Brüssel gibt grünes Licht VW darf MAN übernehmen
26.09.2011, 22:00 Uhr
Eine elfte Marke für Wolfsburg.
(Foto: REUTERS)
Brüssel macht den Weg für Volkswagen frei: Der Wolfsburger Autobauer darf den Münchener Lkw-Hersteller MAN ohne Auflagen übernehmen und als elfte Marke in die Konzernsstrukturen eingliedern. Der Wettbewerb sei nicht gefährdet, heißt es.
Die EU-Kommission hat Europas größtem Automobilkonzern Volkswagen grünes Licht für die Mehrheitsübernahme des Lastwagenbauers MAN gegeben.
Das Vorhaben beeinträchtige nicht den Wettbewerb in Europa, teilten die obersten Wettbewerbshüter nach einer Prüfung des Falls in Brüssel mit. Es gebe ausreichend Konkurrenz durch gut etablierte Anbieter. Die Behörde gab die Aufstockung der VW-Anteile bei MAN über die 50-Prozent-Schwelle ohne Auflagen frei. Die Kommission hatte die Folgen auf die Märkte für schwere Lastwagen, Busse, Chassis sowie Dieselmotoren untersucht.
Der Wolfsbürger Autobauer kontrolliert nach seinem Pflichtangebot knapp 56 Prozent von MAN. Die VW-Spitze will auf dem aussichtsreichen Markt für Schwerlastwagen mitspielen und einen eigenen Lastwagenkonzern aus MAN und der schwedischen VW-Tochter Scania unter VW-Führung bilden. Mit diesem Ziel hatte sich Volkswagen im Juli die Mehrheit bei MAN gesichert. Die Aktion kostet VW nach früheren Angaben 3,4 Mrd. Euro.
Europas größter Autohersteller hatte den Schritt im August in Brüssel zur Fusionskontrolle angemeldet. Den Unmut der EU-Kommission zog sich VW zu, als vorzeitig Personalpläne für den Aufsichtsrat des noch unabhängigen Unternehmens MAN bekannt wurden. Die Brüsseler Behörde teilte VW daraufhin mit, wegen " " halte man die Wahl der drei VW-Vorstände nicht für angemessen. Daraufhin lenkten die Wolfsburger ein.
Nach der Aufstockung seines Aktienpakets auf mehr als 30 Prozent hatte VW den MAN-Aktionären im Mai ein Pflichtangebot unterbreitet. Der Lkw- und Maschinenbau-Spezialist MAN aus München verliert damit nach 253 Jahren seine Eigenständigkeit und wird zur elften VW-Konzernmarke.
Nach Ansicht der Kommission gibt es auch nach der Fusion auf dem Markt für Busse und Lastwagen viele starke Anbieter wie Daimler, Volvo, Iveco, DAF für Lastwagen beziehungsweise Daimler, Volvo, Iveco, Solaris und VDL für Busse.
Schritte in Richtung Weltspitze
Die EU-Kommission ist für die Kartellaufsicht und Fusionskontrolle zuständig, wenn die betroffenen Unternehmen gemeinsam auf einen Weltumsatz von über 5 Mrd. Euro kommen und ein Teil davon in den EU-Staaten erzielt wird. Mit den Prüfungen soll verhindert werden, dass Firmen nach einem Zusammenschluss den Markt beherrschen und die Konkurrenz verdrängen.
Volkswagen muss sich die Kontrolle des Münchner Konzerns weltweit von den Behörden in etwa 20 Ländern genehmigen lassen. Als größte Hürde dabei galt die EU-Kommission, weil beide Unternehmen in Europa die meisten Geschäfte machen. Mit der Freigabe aus Brüssel kann sich VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech nun daran machen, die lange geplante Lkw-Allianz der schwedischen VW-Tochter Scania mit MAN umzusetzen. Dabei würden sich die beiden Lkw-Bauer zusammen nach Berechungen von Experten in Europa ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Volvo um Rang zwei in der Branche hinter Daimler liefern. Weltweit dürfte VW im Lkw-Geschäft dann einen Platz unter den ersten sieben einnehmen.
Mit MAN als elfter Marke kommen gut 52.000 Mitarbeiter zu dem Wolfsburger Riesenkonzern hinzu, der zur Jahresmitte bereits 435.000 Beschäftigte zählte. Die Zusammenarbeit mit MAN und der schwedischen Scania soll früheren Angaben zufolge Kostenvorteile bei Einkauf, Entwicklung und Produktion von mindestens 200 Mio. Euro im Jahr ermöglichen. Langfristig sollen sogar Synergieeffekte von bis zu einer Milliarde Euro möglich sein.
Quelle: ntv.de, dpa/rts