Geldpolitik bleibt locker US-Notenbanker ringen um Kurswechsel
10.07.2013, 21:20 Uhr
Fed-Chef Ben Bernanke.
(Foto: REUTERS)
Wann fährt die US-Notenbank ihre extrem lockere Geldpolitik zurück? Darüber wird an den Finanzmärkten derzeit kräftig spekuliert. Deshalb werden auch Sitzungsprotokolle der Zentralbank sehnsüchtig erwartet – und nach Hinweisen auf den künftigen Kurs der Fed durchstöbert.
Wieder blickt die Finanzwelt gebannt nach Washington. Wieder einmal wollen Investoren wissen, welchen Kurs die US-Notenbank in den kommenden Monaten einschlägt. Doch das nun veröffentlichte Protokoll der Sitzung vom 18. und 19. Juni sorgt nicht gerade für Aufklärung.: Die von den Investoren an den Finanzmärkten ab Herbst erwartete schrittweise geldpolitische Straffung in den USA könnte noch etwas länger auf sich warten lassen.
Fest steht: Die US-Währungshüter waren geteilter Meinung, zu welchem Zeitpunkt der Ausstieg aus den massiven Wertpapierkäufen erfolgen sollte. Rund die Hälfte der Ratsmitglieder rechnete damit, dass die Käufe gegen Ende dieses Jahres auslaufen würden, während viele andere Sitzungsteilnehmer dafür plädierten, das Kaufprogramm bis ins Jahr 2014 hinein fortzusetzen, wie aus dem Sitzungsprotokoll hervorgeht. Sie wollen ein stärkeres Jobwachstum sehen, bevor die Käufe zurückgefahren werden.
"Beinahe alle Fed-Mitglieder waren für eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik", heißt es im Protokoll. Viele Sitzungsteilnehmer hätten angedeutet, dass die Entscheidungen über das Ausmaß der Anleihenkäufe und über die angemessene Höhe der Zinsen getrennt zu betrachten seien. Es habe allgemein die Ansicht geherrscht, dass nach einem Ende der Wertpapierkäufe die Zinsen "für einen längeren Zeitraum" niedrig sein würden.
Einstieg in den Ausstieg
Die US-Notenbank hatte bei dieser Sitzung den beginnenden Ausstieg aus ihrer Krisenpolitik signalisiert und damit weltweit und über mehrere Tage für Aufruhr an den Finanzmärkten gesorgt. Fed-Chef Ben Bernanke hatte damals einen ersten Zeitplan präsentiert, wie der Geldhahn langsam zugedreht werden könnte: Sollte die Wirtschaftserholung wie erwartet weitergehen, könnte die erste Drosselung der Wertpapierkäufe gegen Jahresende erfolgen und Mitte 2014 das Kaufprogramm komplett enden.
Angesichts der Marktturbulenzen ruderte die Federal Reserve wieder etwas zurück: Die Notenbank will zwar den Fuss vom Gas nehmen, aber trotzdem weiterhin eine extrem lockere Geldpolitik fahren. Eine baldige Erhöhung der Zinsen drohe nicht, versicherten mehrere Ratsmitglieder.
Derzeit kauft die Notenbank jeden Monat für 85 Mrd. Dollar Staats- und Immobilienpapiere und schafft auf diese Weise frisches Geld, das die Konjunktur ankurbeln soll. Bernanke hatte Mitte Juni erklärt, abhängig von der Entwicklung der Konjunktur könnten die Anleihekäufe der Fed ab dem Herbst auslaufen und bis Mitte 2014 eingestellt werden.
Seitdem waren die Investoren an den Finanzmärkten davon ausgegangen, dass die Fed nach Jahren des Kampfes gegen die Krise damit begonnen hat, die geldpolitische Wende einzuleiten. Dies hatte über die vergangenen Wochen zu einem bis nach Asien und Europa spürbaren Anstieg der Marktzinsen geführt und andere Notenbanken, wie die Europäische Zentralbank und die Bank von England, zum Gegenhalten gezwungen.
Quelle: ntv.de