Europas Firmen im Schatten US-Konzerne gewinnen
29.10.2012, 15:47 Uhr
Flotte Fahrt: Die US-Konzerne fahren im ersten Halbjahr der Konkurrenz davon
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die US-Konzerne lassen ihre europäische Konkurrenz in Sachen Gewinnentwicklung deutlich hinter sich. Das ergibt eine Studie der Beratungsfirma Ernst & Young. Bei den Umsätzen liegen die Europäer zwar gleichauf, haben jedoch ihre Kosten nicht genug im Griff.
Die größten europäischen Unternehmen sind bei der Gewinnentwicklung einer Studie zufolge deutlich hinter die Konkurrenz aus den USA zurückgefallen. Während das operative Ergebnis bei den Top-Konzernen in Europa im ersten Halbjahr 2012 um 4,4 Prozent sank, erreichten die US-Konzerne ein Plus von 1,8 Prozent, wie aus einer veröffentlichten Studie der Beratungsfirma Ernst & Young hervorgeht. Die Experten hatten die Umsatz- und Gewinnentwicklung der jeweils 300 größten Unternehmen aus Europa und den USA analysiert.
Die durchschnittliche Gewinnmarge der europäischen Unternehmen sank laut Ernst & Young von 11,0 auf 9,8 Prozent. Dagegen verzeichneten die US-Konzerne nur einen leichten Rückgang von 13,3 auf 12,8 Prozent. Die US-Unternehmen, die schon im Vorjahreszeitraum deutlich profitabler wirtschafteten als ihre europäischen Konkurrenten, konnten damit ihren Vorsprung weiter ausbauen. Dass die europäischen Top-Unternehmen beim Umsatzwachstum die Nase vorn hatten, war wegen des schwachen Euro vorwiegend ein rein rechnerisches Phänomen. Die Europäer erzielten im Schnitt ein Plus von zehn Prozent gegenüber fünf Prozent der US-Firmen. "Bereinigt um Währungseffekte dürfte das Umsatzwachstum der europäischen Unternehmen etwa auf dem Niveau der US-Unternehmen gelegen haben", erklärte Markus Thomas Schweizer, Partner bei Ernst & Young. "Bei der Gewinnentwicklung konnten die europäischen Unternehmen hingegen nicht mithalten."
"Made in Germany" hält sich
Die deutschen Konzerne hielten sich vergleichsweise gut. So stiegen die Umsätze der heimischen Konzerne im Jahresvergleich stärker als bei den meisten anderen europäischen Unternehmen. Ihre durchschnittliche Gewinnmarge sank nur leicht auf 7,7 nach 8,0 Prozent im ersten Halbjahr 2011.
Die höchsten Gewinne fuhren in Europa die Energiekonzerne ein, auch beim Umsatz dominierten sie die Top 10, sowohl in Europa als auch in den USA. Die mit Abstand höchste Marge erzielte in Europa und den USA die Pharmabranche.
"Die europäischen Unternehmen haben zunehmend ein Margenproblem. Die US-Konzerne haben insgesamt ihre Kosten besser im Griff", sagte Schweizer. Viele europäische Unternehmen reagierten nicht flexibel genug auf Änderungen bei der Nachfrage, die Kosten liefen häufig aus dem Ruder. Offenbar habe die schlechte Konjunktur einige Konzerne überrascht. Die deutschen Unternehmen traten nach Ansicht des Experten aber bereits heftig auf die Kostenbremse und stoppten zumindest den Beschäftigungszuwachs. Für das kommende Jahr erwartet der Unternehmensberater keine Verbesserung, da die Konjunktur weltweit schwach bleiben werde. "Die Unternehmen sollten sich daher für eine längere Durststrecke wappnen."
Quelle: ntv.de, sla/rts