Auf dem schwarzen Basar USA und Saudis suchen Öl-Deal
15.06.2011, 13:27 Uhr
Die USA unter Präsident Barack Obama vertiefen die Beziehungen zu Saudi-Arabien auf ungewöhnliche Weise.
(Foto: REUTERS)
Ölförderer und Ölabnehmer ziehen auf ungewohnte Weise an einem Strang: Insidern zufolge gibt es Geheimtreffen zwischen den Saudis und den USA, bei denen an einem ungewöhnlichen Tausch-Geschäft gefeilt wird, um den Ölpreis zu stabilisieren. Der Deal kommt zwar nicht zustande, zeigt aber, was beide Seiten bereit sind für diesen Zweck zu investieren.
Im Kampf gegen die hohen Rohölpreise haben die USA und Saudi-Arabien angeblich ein noch die dagewesenes Tauschgeschäft erwogen. In den Wochen vor dem gescheiterten Treffen der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) am 8. Juni sollen Vertreter Saudi-Arabiens und der USA zu Geheimtreffen zusammengekommen sein, um die Märkte mit einem Abkommen zu überraschen: Unter Berufung auf informierte Kreise heißt es, das hochwertige Rohöl, das in der US-Notreserve gelagert ist, sollte für schweres minderwertiges Öl aus Saudi-Arabien getauscht werden, um so das Öl-Angebot für den Weltmarkt zu erhöhen, was in Folge den Preis gedrückt hätte.

Saudi-Arabien besitzt die weltweit größten Erdölreserven und gehört zu den größten Förderern.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Mit diesem ungewöhnlichen Tauschvorhaben hätte Washington seine Bereitschaft demonstriert, seine wichtige strategische Ölreserve auch für einen außerordentlichen Zweck einzusetzen. Die angestrebte Kooperation ist den Informationen zufolge jedoch wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen des weltgrößten Öl-Exporteurs und des weltgrößten Öl-Verbrauchers nicht zustande gekommen.
Der Plan allein verdeutlicht dennoch, wie sehr sich die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und den USA bei Rohöl in jüngster Zeit verändert haben. Den Saudis wäre der Deal mit den USA gelegen gekommen, weil sie einen Konjunkturabschwung durch die hohen Ölpreise von über 100 Dollar je Barrel auf jeden Fall verhindern wollen. Mit hohen Ölpreisen lassen sich zwar kurzfristig dicke Gewinne einfahren, langfristig sinkt allerdings die Nachfrage nach dem Rohstoff. Washington soll Saudi-Arabien aus diesem Grund vor dem Opec-Treffen mehrmals aufgefordert haben, die Ölproduktion zu erhöhen.
Saudis im Alleingang gegen Ölpreisdruck
Die Opec-Gespräche über eine Ausweitung der Öl-Fördermengen waren Anfang Juni aber überraschend an unterschiedlichen Interessen der Mitglieder des Kartells gescheitert. Die Hoffnungen großer Industrieländer - wie die USA oder Deutschland - auf billigeres Öl und damit weniger Inflationsdruck platzten dadurch. Saudi-Arabien, das ebenfalls eine Anhebung gefordert hatte, kündigte danach eine Ausweitung seiner Produktion auch ohne Opec-Beschluss an. Das Land ist das einzige der Organisation, das seine Kapazitäten in größerem Umfang ausbauen kann. Die Organisation Erdöl exportierender Länder fördert etwa ein Drittel des weltweiten Öls.
Als kritische Marke für den Ölpreis gilt 100 Dollar je Barrel (159 Liter). Derzeit kostet Nordseeöl der Sorte Brent 119,08 Dollar je Barrel, US-Öl 98,59 Dollar. Die USA sind deswegen besorgt und behalten sich nach den Worten von Sicherheitsberater Michael Froman alle Möglichkeiten vor, um auf Teuerungen zu reagieren.
Quelle: ntv.de, rts