Wirtschaft

Hoffnung auf stabile Zinsen US-Börsen trotzen geopolitischer Unsicherheit

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Die Wall Street zeigt sich widerstandsfähig trotz anhaltender Kämpfe im Nahen Osten und Unsicherheiten in der Weltwirtschaft. Nach Veröffentlichung der US-Zinsprotokolle schließen die Börsen mit leichten Kursgewinnen. Doch nicht alle Branchen profitieren - Dialysekonzerne erleben einen Kurssturz.

Die Wall Street hat nach der Veröffentlichung der US-Zinsprotokolle mit leichten Kursgewinnen geschlossen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging 0,2 Prozent höher auf 33.804 Punkten aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,7 Prozent auf 13.659 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,4 Prozent auf 4376 Punkte zu.

Die Fed-Protokolle der September-Sitzung nährten Hoffnung bei den Anlegern, dass die Leitzinsen konstant bleiben dürften. Angesichts unsicherer Wirtschaftsaussichten sind die US-Währungshüter geldpolitisch auf ein vorsichtiges Vorgehen bedacht. Nach teils kräftigen Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation hatte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) vorigen Monat pausiert.

"Eine große Mehrheit der Teilnehmer schätzte die künftige Entwicklung der Wirtschaft weiter als höchst ungewiss ein", hieß es in den Mitschriften der Sitzung des für die Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschusses. Die globalen Rohstoffmärkte und ein starker Immobilienmarkt könnten zu einer höheren Inflation führen. Verschärfte Finanzierungsbedingungen, die schleppende Weltwirtschaft und die jüngsten Streiks in der Automobilbranche stellten zugleich Gefahren für Wachstum und Beschäftigung dar. Dies spreche dafür, bei der Festlegung des Ausmaßes zusätzlicher geldpolitischer Schritte "vorsichtig" vorzugehen.

Analysten zeigten sich vorsichtig optimistisch. "Der massive Anstieg der Anleiherenditen in den letzten Wochen hat die Finanzierungsbedingungen eindeutig verschärft", sagte Raphael Olszyna-Marzys, Wirtschaftsexperte bei der Schweizer Privatbank J Safra Sarasin. "Wenn diese Straffung anhält, muss die Fed selbst die Zinsen nicht weiter erhöhen, da der Markt ihre Arbeit übernimmt." Viele Investoren hatten vergangene Woche US-Bonds aus den Depots geworfen, nachdem die Währungshüter erklärten, weitere Anhebungen der Zinssätze seien nicht ausgeschlossen. Die Rendite erreichte im Gegenzug ein 16-Jahres-Hoch von 4,887 Prozent.

Zudem behielten die Marktteilnehmer die Konjunktur im Blick. Am Donnerstag stehen die für die Fed maßgebenden US-Inflationsdaten an. Inzwischen stiegen die Erzeugerpreise in den USA laut aktuellen Zahlen stärker als erwartet. Diese Preise gelten ab Werk - also bevor Produkte weiterverarbeitet oder gehandelt werden. Sie können somit als frühes Signal für die Entwicklung der Verbraucherpreise interpretiert werden.

Die anhaltenden Kämpfe im Nahen Osten sorgten für Zurückhaltung unter den Anlegern. Die radikal-islamische Palästinenser-Gruppe Hamas hatte am Samstag mit einem überraschenden Großangriff auf Israel die schwerste Eskalation im Nahost-Konflikt seit Jahren ausgelöst. Anleger steuerten angesichts der geopolitischen Unsicherheit vor allem "sichere Häfen" wie Staatsanleihen und Gold an. Die Kurse der zehnjährigen US-Bonds unterbrachen ihre jüngste Talfahrt und zogen an, die Rendite ging auf 4,5623 Prozent zurück. Der Goldpreis kletterte um 0,7 Prozent auf 1873 US-Dollar je Feinunze.

Beim Öl drückten die Investoren auf den Verkaufsknopf. Das Nordseeöl Brent und US-Öl WTI verbilligten sich um 1,8 ein beziehungsweise 2,7 Prozent auf 86,05 und 83,68 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Die Zusage des Ölkartells Opec+, auch bei einer Ausweitung der militärischen Eskalation im Nahen Osten den Markt stabil zu halten, linderte die Versorgungsängste der Anleger. Im Rampenlicht bei den Einzelwerten standen unter anderem die Titel von Exxon Mobil, die 3,6 Prozent verloren. Der Ölriese will seinen Konkurrenten Pioneer Natural Resources übernehmen. Bei dem Kauf fließt kein Bargeld, die Pioneer-Aktionäre sollen stattdessen Exxon-Aktien erhalten. Exxon bietet 253 US-Dollar pro Aktie. Pioneer rückten um 1,4 Prozent auf 240,82 US-Dollar vor.

Die Aktien der Dialysekonzerne DaVita und Baxter erlebten unterdessen einen rabenschwarzen Tag. Die Titel stürzten um knapp 17 beziehungsweise gut zwölf Prozent ab. Positive Studienergebnisse mit dem Diabetesmittel Ozempic vom dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk bei Nierenpatienten machten den Konkurrenten zu schaffen. Die Aktie des US-Pharmariesen Eli Lilly, der ein ähnliches Medikament wie Ozempic entwickelt, kletterte um gut vier Prozent.

Quelle: ntv.de

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