Fiat kauft Aktien für 560 Mio. Dollar USA steigen bei Chrysler aus
03.06.2011, 11:43 Uhr
Bei Chrysler hat Fiat das Sagen.
(Foto: REUTERS)
Der Autobauer Chrysler liegt bald wieder in komplett privater Hand: Die US-Regierung verkauft ihre letzten Anteile an den italienischen Automobilkonzern Fiat. Washington macht mit dem Geschäft rein rechnerisch Verlust, feiert die "Auferstehung" von Chrysler dennoch als Erfolg.

Die sichtbare Hand des Staates: Das Finanzministerium zieht sich aus der Autoindustrie zurück.
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Der italienische Autobauer Fiat kann die verbliebene sechsprozentige Beteiligung der US-Regierung an Chrysler übernehmen. Die Vereinigten Staaten haben sich mit Fiat auf eine Zahlung von 500 Mio. US-Dollar für die mehr als 98.000 Aktien geeinigt, teilte das US-Finanzministerium mit. Sobald die Transaktion abgeschlossen ist, ist die Staatsbeteiligung bei Chrysler zur Rettung aus der großen Absatzkrise dem Ministerium zufolge endgültig Geschichte.
Fiat hatte Ende Mai angekündigt, eine Option zum Kauf der Staatsbeteiligung ausüben zu wollen und damit nach der Mehrheit an Chrysler zu greifen. Mit dem Schritt steigt Fiats Anteil an Chrysler von 46 auf 52 Prozent. Für den Anteil in Höhe von sechs Prozent muss Fiat rund 560 Mio. Dollar (knapp 390 Mio. Euro) aufbringen.
Fiat übernimmt gleichzeitig auch die Option der Regierung, Aktien im Besitz eines Fonds der US-Gewerkschaft UAW zu kaufen. Das Finanzministerium erhält dafür 60 Mio. Dollar, die kanadische Regierung bekommt für ihre Anteile 15 Mio. Dollar.
Staatshilfe im Herzen Amerikas
Chrysler war einst von den Regierung der USA und Kanada mit Staatshilfen gerettet worden, nachdem ein Absatzeinbruch im Zuge der Weltwirtschaftskrise die US-Autoindustrie an den Rand des Abgrunds brachte. Chrysler-Werke und zahlreiche Zulieferbetriebe liegen in der Region der Großen Seen im Grenzgebiet zwischen den USA und Kanada. Hier waren auch die meisten Arbeitsplätze unmittelbar von den Absatzeinbrüchen bedroht.
Für den US-Steuerzahler erweist sich die Rettungsaktion insgesamt als Verlustgeschäft: Die Regierung investierte 12,5 Mrd. Dollar in Chrysler - und bekommt lediglich rund 11,2 Mrd. Dollar zurück. Dafür ersparte sich der Staat allerdings auch Belastungen durch Strukturkrisen in der Region rund um Detroit, wo Massenarbeitslosgkeit und ein nachfolgender Preisverfall im Häusermarkt ohnehin zu den schwersten Problemen von Städten und Gemeinden zählt.
"Unwahrscheinliche Auferstehung"
Fiat war in im Zuge der Absatzkrise als privater Retter aufgetreten und hatte zudem mit den USA vereinbart, nach und nach die Mehrheit an Chrysler zu übernehmen. Fiat erwägt zudem, Chrysler wieder an die Börse zu bringen.
Mit dem nun vereinbarten Verkauf steige der Staat bei Chrysler "komplett" wieder aus, erklärte das Finanzministerium. Nun sei klar, dass die Entscheidung von Präsident Barack Obama, den Umbau des Konzerns zu unterstützen, die richtige gewesen sei. "Amerikas Autohersteller erleben zur Zeit eine der unwahrscheinlichsten Auferstehungen der jüngsten Geschichte. Sie schaffen Arbeitsplätze und investieren in Kommunen im ganzen Land."
Chrysler und sein Konkurrent General Motors hatten in der Wirtschaftskrise 2008 und 2009 Insolvenz angemeldet und Staatsgelder für den Neustart erhalten. Fiat war bereits 2009 bei Chrysler eingestiegen und hatte die Management-Verantwortung übernommen. Bis Ende des Jahres will Fiat die Mehrheit an Chrysler übernehmen.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/rts