Milliardengewinn durch Bilanz-Kniff UBS trotzt Zockerskandal
25.10.2011, 13:31 Uhr
Sergio Ermotti treibt den Umbau der Investmentsparte weiter voran.
(Foto: REUTERS)
Trotz des Handelsskandals in London und der schwachen Finanzmärkte verdient die Schweizer UBS Milliarden. Begünstigt wird das allerdings von einem hohen Buchgewinn, der sich aus einem bilanztechnischen Spezialeffekt ergibt.
Die Schweizer Großbank UBS hat mit einem Bilanzkniff ihren Milliardenverlust aus dem Handelsskandal in London weitgehend ausgeglichen. Zwar sank der Reingewinn im dritten Quartal binnen Jahresfrist um 39 Prozent auf 1,02 Mrd. Franken, wie die Bank am Dienstag mitteilte. Dennoch übertraf das größte Schweizer Geldhaus die Schätzungen der Analysten, die lediglich knapp 300 Mio. Franken prognostiziert hatten. Angesichts von Verlusten im Investmentbanking im Zuge des Handelsskandals hatte Interims-Konzernchef Sergio Ermotti Anfang Oktober lediglich einen "moderaten" Quartalsgewinn in Aussicht gestellt.

Die Markt- und Ertragsaussichten werden eher trübe eingeschätzt, solange die Euro-Schuldenkrise anhält.
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Unterdessen treibt Ermotti, der Ende September nach dem überraschenden Rücktritt von Oswald Grübel an die Spitze der UBS berufen worden war, den Umbau der Investmentsparte weiter voran. "Wir arbeiten daran, die Pläne zur Umsetzung der kundenfokussierten Strategie der Investment Bank zu finalisieren" erklärte er. Die Bank werde dabei aber nicht überhastet vorgehen. Näheres will Ermotti auf dem Investorentag am 17. November in New York bekannt geben. Dann soll auch Klarheit darüber herrschen, ob mit einem weiteren Stellenabbau zu rechnen ist, der über die bisher geplante Reduktion der Belegschaft um fünf Prozent oder 3500 Arbeitsplätzen hinausgeht. Die Markt- und Ertragsaussichten schätzte Ermotti eher trübe ein, solange die Euro-Schuldenkrise anhält und in den USA die Konjunktur nicht wieder anspringt.
Griff in die Trickkiste
Den Milliarden-Gewinn im abgelaufenen Quartal verdankt die UBS einem Bilanz-Kniff. So verloren die Schulden der Bank in den Monaten Juli bis September wie auch die anderer internationaler Geldhäuser an Wert. Diesen Rückgang verbuchten die Schweizer als Buchgewinn, der die Bilanz verschönert.
Für die Neubewertung der eigenen Verbindlichkeiten schrieb sich die UBS knapp 1,8 Mrd. Franken gut. fast so viel wie der Londoner Handelsverlust, der mit 1,85 Mrd. Franken nicht ganz so hoch ausfiel wie die Bank zuerst befürchtet hatte. Der Verkauf eigener Anlagen brachte zusätzlich 722 Mio. ein. Dieses so genannte Fair-Value-Prinzip - half zuletzt auch den US-Großbanken JP Morgan, Morgan Stanley und Citigroup ihre Quartalsabschlüsse aufzupolieren. Die Deutsche Bank hielt sich in dieser Hinsicht zurück. Wenn der Wert der Verbindlichkeiten bei ruhigeren Kapitalmärkten wieder steigt, nagt das am Gewinn.
Geteilte Reaktionen
Analysten waren sich in der Beurteilung der Quartalsbilanz nicht einig. Würden alle Sonderfaktoren herausgerechnet, sei der verbleibende Gewinn enttäuschend, erklärte Dirk Becker vom Bankhaus Kepler. Nach Ansicht der Vontobel-Analystin Teresa Nielsen fiel der bereinigte Vorsteuer-Kerngewinn besser aus als erwartet. An der Börse legte die UBS-Aktie gut zwei Prozent zu, während der europäische Bankenindex leicht im Minus lag.
Im September war bekanntgeworden, dass ein 31 Jahre alter Londoner Händler durch nicht genehmigte Transaktionen der Bank einen Verlust von 1,85 Mrd. Franken eingebrockt hatte. Der seit 2009 amtierende Bankchef Oswald Grübel trat in Folge des Spekulationsdesasters vor einem Monat zurück. Seitdem steht der für das Geschäft in Europa, dem Nahen Osten und Afrika zuständige Sergio Ermotti vorerst interimsweise an der Konzernspitze.
Der Mitte September ans Licht gekommene Handelsverlust hinterließ im Vermögensverwaltungsgeschäft keine Spuren. UBS konnte bei reichen Kunden neues Geld über netto 7,8 Mrd. Franken einsammeln. Im Quartal davor waren der Bank 8,2 Mrd. Franken zugeflossen. Der Londoner Skandal trieb die Investment Bank in die roten Zahlen. Dort fiel ein Vorsteuerverlust von 650 Mio. Franken an.
Quelle: ntv.de, ddi/jga/rts/dpa