Wirtschaft

Gläubiger haben ihre Zweifel Triton will Karstadt stemmen

Es gibt Hoffnung für Karstadt. Allerdings gibt es mit dem Finanzinvestor Triton nur einen Bieter. Die Karstadt-Gläubiger sind nicht begeistert, weil sie auf Geld verzichten müssten. Deshalb erwägen die Vermieter von zwei Dritteln der Karstadt-Häuser, das operative Geschäft selbst zu übernehmen.

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Karstadt soll als Ganzes erhalten bleiben.

(Foto: AP)

Für die insolvente Warenhauskette Karstadt gibt es ein Übernahmeangebot. Der deutsch-skandinavische Finanzinvestor Triton hat sich als einziger Bieter gemeldet und will das Unternehmen mit seinen 120 Warenhäusern weiterführen. Allerdings müssten Vermieter und Belegschaft dazu auf mehr Geld verzichten als bisher vereinbart, machte ein Sprecher von Triton kurz nach Ablauf der Bieterfrist deutlich: "Damit eine nachhaltige Restrukturierung möglich ist, brauchen wir eine Kooperation auf Basis weiterer Zugeständnisse."

Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg nannte den Namen des Bieters nicht. Das einzige Angebot solle "so zügig wie möglich" geprüft werden. "Ziel war und ist es, so bald wie möglich einen Kaufvertrag zu unterzeichnen."

Finanzkreisen zufolge treffen sich bereits am Wochenende die wichtigsten Gläubiger von Karstadt, um über die Triton-Offerte zu beraten. Im Gläubigerausschuss von Karstadt gibt es Zweifel, ob sie für Vermieter und die Vertreter der 26.000 Beschäftigten annehmbar ist. Deshalb erwägen die Vermieter von zwei Dritteln der Karstadt-Häuser, das operative Geschäft selbst zu übernehmen und damit Immobilien und Betrieb wieder in einer Hand zu vereinen, sagten zwei mit den Überlegungen vertraute Personen. Das "Highstreet"-Konsortium um die US-Investmentbank Goldman Sachs bangt um die Mieteinnahmen.

Ohne Zustimmung des Gremiums kann Görg Karstadt nicht verkaufen. Er hat in seinem Insolvenzplan den Vermietern, der Belegschaft und den Lieferanten finanzielle Zugeständnisse in beträchtlicher dreistelliger Millionenhöhe schon abgerungen.

"Es geht nicht um Zerschlagung"

Triton hat nach eigenen Angaben ein strategisches Konzept vorgelegt, das eine Fortführung von Karstadt vorsieht. Triton wolle auch frisches Kapital mitbringen, das Karstadt dringend braucht. Ob Warenhäuser später geschlossen oder verkauft werden sollen, wollte der Sprecher nicht sagen. "Wir sehen eine Zukunft für Karstadt als eigenständiges Unternehmen. Uns geht es nicht um eine Zerschlagung", betonte er. Dem Insolvenzplan zufolge müssten alle Häuser bis Herbst 2011 offen bleiben.

Eine Verdi-Sprecherin sagte, mit der Gewerkschaft habe noch niemand über weitere Zugeständnisse gesprochen. "Wir wollen eine Gesamtlösung, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Wenn das zwei Wochen länger dauert, ist uns das auch recht."

An eine Deutsche Warenhaus AG aus Karstadt und dem zum Verkauf stehenden Konkurrenten Kaufhof denkt Triton nach eigenen Angaben nicht. "Wir sind an Kaufhof nicht interessiert", betonte der Sprecher. Der Handelskonzern Metro als Eigentümer des Karstadt-Rivalen hatte "Vorgespräche" mit Karstadt-Bietern über einen solchen Zusammenschluss geführt. Die Aussage gelte weiter, sagte ein Sprecher. Metro spüre aber keinen zeitlichen Druck, Kaufhof abzugeben.

Früherer Sal.-Oppenheim-Mann aktiv

Die 1998 gegründete Beteiligungsfirma Triton hat seither rund zwei Milliarden Euro in Unternehmen investiert, mehr als die Hälfte davon in Deutschland. Erst kürzlich hatte Triton den Koblenzer Autozulieferer Stabilus übernommen, musste 2008 aber den Fertighausbauer Kampa in die Insolvenz gehen lassen.

Treibende Kraft hinter der Offerte für Karstadt ist Johannes Maret. Der 59-Jährige arbeitete von 1996 bis 2002 als Investmentbanker für die Privatbank Sal. Oppenheim. Sie hatte der Quelle-Erbin und ehemaligen Arcandor-Eigentümerin Madeleine Schickedanz lange als Kreditgeber treue Dienste geleistet. Als Arcandor im vergangenen Jahr in Insolvenz ging, musste Sal. Oppenheim sich in die Hände der Deutschen Bank flüchten.

Der ehemalige Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, der ebenfalls enge Beziehungen zu Sal. Oppenheim pflegte, hatte die Karstadt- Häuser 2006 für vier Milliarden Euro an Highstreet verkauft. Die dabei vereinbarten hohen Mieten gelten als eine Ursache der Karstadt-Pleite und als eine große Hürde für eine Übernahme.

Quelle: ntv.de, rts

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