BASF und Uniper Unternehmen verhandeln über Bezug von US-Flüssiggas
20.11.2022, 16:17 Uhr
Unter anderem BASF prüft den Bezug von LNG aus den USA.
(Foto: picture alliance / Daniel Kubirski)
Nach dem Wegfall russischen Gases suchen Unternehmen händeringend nach neuen Lieferanten. Ein Problem: Der Bedarf steigt, doch neue Quellen werden sich erst in einigen Jahren auftun. Ein weiteres Problem sind die Dauer der Lieferverträge und die Klimaziele einzelner Länder.
Deutsche Unternehmen, darunter der Chemiekonzern BASF und der verstaatlichte Energieversorger Uniper, haben in den vergangenen Wochen Gespräche mit LNG-Exporteuren in den USA und anderen Ländern über potenzielle Gaslieferungen geführt. Die Lieferungen könnten nach der Mitte des Jahrzehnts beginnen, wie Insider berichten.
Es wird allgemein erwartet, dass es für europäische Staaten schwieriger wird, Gas für die kommenden Winter zu beschaffen, da sie von den russischen Lieferungen weitgehend abgeschnitten sind und der weltweite Wettbewerb um die begrenzten Ressourcen verflüssigten Erdgases zunimmt. Bis etwa 2026, wenn die geplanten Projekte in den USA und Katar in Betrieb gehen, wird kaum zusätzliches LNG auf den Markt kommen, und Europa wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich um knappe Lieferungen konkurrieren.
Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine unterzeichneten einige europäische Unternehmen Verträge für US-LNG. Der Kontinent wird in den kommenden Jahren aber mehr davon brauchen. Die Verhandlungen seien ein Zeichen für die wachsende Besorgnis über die Energiesicherheit, so Insider. Die Gespräche sind kompliziert, denn während viele Europäer Gas für fünf bis zehn Jahre benötigen, zögern einige Unternehmens- und Regierungsvertreter, längerfristige Lieferverträge zu unterzeichnen.
Laufzeit der Verträge als Problem
Deutschland und andere europäische Länder hätten sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um den Verbrauch fossiler Brennstoffe drastisch zu senken. Die Unternehmen seien nun besorgt, dass sie für Gas, das sie nicht mehr benötigen, am Haken hängen könnten, berichten Insider. Deutsche Regierungsvertreter verfolgten die Diskussionen über Gaslieferungen, einschließlich separater Gespräche mit dem norwegischen Öl- und Gasunternehmen Equinor. Manchmal schlügen sie auch Unternehmen vor, mit denen Kontakt aufgenommen werden sollte, sagen einige der informierten Personen.
Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums sagte, der Gaseinkauf liege in der Verantwortung der Unternehmen. Equinor-Chef Anders Opedal hatte kürzlich erklärt: "Wir arbeiten eng mit der deutschen Industrie zusammen, um eine gemeinsame Basis für potenzielle künftige Investitionen zu finden", sowohl bei Öl und Gas als auch bei kohlenstoffarmer Energie.
Debatte um gemeinsame Einkäufe
EU-Beamte hatten vorgeschlagen, ein Kollektiv europäischer Unternehmen zu bilden, um die Gespräche über Gasgeschäfte zu koordinieren und den Brennstoff gemeinsam einzukaufen. So solle vermieden werden, dass die Unternehmen gegeneinander um dasselbe Gas bieten. Im Oktober hatte Bundesfinanzminister Christian Lindner seine Unterstützung für diese Idee bekundet.
Einige Führungskräfte der Unternehmen und Regierungsvertreter bezweifeln jedoch, dass ein solches Programm aufgrund der Komplexität des Gasmarktes und der unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Länder funktionierte - und einige Unternehmen verhandeln im Alleingang. "Wir sind nicht völlig überzeugt von den Vorteilen, die durch eine Bündelung der Gasbeschaffung auf europäischer Ebene erzielt werden können", sagte eine RWE-Sprecherin. Die Essener hatten im Mai einen unverbindlichen 15-Jahresvertrag mit dem US-amerikanischen LNG-Exporteur Sempra Infrastructure unterzeichnet. Sie sagte, RWE dränge die Regierungsvertreter, langfristige Gasverträge zu unterstützen.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ