Emission angewiesen. Nach inoffiziellen Informationen braucht Athen bis Ende April rund 12 Mrd. Euro, um seine Kredite zu refinanzieren.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa

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