Flugbegleiter-Streik bei Lufthansa Ufo-Ansage trifft Frankfurt
30.08.2012, 23:00 Uhr
Ohne Crew in der Kabine kein Abflug: Der Ufo-Streik soll den Druck erhöhen.
(Foto: dpa)
Der Streik der Lufthansa-Flugbegleiter rollt an: Am Abend enthüllt die Gewerkschaft Ufo, wann und wo genau es losgehen soll. Ab 5.00 Uhr morgens wird am größten deutschen Luftdrehkreuz gestreikt. Reisende müssen in Frankfurt mit erheblichen Behinderungen und Flugausfällen rechnen. Und das ist noch nicht das Ende: Auch am Wochenende könnte es einen Ausstand geben.
Wegen eines Streiks des Kabinenpersonals bei der größten deutschen Fluggesellschaft müssen sich Flugreisende auf erhebliche Behinderungen am wichtigsten deutschen Luftdrehkreuz einstellen: Die Flugbegleiter der Lufthansa bestreiken am Freitag von 5.00 bis 13.00 Uhr alle Flüge der Fluggesellschaft am Frankfurter Flughafen. Das teilte die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo am Abend mit.
Dem Unternehmen bleiben damit nur wenige Stunden Zeit, die vorbereiteten Notfallflugpläne auf Frankfurt auszurichten. Lufthansa bat ihre Gäste, sich über die Website www.lufthansa.com über den Status der eigenen Verbindung zu informieren. Die Fluggesellschaft will einen möglichst großen Teil ihres Flugplans fliegen, Vorrang haben dabei die Interkontinentalverbindungen.
Wie viele Flüge vom Flugbegleiterstreik am Freitag betroffen sein werden, konnte Lufthansa nicht genau vorhersagen. Man könne im Streik-Zeitraum 32 geplante Hin- und Rückflüge, insgesamt 64 Flüge, nicht anbieten, sagte Lufthansa- Sprecher Jan Bärwalde. Das entspreche etwa 25 Prozent der für diesen Zeitraum geplanten Flüge.
Allerdings seien vorerst nur innerdeutsche und innereuropäische Strecken betroffen. "Langstreckenflüge haben wir ganz bewusst erst mal nicht angefasst", sagte Bärwalde. "Wir haben immer gesagt, dass auf denen die höhere Priorität liegt." Dass das so bleibe, könne er aber derzeit nicht versprechen, da noch nicht bekannt sei, wie viele Flugbegleiter sich am Ausstand beteiligen. Eine laufend aktualisierte Liste der gestrichenen Flüge finden Fluggäste ab Freitagmorgen auf der Internetseite der Lufthansa. Zuvor hatte es bei der Lufthansa auch geheißen, kostenlose Umbuchungen auf andere Fluggesellschaften oder die Bahn seien im Streikfall möglich.
Keine Entwarnung für das Wochenende
Nach Angaben von Ufo-Sprecher Alexander Behrens sollen sowohl Kurz- als auch Langstreckenflüge betroffen sein. Gestreikt würde am Freitag . Spekulationen um weitere denkbare Streikziele wie etwa München oder möglicherweise auch Berlin erwiesen sich damit erstmal als unzutreffend.
Bereits am Wochenende könnten die Flugbegleiter jedoch erneut in den Ausstand gehen. "Da kann ich tatsächlich keine Entwarnung geben", sagte Gewerkschaftschef Nicoley Baublies. "Unsere zentrale Streikleitung ist da ganz autark. Die planen im Hintergrund, wie es weitergeht."
Die Gewerkschaft Ufo hatte zuvor zeitlich begrenzte Ausstände an einem oder mehreren Standorten angekündigt. Details zu den geplanten Streikmaßnahmen wollte die Gewerkschaft immer nur kurzfristig mitteilen. Die genaue Uhrzeit und Orte sollten demnach frühestens sechs Stunden vor Streikbeginn bekanntgegeben werden.
"Die Leute haben Angst"
Der Streik bedroht mittlerweile auch das Betriebsklima innerhalb der Fluggesellschaft. Das Unternehmen übe massiven Druck auf die Belegschaft aus, dem Streikaufruf nicht zu folgen und zur Arbeit zu erscheinen, meinte Ufo-Chef Baublies. Er rechne dennoch wegen der von Lufthansa verlangten tiefen Einschnitte in das Tarifsystem mit einer hohen Beteiligung.
"Die Leute haben Angst um ihre Jobs und wegen der schlechteren Aufstiegschancen auch um ihre Existenz", sagte Baublies. Die Forderungen der Geschäftsleitung zu den Arbeits- und Tarifbedingungen summierten sich für die Beschäftigten auf Gesamteinbußen von 20 bis 30 Prozent.
Vorwürfe gegen die Konzernspitze
Der Ufo-Chef wiederholte seine Kritik an der Lufthansa-Führung. Sie habe die Billigflieger unterschätzt und viel zu spät auf sei reagiert. Auch seien Kernwerte des Unternehmens wie der Komfort aufgegeben worden, was Passagiere vergrault habe. Man sei auch für einen langen Streik gerüstet: "Finanziell halten wir das ewig durch."
Die Gewerkschaft hatte am Dienstag nach dem Scheitern langwieriger den Streik ausgerufen, dem die Mitglieder schon vorab zugestimmt hatten. Ufo hat in den seit 13 Monaten andauernden Verhandlungen - nach drei Jahren Nullrunde - neben fünf Prozent höheren Entgelten unter anderem das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs verlangt. Lufthansa plant hingegen mittelfristige Einsparungen bei den Personalkosten und will dafür unter anderem die Beförderungsstufen strecken.
Die Lufthansa informiert ihre Kunden auf ihrer Homepage über etwaige Flugausfälle. Hier können Passagiere auch überprüfen, ob ihr Flug pünktlich startet, alle Informationen in der Übersicht gibt es auch auf Englisch. Die Informationen können die Kunden auch per E-Mail oder Twitter, oder bei Anmeldung direkt auf das eigene Mobiltelefon erhalten.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa