Wirtschaft

Bankenwerte stürzen ab Unsicherheit erfasst Frankreich

Unvermittelt aufflammende Gerüchte um eine angeblich drohende Herabstufung Frankreichs erreicht den Pariser Aktienmarkt mit voller Wucht: Die Aktien von Schwergewichten wie Société Générale oder Crédit Agricole rauschen zweistellig in die Tiefe. Staatschef Sarkozy fordert von der Regierung Fillon schnelle Sparvorschläge.

Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Nicolas Sarkozy trommelt seine Mitstreiter zusammen.

Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Nicolas Sarkozy trommelt seine Mitstreiter zusammen.

(Foto: dpa)

Angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten wegen der Schuldenkrise hat Frankreich weitere Sparmaßnahmen angekündigt. Die Regierung werde nächste Woche Vorschläge für weitere Einschnitte machen, um die Staatsschulden zu verringern, kündigte der Elysée-Palast nach einer Krisensitzung mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy an. Die Ratingagentur Fitch gab derweil bekannt, dass Frankreich seine Top-Bonität behalten werde.

An Frankreichs Vorhaben, die Neuverschuldung des Staates in den beiden kommenden Jahren zu drücken, werde keinesfalls gerüttelt, stellte der Staatschef bei der Arbeitssitzung im Elysée-Palast fest, für die Premierminister François Fillon und er eigens ihren Urlaub unterbrachen. Dies gelte unabhängig davon, "wie die wirtschaftliche Lage sich entwickelt".

Finanzminister François Baroin sagte nach der Besprechung, die zu diskutierenden Maßnahmen zum Schuldenabbau würden in zwei Wochen beschlossen, "gleich welche Auswirkungen die weltweiten Ungewissheiten" sowie die herabgestufte Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten und "die fiebrigen Märkte" hätten.

Sarkozy hatte seine Minister für den 24. August ohnehin zur ersten Kabinettssitzung nach der Sommerpause einberufen; im Anschluss an die Kabinettssitzung ist nun ein Vierertreffen des Präsidenten, seines Regierungschefs, des Finanzministers und von Haushaltsministerin Valérie Pécresse geplant. "Das wird der Tag der Entscheidungen", sagte Baroin. An der Krisensitzung im Elysée nahmen auch Außenminister Alain Juppé und der französische Zentralbankchef Christian Noyer teil.

Schuldenabbau dringend nötig

Frankreich will die Neuverschuldung des Staates im kommenden Jahr auf 4,6 und im Jahr 2012 auf drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes drücken, wie es der europäische Stabilitätspakt vorschreibt. Dieses Jahr liegt die Neuverschuldung noch bei 5,7 Prozent. In den vier Jahren seiner Amtszeit hat Sarkozy bislang vor allem im Beamtenapparat den Rotstift angesetzt, sonst aber im Wesentlichen neue Schulden gemacht. Nach bisherigen Ankündigungen will er nach deutschem Vorbild eine Schuldenbremse in der Verfassung festschreiben.

Der Schuldenabbau ist wesentlich für das Land, wenn es die Bestnote "AAA" bei der Kreditwürdigkeit halten will. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hatte den USA erst vergangene Woche die Bestnote entzogen.

Finanzwerte stürzen ab

Palais Brogniard, Sitz der altehrwürdigen Pariser Börse.

Palais Brogniard, Sitz der altehrwürdigen Pariser Börse.

(Foto: Reuters)

Nachdem zunächst Gerüchte über eine mögliche Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs kursierten, ging der französische Aktienindex CAC40 in den Keller. Schuld daran waren drastische Kursstürze bei den Bankenwerten. So brach der Kurs der Großbank Société Générale an der Pariser Börse zeitweise um mehr als 20 Prozent ein. Auch der Kurs der Crédit Agricole brach um 16,1 Prozent ein.

Im Finanzministerium wurde Spekulationen über schlechtere Rating-Noten für Frankreich widersprochen. Kurz darauf bestätigte die Agentur Fitch, dass Frankreich die Bestnote "AAA" behalte. Die Perspektive sei zudem stabil, sagte eine Fitch-Sprecherin.

Die  Société Générale wies Spekulationen über finanzielle Schwierigkeiten des Geldhauses zurück. "Die Bank dementiert kategorisch jegliche Markgerüchte", sagte eine SocGen-Sprecherin. An dem außerplanmäßigen Treffen zur Wirtschaftslage im Elysee-Palast habe kein Vertreter der SocGen teilgenommen, hieß es aus dem Präsidentenamt.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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